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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe
Autoren: Joanne K. Rowling
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bisschen, da sind sie!«, rief Tante Petunia hellauf entsetzt – und schon marschierte Dudleys bester Freund, Piers Polkiss, in Begleitung seiner Mutter herein. Piers war ein magerer Junge mit einem Gesicht wie eine Ratte. Meist war es Piers, der den anderen Kindern die Arme auf dem Rücken festhielt, während Dudley auf sie einschlug. Sofort hörte Dudley auf mit seinem falschen Weinen.
    Eine halbe Stunde später saß Harry, der sein Glück noch nicht fassen konnte, zusammen mit Piers und Dudley hinten im Wagen, auf dem Weg zum ersten Zoobesuch seines Lebens. Onkel und Tante war einfach nichts Besseres eingefallen, doch bevor sie aufgebrochen waren, hatte Onkel Vernon Harry beiseitegenommen.
    »Ich warne dich«, hatte er gesagt und war mit seinem großen purpurroten Gesicht dem Harrys ganz nahe gekommen, »ich warne dich jetzt, Junge – irgendwelche krummen Dinger, auch nur eine Kleinigkeit – und du bleibst von heute bis Weihnachten im Schrank.«
    »Ich mach überhaupt nichts«, sagte Harry, »ehrlich …«
    Doch Onkel Vernon glaubte ihm nicht. Nie glaubte ihm jemand.
    Das Problem war, dass oft merkwürdige Dinge um Harry herum geschahen, und es hatte einfach keinen Zweck, den Dursleys zu sagen, dass er nichts dafür konnte.
    Einmal, als Harry wieder einmal vom Friseur kam und so aussah, als sei er gar nicht dort gewesen, hatte sich Tante Petunia voll Überdruss eine Küchenschere gegriffen und sein Haar so kurz geschnitten, dass er am Ende fast eine Glatze hatte. Nur über der Stirn hatte sie noch etwas übrig gelassen, um »diese schreckliche Narbe zu verdecken«. Dudley hatte sich dumm und dämlich gelacht bei diesem Anblick, und Harry machte in dieser Nacht kein Auge zu beim Gedanken, wie es ihm am nächsten Tag in der Schule ergehen würde, wo sie ihn ohnehin schon wegen seiner ausgebeulten Sachen und seiner zusammengeklebten Brille hänselten. Am nächsten Morgen jedoch wachte er auf und fand sein Haar genauso lang vor, wie es gewesen war, bevor Tante Petunia es ihm abgesäbelt hatte. Dafür hatte er eine Woche Schrank bekommen, obwohl er versucht hatte zu erklären, dass er sich nicht erklären konnte, wie das Haar so rasch wieder gewachsen war.
    Ein andermal hatte Tante Petunia versucht, ihn in einen ekligen alten Pulli von Dudley zu zwängen (braun mit orangeroten Bommeln). Je verzweifelter sie sich mühte, ihn über Harrys Kopf zu ziehen, desto enger schien er zu werden, bis er am Ende vielleicht noch einer Babypuppe gepasst hätte, aber sicher nicht Harry. Tante Petunia gab sich schließlich mit der Erklärung zufrieden, er müsse wohl beim Waschen eingelaufen sein, und zu Harrys großer Erleichterung bestrafte sie ihn nicht.
    Andererseits war er in schreckliche Schwierigkeiten geraten, weil man ihn eines Tages auf dem Dach der Schulküche gefunden hatte. Dudleys Bande hatte ihn wie üblich gejagt, als er auf einmal, und zwar ebenso verdutzt wie alle andern, auf dem Kamin saß. Die Dursleys bekamen daraufhin in einem sehr wütenden Brief von Harrys Schulleiterin zu lesen, Harry sei das Schulhaus emporgeklettert. Doch alles, was er hatte tun wollen, war (wie er Onkel Vernon durch die verschlossene Tür seines Schranks zurief), hinter die großen Abfalleimer draußen vor der Küchentür zu springen. Vielleicht, überlegte Harry, hatte ihn der Wind mitten im Sprung erfasst und hochgetragen.
    Doch heute sollte nichts schiefgehen. Um den Tag bloß nicht in der Schule, seinem Schrank oder in Mrs Figgs nach Kohl riechendem Wohnzimmer verbringen zu müssen, nahm er sogar die Gesellschaft von Dudley und Piers in Kauf.
    Während der Fahrt beschwerte sich Onkel Vernon bei Tante Petunia. Er beklagte sich gerne: die Leute im Büro, Harry, der Stadtrat, Harry, die Bank und Harry waren nur einige seiner Lieblingsthemen. Heute Morgen waren es die Motorradfahrer.
    »… jagen hier lang wie die Verrückten, diese jungen Rowdys«, klagte er, als ein Motorrad sie überholte.
    »Ich habe von einem Motorrad geträumt«, sagte Harry, der sich plötzlich wieder daran erinnerte. »Es konnte fliegen.«
    Onkel Vernon knallte beinahe in den Vordermann. Er drehte sich auf seinem Sitz ganz nach hinten um, das Gesicht wie eine riesige Scheibe Rote Bete mit Schnurrbart, und schrie Harry an: » MOTORRÄDER FLIEGEN NICHT !«
    Dudley und Piers wieherten.
    »Das weiß ich«, sagte Harry. »Es war ja nur ein Traum.«
    Hätte er bloß nichts gesagt, dachte er. Wenn es etwas gab, was die Dursleys noch mehr hassten als seine Fragen, dann
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