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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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oder?“
    „Kommt drauf an, wie du ‚geregelt’ definierst. Das hier eben war eine Küchentisch-OP der denkbar primitivsten Sorte, aber die Wunde dürfte geschlossen bleiben, wenn unser Mann damit nicht groß rumläuft. Dennoch sollte er sich so schnell wie möglich von einem richtigen Mediziner untersuchen lassen.“ Butters runzelte konzentriert die Stirn. „Ich brauche noch eine Minute, ja? Dann ist alles dicht.“
    „Lass dir Zeit! Ich habe es nicht eilig.“
    Schweigend nähte Butters den Schnitt und deckte die Wunde mit Verbandsmull ab, ehe er sich den kleineren Verletzungen zuwandte. Bei den meisten reichte eine Bandage, eine besonders hässliche musste er mit ein paar Stichen nähen. Die Brandwunde versorgte er mit einem örtlich wirkenden Antibiotikum und schützte sie vorsichtig mit einer Lage aus feiner Verbandsgaze.
    „So!“, sagte er schließlich. „Es ist alles so gut es ging steril, aber wenn trotzdem eine Infektion auftritt, würde mich das nicht groß wundern. Wenn er fiebert oder sich eine sehr starke Schwellung bildet, hast du die Wahl – entweder du schaffst ihn in ein Krankenhaus oder ins Leichenschauhaus.“
    „Verstanden“, sagte ich leise.
    „Jetzt gehört er aber erst einmal ins Bett. Er muss es warm haben.“
    „Gut.“
    Wir hoben Morgan gleich mit der Papierabdeckung hoch, auf der er lag, und schafften ihn in das einzige Bett in der Wohnung, das schmale Einzelbett in meinem Schlafzimmer. Dorthinein passte kein größeres Bett, das Zimmer selbst war ja kaum geräumiger als ein Kleiderschrank. Wir deckten Morgan zu.
    „Eigentlich gehört er an einen Tropf mit einer Kochsalzlösung“, meinte Butters. „Eine Einheit Blut könnte auch nicht schaden, wenn wir schon mal beim Thema sind, und Antibiotika braucht er auf jeden Fall, aber ich kann keine Rezepte ausstellen.“
    „Das regele ich schon“, sagte ich.
    Butters verzog das Gesicht. Er schien ein paar Mal etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber immer anders.
    „Harry?“, fragte er schließlich doch noch. „Du bist ja selbst im Weißen Rat, oder?“
    „Bin ich.“
    „Wächter bist du auch, habe ich das richtig verstanden?“
    „In der Tat.“
    Butters schüttelte den Kopf. „Dann sind also deine eigenen Leute hinter dem Typen her? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Freundsprünge machen, wenn sie ihn hier bei dir vorfinden.“
    Ich zuckte die Achseln. „Über irgendwas regen die sich immer auf.“
    „Ich meine das ernst, Harry. Du kannst dir eine Menge Ärger einhandeln. Warum willst du ihm helfen?“
    Einen Moment lang starrte ich schweigend auf Morgans blasses, erschlafftes Gesicht.
    „Weil Morgan nie gegen die Gesetze der Magie verstoßen würde“, sagte ich leise. „Nie. Auch dann nicht, wenn es ihn das Leben kosten würde.“
    „Da scheinst du dir ganz sicher zu sein.“
    Ich nickte. „Da bin ich mir absolut sicher, und ich helfe ihm, weil ich weiß, wie es ist – wenn die Wächter wegen einer Sache, die man gar nicht gemacht hat, hinter einem her sind.“ Ich stand auf und wandte mich von dem Ohnmächtigen in meinem Bett ab. „Das weiß ich besser als jeder andere. Jeder andere Lebende.“
    Butters schüttelte den Kopf. „Irgendwie bist du ganz schön verrückt.“
    „Vielen Dank für die Blumen!“
    Er begann, alles zu säubern, was er während der improvisierten OP aus seinem Köfferchen geholt hatte. „Wie steht es mit deinen Kopfschmerzen?“
    Ich litt seit ein paar Monaten unter ständig heftiger werdenden Migräneanfällen. „Prima.“
    „Ja, klar“, meinte Butters trocken. „Mir wäre es wirklich lieb, wenn du es doch noch einmal mit einem MRT versuchen würdest.“
    Magier und Technologie – das war eine heikle Sache. Von friedlicher Koexistenz konnte man da kaum sprechen, und so ein MRT gehört nun mal leider in den Bereich Technologie. „Eine Taufe mit Feuerlöschschaum pro Jahr reicht mir völlig“, wehrte ich ab.
    „Es könnte was Ernsthaftes sein“, warnte Butters. „Kopf und Nacken – damit spaßt man nicht. Da gehen zu viele wichtige Dinge ab.“
    „Die Schmerzen sind ja auch schon weniger geworden“, log ich tapfer.
    „Schwachsinn.“ Butters warf mir einen Blick zu, der es mit einem Schlagbohrer hätte aufnehmen können. „Du hast doch gerade wieder welche, oder?“
    Mein Blick glitt von Butters hinüber zu Morgan, der friedlich auf meinem Bett ruhte. „Momentan“, gestand ich seufzend ein, „habe ich höllische Kopfschmerzen.“

2. Kapitel
    M organ
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