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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
Autoren: Michael Connelly
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behalten. Auch hier dachte sie wieder an die Zukunft. McCaleb wusste, dass ihr Partner sie auf die Konjunktivalpetechie aufmerksam gemacht hatte, die mit jeder Schnürstrangulation einherging. Allerdings handelte es sich dabei um ein Detail, auf das die Geschworenen von einem Gerichtsmediziner, nicht von einem Detective aufmerksam gemacht werden sollten.
    Das mittellange Haar des Toten war mit Blut verklebt und an seiner linken Gesichtshälfte hatte sich im Eimer eine kleine Lache gebildet. Winston begann, den Kopf zu betasten und auf der Suche nach der Herkunft des Bluts mit den Fingern durch das Haar zu streichen. Schließlich fand sie die Stelle. Um sie sich anzusehen, zog sie das Haar so weit wie möglich zurück.
    »Gehen Sie noch näher ran, Barney, wenn es geht«, sagte sie.
    Die Kamera kam näher heran. McCaleb sah eine kleine runde Punktur, die jedoch die Schädeldecke nicht zu durchdringen schien. Er wusste, dass die Blutmenge nicht immer der Schwere einer Verletzung entsprach. Selbst bei kleinen, harmlosen Verletzungen der Kopfhaut konnte eine Menge Blut austreten. Eine vollständige formelle Beschreibung der Wunde würde er im Obduktionsbefund finden.
    »Barn, nehmen Sie das auf«, sagte Winston, ihre Stimme eine Spur höher als ihre bisherige monotone Leier. »Da ist was auf das Klebeband beziehungsweise den Knebel geschrieben.«
    Sie hatte es entdeckt, als sie den Kopf untersucht hatte. Die Kamera fuhr näher ran. Da, wo das Klebeband über den Mund des Toten ging, konnte McCaleb ganz schwach ein paar Buchstaben darauf erkennen. Sie schienen mit Tinte geschrieben, aber der restliche Text war vom Blut unkenntlich gemacht worden. Er konnte nur ein Wort der Nachricht erkennen.
    »Cave«, las er laut, das englische Wort für Höhle. »Cave?«
    Dann kam ihm der Gedanke, dass es sich vielleicht nur um einen Teil eines Worts handelte. Aber außer cavern, das ebenfalls Höhle bedeutet, fiel ihm kein längeres Wort ein, das diese Buchstaben in dieser Reihenfolge enthielt.
    McCaleb hielt das Bild an und starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Was er da vor sich sah, versetzte ihn in die Zeit zurück, als er noch als Profiler gearbeitet hatte, als ihn fast jeder Fall, den er zugeteilt bekam, vor dieselbe Frage gestellt hatte: Was für einem finsteren, gequälten Hirn ist das entsprungen?
    Wörter von einem Mörder waren immer bedeutsam und stellten einen Fall auf eine höhere Ebene. In den meisten Fällen bedeutete es, dass der Mord ein Statement war, eine Botschaft, die vom Mörder an das Opfer übermittelt wurde und dann von den Ermittlern an die Welt.
    Er stand auf, nahm einen der alten Aktenbehälter aus der oberen Koje und ließ ihn schwer auf den Boden plumpsen. Dann entfernte er rasch den Deckel und begann die Ordner nach einem Notizbuch mit ein paar unbeschriebenen Seiten zu durchforsten. Beim FBI war es McCalebs Ritual gewesen, jeden neuen Fall mit einem frischen Spiralnotizbuch zu beginnen. Nach einer Weile stieß er auf einen Ordner, in dem sich nur ein BAR-Formular und ein Notizbuch befanden. Aus dem geringen Umfang der Akte schloss er, dass es ein kurzer Fall war. Das Notizbuch musste also noch jede Menge leere Seiten enthalten.
    Er blätterte das Notizbuch durch und stellte fest, dass es so gut wie unbenutzt war. Dann nahm er das Bureau-Assistance-Request-Formular heraus, mit dem eine Polizeidienststelle die Unterstützung des FBI beantragt hatte, und überflog kurz die erste Seite, um zu sehen, um welchen Fall es sich handelte. Obwohl das Ganze fast zehn Jahre zurücklag – er hatte damals noch von Quantico aus operiert –, konnte er sich sofort an den Fall erinnern, weil er ihn mit einem einzigen Anruf gelöst hatte. Der Antrag war von einem Detective aus White Elk, Minnesota, gestellt worden. Seinem beigefügten Bericht zufolge waren zwei Männer, die gemeinsam ein Haus bewohnten, im Suff in Streit geraten; sie hatten sich gegenseitig zum Duell herausgefordert und sich schließlich im Garten des Hauses mit zwei aus zehn Metern Entfernung gleichzeitig abgefeuerten Schüssen getötet. Was die beiden Tötungsdelikte anging, brauchte der Detective keine Hilfe, denn hier war der Fall sonnenklar. Aber es gab da ein Detail, das er sich nicht erklären konnte. Bei der Durchsuchung des Hauses der Opfer hatten die Ermittler in der Kühltruhe im Keller eine seltsame Entdeckung gemacht. In eine Ecke der Kühltruhe waren mehrere Plastiktüten mit jeder Menge benutzter Tampons unterschiedlicher Marken und
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