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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton
Autoren: Michael Connelly
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gingen zu einer Stelle links vom Graben, wo sie sprechen konnten, ohne gehört zu werden.
    »Nun?« fragte Pounds. »Was haben wir vor uns?«
    »Es sieht nach Churchs Handschrift aus«, sagte Bosch.
    »Scheiße«, fluchte Edgar.
    »Weshalb bist du dir so sicher?« wollte Pounds wissen.
    »Soweit ich sehen kann, stimmt es in jedem Detail mit der Vorgehensweise des Puppenmachers überein. Einschließlich der Signatur. Sie ist da.«
    »Die Signatur?« fragte Edgar.
    »Das weiße Kreuz auf dem Zehennagel. Dieses Detail haben wir während der Fahndung zurückgehalten, mit den Reportern konnten wir eine Vereinbarung treffen.«
    »Könnte es ein Nachahmungstäter sein?« schlug Edgar vor.
    »Möglicherweise. Die Öffentlichkeit erfuhr erst von dem weißen Kreuz, als wir die Akte schlossen. Danach hat Bremmer von der Times das Buch über den Fall geschrieben. Darin wurde es erwähnt.«
    »Also haben wir es mit einem Nachahmungstäter zu tun.«
    »Das hängt davon ab, wann sie starb«, erwiderte Bosch. »Das Buch erschien ein Jahr nach Churchs Tod. Wenn sie danach starb, ist jemand in seine Fußstapfen getreten. Wenn sie vorher einbetoniert wurde, dann weiß ich nicht …«
    »Scheiße«, sagte Edgar.
    Bosch dachte einen Moment nach, bevor er wieder sprach.
    »Wir haben es mit verschiedenen Möglichkeiten zu tun. Vielleicht ist es ein Nachahmungstäter oder Church hatte einen Komplizen, und wir haben’s übersehen. Oder – möglicherweise habe ich den falschen Typ umgelegt. Egal wer den Brief geschrieben hat, vielleicht sagt er die Wahrheit.«
    Die letzten Worte riefen in der folgenden Stille die gleiche Reaktion hervor wie Hundescheiße auf dem Bürgersteig. Jeder weicht ihr vorsichtig aus, ohne sie allzu genau zu betrachten.
    »Wo hast du den Brief?« fragte Bosch endlich Pounds.
    »In meinem Wagen. Ich hol’ ihn. Aber was meinst du damit, daß er eventuell einen Komplizen hatte?«
    »Ich meine, falls Church für diese Leiche verantwortlich ist, von wem kommt dann der Brief? Er ist ja schließlich tot. Es kann nur jemand sein, der weiß, daß er der Täter war und wo er sie versteckte. In dem Fall ist die Frage, wer ist diese zweite Person? Ein Partner? Hatte Church bei seinen Morden einen Helfer, von dem wir nichts wußten?«
    »Erinnerst du dich an den Hillside-Würger?« warf Edgar ein. »Am Ende stellte sich heraus, daß es zwei waren. Vettern mit dem gemeinsamen Hang, junge Frauen zu töten.«
    Pounds machte einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, als wolle er einen Fall exerzieren, der seine Karriere gefährden könnte.
    »Könnte es die Anwältin sein?« sagte Pounds. »Nehmen wir mal an, Churchs Frau weiß, wo er die Leichen vergraben hat. Sie sagt es Chandler, und Chandler denkt sich diesen Plan aus, schreibt einen Brief wie der Puppenmacher und läßt ihn im Revier liegen. Eine todsichere Methode, dir den Prozeß zu vermasseln.«
    Bosch erwog die Möglichkeit. Sie schien plausibel zu sein. Doch dann entdeckte er die Brüche; sie zogen sich durch alle Hypothesen.
    »Aber warum würde Church manche Leichen vergraben und andere nicht? Der Seelenklempner, der damals das Fahndungsteam beraten hat, vertrat die Ansicht, daß die Zurschaustellung der Opfer exhibitionistisch war. Gegen Ende, nach der siebten Leiche, begann er die Briefe an uns und die Zeitung zu schicken. Es ergibt keinen Sinn. Warum waren einige Leichen für jedermann zu finden und andere einbetoniert.«
    »Da hast du recht«, sagte Pounds.
    »Ich glaube an einen Nachahmungstäter«, meinte Edgar.
    »Aber warum sollte man jemanden in allen Details nachahmen – einschließlich der Signatur – und dann die Leiche vergraben?« fragte Bosch.
    In Wirklichkeit fragte er nicht seine Kollegen, sondern sich selbst. Eine Weile standen sie schweigend, bis jeder von ihnen einzusehen begann, daß die plausibelste Erklärung war, daß der Puppenmacher noch lebte.
    »Egal, wer es war, warum hat er den Brief geschrieben?« sagte Pounds, er war sehr erregt. »Warum gibt er einen Brief für uns ab. Er war praktisch davongekommen.«
    »Weil er beachtet werden will«, sagte Bosch. »Wie der Puppenmacher. Und wie dieser Prozeß.«
    Das Schweigen schlug wieder über ihnen zusammen.
    »Der Schlüssel …« sagte Bosch endlich, »… ist ihre Identität. Wir müssen herausfinden, wie lange sie einbetoniert war. Dann wissen wir, woran wir sind.«
    »Also, was machen wir jetzt?« fragte Edgar.
    »Ich werde dir sagen, was wir tun«, erklärte Pounds. »Wir sagen kein
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