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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11
Autoren: Charlaine Harris
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respektvoller und
optimistischer.
    »Er war
sechzehn, das älteste Kind meines Sohnes Parker.« Sie scheute sich nicht, die
Vergangenheitsform zu verwenden. Sie sah die Frage in unseren Gesichtern.
    »Ich weiß,
dass er tot ist«, sagte Twyla, das runde Gesicht ganz starr vor Trauer. »Er
würde niemals weglaufen, wie die Polizei behauptet hat. Er würde nie so lange
wegbleiben, ohne sich zu melden.«
    »Er ist
jetzt seit drei Monaten verschwunden?«, fragte ich. Wir wussten bereits genug
über Jeff McGraw, aber ich hätte es unhöflich gefunden, nicht zu fragen.
    »Seit dem
zwanzigsten Oktober.«
    »Und niemand
hat etwas von ihm gehört?« Ich kannte die Antwort auf meine Frage, trotzdem
musste ich sie stellen.
    »Nein, und
er hatte keinen Grund wegzulaufen. Er spielte in der College-Footballmannschaft,
hatte eine Freundin, er und seine Eltern haben sich gut verstanden. Parker -
Parker McGraw war mein Nachname, bevor ich Archie heiratete
- Parker hat den Jungen über alles geliebt. Er und Bethalynn haben noch Carson, er ist jetzt zwölf. Aber ein Kind kann man nicht
ersetzen, und schon gar nicht das Erstgeborene. Sie sind alle vollkommen am
Boden zerstört.«
    »Sie werden
sicherlich verstehen«, hob ich vorsichtig an, um gleich darauf noch einmal
stumm zu überlegen, wie ich die folgenden Worte am besten formulieren sollte.
»Sie werden sicherlich verstehen, dass ich irgendeinen Anhaltspunkt brauche, wo
ich mit meiner Suche beginnen soll. Denn sonst kann ich ewig in dieser Stadt
herumirren, ohne etwas ausfindig zu machen. Sheriff Rockwell
meinte, sie hätte da bereits eine Idee.« Amerika ist riesig. Wie riesig, merkt
man erst, wenn man etwas sucht, das so groß ist wie eine Leiche.
    »Erzählen
Sie mir, wie Sie arbeiten«, sagte sie.
    Es war toll,
jemanden kennenzulernen, der so sachlich blieb.
    »Wenn Sie
ein Gebiet für wahrscheinlicher halten als ein anderes, dann beginne ich dort
mit dem Erkunden«, sagte ich. »Das kann dauern, das kann lange dauern.
Vielleicht bin ich auch nicht erfolgreich.«
    Sie fegte
meinen Einwand beiseite. »Wie werden Sie wissen, dass er es ist?«
    »Oh, das
weiß ich einfach. Außerdem habe ich sein Foto gesehen. Das Problem ist nur,
dass überall Tote herumliegen. Ich muss mich da erst
durchwühlen.«
    Sie wirkte
erstaunt. Nach kurzem Nachdenken nickte sie. Wieder eine Reaktion, die ich
nicht gewohnt war.
    »Wenn er
sich in einem der Gebiete befindet, auf die Sie mich hinweisen, werde ich ihn
finden. Wenn nicht, und da möchte ich Ihnen gar nichts vormachen, kann es gut
sein, dass ich Jeff niemals ausfindig mache. Welche Informationen haben Sie,
die meine Suche einschränken könnten?«
    »Sein Handy.
Es wurde auf der Madison Road gefunden.
    Ich kann
Ihnen die genaue Stelle zeigen.« Sie zeigte mir Jeffs Foto, allerdings ein
anderes als das auf dem Polizeirevier. Es war eine professionelle Aufnahme von
Jeff und seiner Familie, seine Großmutter war auch mit auf dem Bild. Früher
brach es mir das Herz, die Menschen auf Fotos noch am Leben zu sehen, im Kreise
ihrer Lieben. Jetzt konzentriere ich mich nur noch auf ihre persönlichen
Merkmale und hoffe sie wiederzuerkennen, auch wenn nur noch ein paar verstreute
Gebeine von ihnen übrig sind. Denn damit verdiene ich nun mal unseren
Lebensunterhalt.
    Aber dieser
Auftrag hier in Doraville war irgendwie anders. Zeit spielt keine große Rolle,
wenn man es mit Toten zu tun hat, sie gehen nirgendwo mehr hin. Es sind die
Lebenden, die es eilig haben. Aber in diesem Fall war die Zeit ein wichtiger
Faktor. Wenn Sheriff Rockwell recht hatte, hatten wir
es mit einem Serienmörder zu tun, der sich jeden Moment ein weiteres Opfer
holen konnte. Bisher hatte er noch nie im Winter zugeschlagen, aber das konnte
sich ändern. Warum sollte er den Schneematsch nicht ausnutzen und noch ein
richtiges Gemetzel anrichten, bevor der Boden fror?
    Wenn wir die
vermissten Jungen finden würden, hoffte ich doch sehr, dass irgendetwas daran,
wie, wo oder womit sie verscharrt waren, Hinweise zur Entlarvung des Täters
gäbe. Ich weiß sehr wohl, dass wir eines Tages alle sterben müssen. Aber ich
hasse die Mörder von Jugendlichen, weil sie ein Leben zerstören, das noch so
viel Potenzial hat. Ich weiß auch, dass das nicht logisch ist. Selbst ein
fünfundsiebzigjähriger hoffnungsloser Säufer kann einer Frau noch einen Schubs
versetzen, um sie vor einem heranrasenden Auto zu retten, und die Welt im
Kleinen entscheidend verändern. Aber der Tod von Kindern ist immer
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