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Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)

Titel: Hardcore Zen: Punk Rock, Monsterfilme & die Wahrheit über alles (German Edition)
Autoren: Brad Warner
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jede falsche Zuflucht nieder, in der du dich vor der Wahrheit verstecken könntest, und zwingt dich, nackt vor dem zu sitzen, was wirklich ist. Das ist echte Zuflucht.
    Die Wirklichkeit wird sich dir auf unmissverständliche Weise kundtun, sobald du lernst, ihr zuzuhören. Zu lernen, der Wirklichkeit zuzuhören, ist allerdings nicht einfach. Du bist so sehr daran gewöhnt, die Wirklichkeit niederzubrüllen, sie komplett in deinen eigenen Meinungen und Ansichten zu ersäufen, dass du vielleicht nicht mal mehr in der Lage bist, die Stimme der Wirklichkeit zu erkennen. Das ist allerdings ’ne komische Sache, da die Wirklichkeit das Allergrellste und Auffälligste ist, was es überhaupt gibt. Wie die Frau in den alten Palmolive ® -Werbespots schon sagte: „Du badest darin!“ Und doch haben wir vergessen, wie wir sie erkennen können.
    Dein gesamtes Leben lang hast du gelernt, mit der Wirklichkeit umzugehen, indem du bestimmte Dinge ausschließt, Dinge in Kategorien aufteilst, zwischen diesem und jenem unterscheidest. Doch die Wirklichkeit beinhaltet all jene Dinge, die wir „falsch“ nennen, all jene Dinge, die wir „übel“ nennen, all jene Dinge, die wir hassen, weil wir in unseren Herzen wissen, dass es schlechte Dinge sind. Wir können nur dann wissen, was „schlecht“ ist, wenn wir es in uns selbst entdecken und das entsprechende Etikett aufkleben. Doch was stattdessen passiert, ist, dass wir psychische Scheuklappen anlegen, die uns davon abhalten zu sehen, dass das, was wir als schlecht ansehen, Teil unseres eigenen psychischen Aufbaus ist. Der Wirklichkeit, so wie sie ist, gegenüberzutreten, bedeutet, dass wir uns sogar die schlechten Dinge an uns selbst anschauen müssen, die Dinge, von denen wir krampfhaft glauben wollen, sie seien nicht da, weil wir uns so verzweifelt an die Idee klammern, wir seien „gut“.
    Und im Bewusstsein dessen, was wirklich in uns steckt, müssen wir trotzdem üben, gut zu sein. Buddhismus zu praktizieren bedeutet, sich dessen bewusst zu sein, was hier und jetzt ist. Und das ist nicht einfach.
    Das Wort
Buddhismus
bedeutet eine Menge verschiedener Dinge für eine Menge verschiedener Leute – Zeug wie das
Tibetische Buch der Toten
, jene Vietnamesen, die sich in den 60ern auf offener Strasse selbst verbrannten, und den
Aum Shinri Kyo
Kult, der Giftgas in Tokios U-Bahn ausströmen ließ. Für die Japaner bedeutet der Buddhismus Beerdigungen und Tempel und das beliebte Fernsehbild von Mönchen, die mitten im Winter nackt unter Wasserfällen stehen. *
    Hollywood hat Buddhismus in eine seichte Religion voller lächelnder alter Glatzköpfe verwandelt, die Worte ohne Bedeutung im Ton der höchsten Autorität absondern. Regale in Buchläden ächzen unter dem Gewicht von Schrott wie
Zig Zag Zen
und dutzender geistloser und rührseliger Wälzer mit dem Wort
Zen
im Titel und irgend ’nem heiteren Bild auf dem Umschlag.
    Dann gibt’s noch die von der Popkultur abgesegnete Liste der pseudo-buddhistischen Meister, Leute wie Ken Wilber, für die das Ziel des Buddhismus irgendein imaginärer „formloser Zustand“ ist, oder andere, für die das Ziel des Buddhismus aus einem Hirngespinst namens S
atori
besteht. Oder Allan Hunt Badiner und der Rest der
Zig Zag Zen
-Crew, für die das Ziel des Buddhismus darin zu bestehen scheint, sich die ultimative Dröhnung zu geben.
    Ich hab’ einmal ’nen „buddhistischen Meister“ gesehen, der seinen Schülern erzählte: „Ich kann euch innerhalb von drei Jahren zum vollen Erwachen führen!“ Und offenbar beinhaltete dieses „volle Erwachen“ Sitzungen in Isolationstanks, Unterricht im Fallschirmspringen und Ferien an exotischen Schauplätzen Asiens – wobei die Schüler sämtliche Hotel-, Verpflegungs- und Reisekosten des Lehrers blechen durften. Fragt mich nicht, wie das funktionieren soll – ich konnt’s auch nicht nachvollziehen. Doch das ist nicht Buddhismus. Nicht mal im Ansatz.
    Die Sorte Fantasien, die solche Leute fördern, richtet extrem viel Schaden an. Fantasien davon, ins Nichts zu zerfließen, unglaubliche Visionen zu haben, Gipfel-Erfahrungen zu machen und sie ewig anhalten zu lassen, sollten um jeden Preis vermieden werden. Glaub nur ans Universum, wie es gerade jetzt ist. Sieh die Welt und dich selbst als das, was sie sind. Lass dich nicht von deiner Einbildung täuschen, ganz egal, wie schön sie auch sein mag.
    Dogen erzählt im
Shobogenzo
eine treffliche Geschichte dazu: Ein Mönch läuft draußen herum und stößt
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