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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal
Autoren: Thomas Harris
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ihrem allabendlichen Gang über den Markt eintrudelten und die Ware beäugten und an ihr schnupperten, Das Sonnenlicht zauberte im feinen Sprühregen draußen am Tisch, wo die Fische ausgenommen und gesäubert wurden, einen Regenbogen in die Luft. Ein südamerikanisch wirkender Mann mit stämmigen Unterarmen schlitzte gerade mit einem geschwungenen Messer geschickt einen Mako -Hai auf und spülte den riesigen Fisch mit dem harten Strahl einer Spritzpistole ab. Das blutige Wasser lief in den Rinnstein, und Starling hörte es unter dem Lieferwagen glucksen. Starling beobachtete den Fahrer dabei, wie er den Fischhändler ansprach, diesem eine Frage stellte. Der Fischhändler schaute auf seine Armbanduhr, zuckte mit den Achseln und wies mit der Hand auf ein nahegelegenes Cafe. Der Fahrer wanderte noch ein paar Minuten ziellos über den Markt, zündete sich eine Zigarette an und trollte sich dann in Richtung Cafe davon. Irgendwo orgelte eine Jukebox »La Macarena«, und das mit einer solchen Lautstärke, daß es Starling noch im Lieferwagen klar und deutlich hörte. Nie wieder in ihrem Leben sollte sie dieses Lied ertragen können. Die Tür, auf die es ankam, lag rechts von ihnen. Eine doppelte Tür aus Stahl. Davor eine Betonstufe. Starling wollte gerade das Periskop freigeben, als sich die Tür öffnete. Ein großer Weißer, bekleidet mit einem
Hawaiihemd und Sandalen, trat heraus. Mit der einen Hand hielt er einen Schulranzen vor seine Brust gepreßt. Die andere ruhte, den Blicken entzogen, dahinter. Ein drahtiger Schwarzer mit einem Regenmantel über dem Arm tauchte hinter ihm in der Türfüllung auf. »Aufgepaßt!« zischte Starling. Hinter den beiden Männern erschien, Nofretete gleich, Evelda Drumgo. Ihr schönes Gesicht spähte prüfend über deren Schultern. »Soeben verläßt Evelda mit zwei Leuten das Haus. Es sieht ganz danach aus, als ob die beiden bewaffnet sind«, sagte Starling. Sie konnte sich nicht schnell genug vom Okular lösen und krachte mit Brigham zusammen. Starling setzte ihren Helm auf. Brigham gab über Funk durch: »An alle Einheiten, wir schlagen zu: Showdown, Showdown. Sie kommt auf unserer Seite raus. Wir gehen rein.« »Wir schalten sie mit so wenig Aufsehen wie möglich aus«, sagte Brigham. Er entsicherte seine Waffe. »Das Boot trifft in dreißig Sekunden hier ein. In diesem Sinne, ab in die Rinne.« Starling landete zuerst auf dem Boden. Eveldas Zöpfe flogen, als sie den Kopf herumriß. Starling brüllte, die Männer mit den Waffen im Anschlag neben sich wissend: »Alles runter auf den Boden. Ich sagte, runter mit euch auf den Boden.« Evelda schob sich zwischen die beiden Männer. Sie trug ein Wikkeltuch um den Hals, in dem ein Baby lag. »Warte, wartet, wir wollen keinen Ärger«, sagte sie zu den beiden Männern an ihrer Seite. »Wartet, wartet.« Gemessenen Schrittes, ganz Königin, das Baby im Wickeltuch mit herunterhängender Decke hoch vor sich her haltend, trat sie auf Starling zu. Gib ihr etwas Raum. Starling ließ ihre Waffe zurück in das Holster gleiten und streckte Evelda die leeren Handflächen entgegen. »Evelda! Ergib dich. Komm zu mir herüber.« Hinter Starling heulte ein schwerer V8-Motor auf. Reifen quietschten. Sie konnte sich nicht umdrehen. Bitte, laß es die Verstärkung sein. Evelda ignorierte Starling und schritt auf Brigham zu. Die Decke flatterte kurz auf, als das MAC 10 dahinter losging. Brigham sank getroffen zu Boden, sein Gesichtsschutz blutverschmiert. Der schwergewichtige weiße Mann ließ die Schultasche fallen. Burke sah die Maschinenpistole und feuerte seine Schrotflinte ab. Die Avon-Patrone verpuffte harmlos in der Luft. Er griff nach der Waffe, die in seinem Holster steckte. Nicht schnell genug. Ein Feuerstoß zerriß Burke oberhalb seiner Leistengegend und unterhalb der kugelsicheren Weste. Als der Weiße seine Waffe in Richtung Starling schwang, hatte diese bereits ihre Pistole gezogen und in Anschlag gebracht. Noch bevor er feuern konnte, zerfetzten ihm zwei Schüsse das Hawaiihemd. Schüsse hinter Starling. Der drahtige Schwarze ließ den Regenmanmantel, der über der Hand mit der Waffe gelegen hatte, zu Boden gleiten und zog sich in den Hauseingang zurück. Wie von einer eiser nen Faust getroffen, trieb es Starling nach vorne. Sämtliche Luft entwich ihr aus der Lunge. Sie warf sich herum und sah den Straßenkreuzer der Crips quer auf der Straße stehen. Ein Cadillac Sedan mit offenen Fenstern. Zwei Schützen saßen im Cheyenne-Stil in den
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