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Handyman Jack - Story-Sammlung

Handyman Jack - Story-Sammlung

Titel: Handyman Jack - Story-Sammlung
Autoren: F. Paul Wilson
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wild abstehenden Haaren. Und der Blick in seinen Augen war beängstigend – wie der eines in die Enge getriebenen Tieres.
    Er sieht irre aus, dachte sie.
    »Komm mit an Land, Howard«, sagte sie und versuchte Freundlichkeit, Ruhe und Zuversicht auszustrahlen. »Komm mit nach Hause.«
    »Ich kann nicht, Schwesterchen! Du musst es ihnen erklären. Sorg dafür, dass sie es verstehen. Das hier ist der einzige Ort, wo es ruhig ist, wo ich Frieden finde. Ja, ich weiß, die Fische unter mir fressen und werden gefressen, aber das kommt nur selten vor und ist weit weg und damit komme ich zurecht. Aber ich kann nicht wieder in die Stadt zurück!«
    Lieutenant Donaldson zischte ihr aus dem Mundwinkel zu: »So redet er schon, seit wir ihn hier heute Morgen gefunden haben.«
    Lydia überlegte, was sie dem Beamten sagen sollte: Dass ihr Bruder nicht verrückt war, dass er unter einem Fluch stand? Wenn sie so etwas sagen würde, würden sie sie wahrscheinlich ebenfalls in eine Zwangsjacke stecken.
    »Du kannst hier nicht bleiben, Howard.«
    »Ich muss aber. Da in der Boje ist ein Möwennest und die Kleinen waren heute Morgen hungrig und da habe ich auch Hunger bekommen. Aber dann kam ihre Mutter und hat sie gefüttert und jetzt sind sie satt und zufrieden und …« Er begann zu schluchzen. „… und ich bin das auch und ich will hierbleiben. Hier, wo es still und friedlich ist.«
    Sie hörte, wie der Polizist knurrte: »Na gut, jetzt reicht es.«
    Er stand auf und gab ein Signal zum Ufer hin. Ein anderes, größeres Boot donnerte ihnen entgegen. An Bord waren Männer in weißen Jacken und sie trugen etwas, das aussah wie ein Netz.
     
    »Er wird noch eine Weile schlafen, Mrs Chambers«, sagte Dr. Gold. »Wir mussten ihm eine ziemlich starke Dosis Thorazin spritzen, um ihn ruhig zu stellen.«
    Es war schrecklich gewesen, mit anzusehen, wie sie ein Netz über ihren großen Bruder geworfen und ihn wie einen riesigen Fisch ins Boot gehievt hatten, aber es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Howard wäre da draußen im Wasser gestorben, wenn sie ihn dortgelassen hätten.
    Sie hatte den größten Teil des Morgens damit verbracht, Papiere zu unterzeichnen und Fragen zu Howards Lebensumständen und seiner Krankengeschichte zu beantworten, erblichen Erkrankungen, aktuellen Stress- und anderen Faktoren. Sie hatte Dr. Gold alles erzählt, einschließlich der Tatsache, dass Howard vor zwei Tagen mit der Post diese Hand erhalten hatte. War das wirklich erst zwei Tage her? Sie hatte alles erzählt … bis auf den Teil mit den Schmerzen und Emotionen anderer Menschen und Lebewesen, die er fühlen konnte. Sie brachte es nicht über sich, Dr. Gold davon zu erzählen. Er könnte dann denken, dass sie ebenfalls an der Psychose ihres Bruders litt.
    »Wann kann er wieder nach Hause?«
    »Auf jeden Fall nicht innerhalb der nächsten vier Wochen. Für diese Zeit ist er richterlich hier eingewiesen. Machen Sie sich keine übermäßigen Sorgen. Es scheint sich um eine akute Psychose zu handeln, die durch dieses grässliche Erlebnis mit der abgetrennten Hand ausgelöst worden ist. Wir werden sofort mit der Psychotherapie beginnen, eine angemessene Medikation finden und alles tun, um die Tassen in seinem Oberstübchen so schnell wie möglich wieder zurechtzurücken. Ich sehe da keine großen Probleme.«
    Lydia war sich da nicht so sicher, aber sie konnte nur hoffen. Wenigstens war die psychiatrische Klinik von Monroe nagelneu. Sie war erst vor ein paar Monaten in Betrieb genommen worden. Sie hatte davon gehört, aber da sie nie in diesen Teil der Stadt kam, hatte sie sie bisher noch nie gesehen. Sie schien ganz ordentlich zu sein. Und da die meisten Patienten wahrscheinlich zumindest teilweise sediert waren, würden ihre Emotionen auch nicht so stark sein. Vielleicht hatte Howard hier eine Chance.
    Dr. Gold begleitete sie zur Tür. »In gewisser Weise ist es schon ironisch, dass Ihr Bruder hier gelandet ist.«
    »Wieso?«
    »Nun, er gehört zu der Investorengruppe, die für die Planung dieses Krankenhauses verantwortlich war. Wegen der Restaurierung war es ein begehrtes Abschreibungsobjekt.«
    »Restaurierung?« Eine Alarmglocke begann zu schrillen. »Heißt das, das hier ist kein neu errichtetes Gebäude?«
    »Oh Gott, nein. Wir haben viel hineingesteckt, damit es wie neu aussieht, aber tatsächlich ist es über hundertfünfzig Jahre alt.«
    »Hundertfünfzig …«
    »Ja. Es hat ewig lange leer gestanden. Ich habe gehört, man hat hier illegale
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