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Handy-Falle

Handy-Falle

Titel: Handy-Falle
Autoren: M Vogel
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Leute abgehört, um sie hinterher zu erpressen?«
    Plötzlich hob Frank den Kopf. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. »Nein«, sagte er mit fester Stimme. »Das ist alles erstunken und erlogen. Ich habe niemanden erpresst. Und ich höre mir diesen Unsinn auch keine Sekunde länger an. Solange ihr nichts gegen mich in der Hand habt, bin ich ein freier Mann und kann gehen, wohin ich will.«
    Frank wandte sich zum Gehen. Franziska wusste, dass sie ihn irgendwie aufhalten mussten. Aber wie sollten sie das anstellen? Ihr Gehirn war vor Schreck wie blockiert. Nur ein Satz ging ihr ständig im Kopf herum: Was für ein dreister, hundsgemeiner Lügner!
    Als Frank sich gerade aus dem Staub machen wollte, schallte plötzlich ein Ruf durch den Park.
    »Halt! Stehen bleiben!« Es war Kims Stimme, und Frank erstarrte mitten in der Bewegung.
    Franziska drehte sich überrascht um und sah, wie Kim mit hochrotem Kopf auf ihrem Fahrrad über den Kiesweg auf sie zu raste. Ein paar Spaziergänger sprangen erschreckt zur Seite, aber Kim achtete gar nicht darauf. Sie bremste direkt neben Franziska, zog eine Kassette aus ihrer Jackentasche, hielt sie mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck in die Höhe und keuchte: »Das ist der Beweis!«
     

Frank geht baden
    Kim war so schnell geradelt, dass sie erst mal wieder zu Atem kommen musste. Die anderen starrten sie überrascht an.
    »Was ist das?«, fragte Michi schließlich und zeigte auf die Kassette in ihrer Hand.
    Kim wischte sich schnell den Schweiß von der Stirn und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Haare. Wie peinlich, dass Michi sie so aufgelöst sah. Bestimmt hatte sie vom schnellen Radfahren eine knallrote Birne. Und dass sie nicht besonders sportlich war, hatte Michi nun auch mitbekommen. Was machte er überhaupt hier? Plötzlich merkte Kim, dass alle auf ihre Antwort warteten, und sie schob die Gedanken an Michi schnell beiseite. Jetzt gab es erst mal wichtigere Dinge zu klären.
    »Das ist der Beweis dafür, dass Frank Anna erpresst und bedroht hat«, erklärte sie und wedelte mit der Kassette in der Luft herum. »Franks Abhöranlage hat nämlich praktischerweise auch eine Aufnahmefunktion, sodass ich das Gespräch zwischen Anna und Frank aufzeichnen konnte. Der Anfang fehlt leider, aber ich denke, es reicht trotzdem, um Frank eindeutig als Täter zu überführen.«
    Frank war blass geworden und starrte Kim ungläubig an.
    »Tja, dann ist Leugnen jetzt wohl zwecklos«, stellte Marie fest und warf Frank einen triumphierenden Blick zu. »Gibst du endlich zu, dass du Anna erpresst hast?«
    Frank ließ die Schultern hängen und sackte in sich zusammen. Nach einer Weile nickte er kaum merklich.
    »Wie hast du es bloß hingekriegt, all die Leute abzuhören?«, fragte Franziska. »Hast du ihnen Wanzen untergejubelt?«
    Frank schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hab die Handys vor dem Verkauf so präpariert, dass ich die Besitzer damit abhören konnte – egal, ob sie an- oder ausgeschaltet waren.« Er sah fast ein bisschen stolz aus. »Das war ganz schön knifflig. Es hat Ewigkeiten gedauert, bis es richtig funktioniert hat, aber schließlich hab ich es tatsächlich hingekriegt. So konnte ich alles mithören, was im Umkreis von einigen Metern um das Handy herum vor sich ging. Die Handys hab ich zu besonders günstigen Preisen an Schüler verkauft, die aufgrund der Werbekampagne in den Laden gekommen sind.«
    »Und dann hast du die Handybesitzer abgehört und erpresst?«, fragte Michi ungläubig.
    Frank nickte. »Es hat nicht bei allen geklappt. Aber bei den meisten hab ich früher oder später etwas mitgehört, was nicht für fremde Ohren bestimmt war. Fast jeder hat irgendwo ein bisschen Dreck am Stecken.«
    »So wie Anna mit ihren gefälschten Unterschriften«, sagte Franziska.
    Frank nickte wieder. »Ich habe mitbekommen, wie ihre Lehrerin ihr wegen der schlechten Noten ins Gewissen geredet hat. Ihren Eltern hat Anna aber etwas ganz anderes erzählt. Manche Kids haben auch die Schule geschwänzt oder jemanden angelogen. Dann hab ich mich per Handy bei ihnen gemeldet. Immer mit demselben Klingelton, das hatte ich vorher extra so eingestellt. Damit das Ganze noch ein bisschen unheimlicher rüberkommt. Denn die Leute zahlen natürlich nur, wenn sie richtig Angst haben. Außerdem passte das Lied so gut …« Frank stieß ein kurzes Lachen aus, dann redete er weiter. Er schien beinahe erleichtert zu sein, weil er jetzt die ganze Geschichte endlich jemandem erzählen konnte.
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