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Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Titel: Hamburg Horror Noir - Halloween Special
Autoren: Christian Sidjani
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nicht, Florian war zu schwach. Nur sein Kopf zuckte hin und her, aber meine Griffe waren zu stark. Während er starb, seinen letzten Zuckungen erlag, bemächtigte sich meinem Gesicht ein Grinsen, das wie zwei Schlitze über meine Wangen führte. So stark war meine Freude, als er endlich tot war. Wieder auf dem Weg nach unten, bemühte ich mich, nicht zu kichern. Ich wusste, ich war jetzt nicht mehr besser als der Mann mit der Fratze, und das fühlte sich so atemberaubend gut an.
    Heute verabscheue ich mich dafür. Wirklich, glaub mir. Jeden Tag wünsche ich mir, es nicht getan zu haben. Doch damals schien es als die einzige Möglichkeit, meinen Schmerz zu betäuben. Richte nicht über mich. Komm du eines Tages in meine Situation. Ich wollte nur, dass mir endlich jemand zuhört. Und das hast du jetzt getan. Vielleicht kann ich meine eigenen Dämonen besiegen, wenn ich dich mit deinen Gedanken alleine lasse.

    Ende oder andere Erinnerung ?

Ich hatte meinen Spaß. Oh ja, und wie ich den hatte. Kannst du dir doch vorstellen. Mit zwei Frauen im Bett, nackt, verschwitzt, beide scharf auf mich und nur für mich machten sie vor meinen Augen miteinander herum. Der feuchte Traum eines jeden Mannes, der gerne lesbische Pornos schaut. Nur besser.
    Ich weiß nicht, wie lange wir fickten. Es war weit nach Mitternacht, als wir endlich aus dem Schlafzimmer kamen und einer Frau begegneten, die auf dem Weg zum Badezimmer war. Ihre Gothic-Kleidung sehe ich noch heute vor mir. Irgendwie war sie der Hinweis auf Larissa – wahrscheinlich wegen der ganzen schwarzen Farbe – und jetzt war wieder ausreichend Blut in meinem Kopf.
    Wie ging es meiner Schwester?
    Auf dem Weg zur Treppe traf ich auf Florian, ihren Arbeitskollegen. Während Madlen und Sarah im Getümmel der Party verschwanden, ein seliges Lächeln auf den Lippen, blieb ich stehen, um mit ihm zu reden. Hier oben war die Musik nicht so laut, dass ich nicht schreien musste.
    „Weißt du, wo Larissa ist?“, fragte ich.
    Ich erwartete ein einfaches Nein , stattdessen sagte er: „Du meinst, seit du sie vor ein paar Minuten gesprochen hast? Keine Ahnung. Ist wahrscheinlich wieder was trinken. Sie trinkt heute viel oder nicht? Ist irgendwas los?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Ach, irgendwas mit Martin“, erwiderte ich und ging die Treppe hinunter.
    In diesem Moment machte ich mir noch keine Gedanken über Florians Aussage. Ich ging davon aus, dass er etwas durcheinander gebracht hatte. Erst als ich meine Schwester in der Küche und bei den Getränken im Wohnzimmer nicht fand, dämmerte es mir. Ich ging hinaus in den Garten. Keine Larissa. Ich starrte zu den beiden Steinen, auf denen wir vorhin gesessen hatten. Unsere leeren Bierflaschen standen noch dort, als wollten sie mich an unser Gespräch erinnern.
    Wie zuvor nach der Fratze suchte ich nun das ganze Haus nach meiner Schwester ab.
    Als ich sie nirgends finden konnte, war mir unbehaglich. Doch ich war rational genug anzunehmen, sie hätte die Party frühzeitig verlassen. Nicht wegen Martin, sondern weil ich so abwesend reagiert hatte. Das erklärte vieles und ich schämte mich. Aber nicht genug. Ich blieb noch eine Stunde, in der ich beinahe normal feierte.
    Es ist doch immer so und vor allem ist es menschlich, dass man erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist, wirklich begreift, was los war. Das Ausmaß der Dinge in all seiner erschreckenden Pracht.
    Da wir im Dorf wohnten, ging ich zu Fuß nach Hause. Ich war allein unterwegs, Madlen und Sarah hatten mich schon auf der Party nicht mehr interessiert. Der Mond schien viel zu hell in dieser Nacht und in meiner Trunkenheit war ich ganz bei mir selbst. Du kennst das vielleicht. Man sitzt in seinem Kopf fest und schaut sich dabei zu, wie man handelt. Wie ich so sehr torkelte, dass ich hinfiel, wie ich in ein Gebüsch pisste, wie ich eine Zigarette nach der anderen rauchte und mich gelegentlich dabei ertappte zu singen. Ausgelassen eben.
    Als ich zu Hause ankam, brannte kein Licht. Leise schlich ich mich durch die Wohnung in mein Zimmer. Nun, so leise es ging, stieß ich doch hier und dort gegen Hindernisse, auf die ich in meiner Trunkenheit nicht vorbereitet war. Schwer fiel ich auf das Bett und schlief sofort ein.
    Ein wirrer Traum schreckte mich auf. Es blieb die einzige Nacht, in der ich ihn hatte, er liegt schon über zehn Jahre zurück, aber er verfolgt mich bis heute. Selbst jetzt, wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie vor mir, Larissa, in ihrem Mortisha
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