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Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Hamburg Horror Noir - Halloween Special

Titel: Hamburg Horror Noir - Halloween Special
Autoren: Christian Sidjani
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du? Darum kann ich diesen Traum nicht vergessen. Er teilte mir mit, was mit meiner Schwester geschehen war. Und ich wünsche mir, damit würde enden, was ich zu berichten habe. Und dass ich bis heute aus Trauer über den Verlust kein soziales Leben mehr führen kann und mein Geld mit Online-Arbeit verdienen muss, weil ich mich nicht mehr vor die Tür traue. Das wäre besser als das, was wirklich geschehen ist.
    Ich konnte nicht locker lassen, nicht einfach weiter machen, egal, wie schmerzhaft es war. Und es gab nur eine Person, die mir die Unklarheiten, das Warum, nehmen konnte: Madlen.
    Madlen, nach der ich sieben Jahre lang suchen musste, weil sie kurz vor Halloween weg gezogen war. Anscheinend hatte sie mitbekommen, dass keiner mehr zu ihr kommen wollte. Ihre Eltern schwiegen darüber, wo sie war. Sie sagten mir, Madlen fühlte sich bedroht nach dem, was geschehen war. Und ich fragte nicht weiter.
    Madlen, die unter einem anderen Namen nach Hamburg ging, in dem auch ich heute wohne.
    Madlen, die mir bis zuletzt keine Antworten geben wollte und nur schauerlich lachte, als ich ihr den Hals zudrückte. Bis es ein Krächzen wurde und meine Wut noch zunahm. Sie wusste alles und würde schweigen. Egal, was ich tat.
    Madlen, deren Leichnam ich schändete, weil ich mich an die alte Zeit erinnert fühlte. Ich hinterließ ihren Körper besudelt mit Sperma und Blut und Spucke.
    Madlen, in deren Wohnung ich Artefakte fand, die ich mir nicht erklären konnte. Doch es gab Bilder von einer Fratze, die zu Larissas Beschreibung passten. Und zu meinem Traum.
    Madlen, auf deren Grab ich jedes Halloween pisse, weil sie mich zu dem machte, was mir Larissa genommen hat.
    Weißt du, wie es war, sie zu töten?
    Wie eine Erfüllung von dem, was mir angekündigt wurde. Du weißt doch, alles hängt mit allem zusammen. Vielleicht wollte Madlen es sogar und sie hatte gewusst, dass ich es tun würde. Wer weiß, und das ist der einzige Gedanke, der mich heute beruhigt, vielleicht war ich es nicht selbst, der das getan hat. Was denkst du?

    Ende oder andere Erinnerung ?

Unser Treiben wurde jäh unterbrochen von einem hektischen Klopfen an der Tür. Wahrscheinlich weil ich oben lag, war ich der Erste, der vom Bett sprang und an der Tür war, um ein „Bitte nicht stören!“ zu rufen. Belustigt und, wie ich bemerkte, auch noch leicht angetrunken. Die beiden Frauen blieben nackt im Bett, zogen sich Decken über ihre Blöße. Sie erschraken wie ich, als eine bestimmende, tief männliche Stimme zurück rief.
    „Hier ist die Polizei, Herr Richter, öffnen Sie bitte die Tür!“
    Ich nahm mir nur Zeit, meine Shorts überzuziehen, bis ich wieder am Schloss war. Ich drehte den Schlüssel und öffnete. Vor mir standen zwei Uniformierte, glatt rasiert, die Mützen gerade auf ihren Köpfen. Ich wusste sofort, dass sie nicht zu den Party-Gästen gehörten. Und ich hatte davor ernsthaft reagiert, es nicht für einen Scherz gehalten, dass die Polizei an die Schlafzimmertür klopfte, weil das mulmige Gefühl zurück gekehrt war. Jenes Gefühl, das ich vorhin empfunden hatte, als ich Larissa alleine zurück ließ.
    „Was ist los?“, fragte ich, aber die Beamten richteten ihre Aufmerksamkeit auf meine Bettgefährtinnen.
    „War er die ganze Zeit bei Ihnen?“, fragte der andere, der eine höhere und freundlichere Stimme hatte.
    „Wonach sieht das denn hier aus?“, fragte ich, „also, was ist hier los?“
    Jetzt nahmen die Beamten ihre Mützen vom Kopf, beinahe gleichzeitig, als hätten sie es einstudiert. Ihre Mienen verfinsterten sich. Der eine, der auch geklopft haben musste, setzte an, etwas zu sagen, als es aus mir heraus platzte: „Was ist mit Larissa?!“
    „Da...“, sagte wieder der andere. Ich presste mich an ihnen vorbei, dass sie mich nicht greifen konnten, und taumelte auf den Flur. Hier standen sie herum, die Verkleideten und Feiernden. Unter ihren Masken, der Schminke und dem Make-up, lag Mitleid und Anteilnahme.
    „Was ist hier los?!“, schrie ich wieder, während ich durch die Menge zur Treppe stürzte. Ein Mädchen im Gothic-Kostüm hatte Tränen in den Augen und auf meinem Weg legte Larissas Arbeitskollege Florian eine Hand auf meine Schulter. Ich schüttelte sie unwirsch von mir und erreichte die Treppe in einem tranceartigen Taumel. Jetzt sah ich auch das stetig aufflackernde Blaulicht, das durch die Fenster der Haustür hinein schien. Es war so unwirklich. Ein Traum, ein Film.
    „Wo ist Larissa?!“; schrie ich ein letztes Mal,
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