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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele
Autoren: R Vincent
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begannen von Neuem mit der Durchsuchung der Zimmer. Und endlich, im letzten Zimmer am Ende des Flurs, erspähte ich durch das Fenster meinen Vater, der in seinen Arbeitsklamotten zusammengesunken am Lehrerpult saß.
    Mein Herz machte einen Satz, und ich rüttelte verzweifelt an der Klinke. Abgesperrt! „Dad!“, rief ich in der Hoffnung, dass er aufwachen und uns reinlassen würde. Wir mussten ihm helfen! Aber er rührte sich nicht, und ich musste mich zur Ruhe zwingen, um mich zu vergewissern, dass er noch atmete.
    „Lass mich mal versuchen.“ Todd schob mich zur Seite. In der Unterwelt konnte er nicht einfach durch Wände gehen. Nachdem Alec und ich uns ein Stück entfernt hatten, explodierte der Reaper förmlich und trat mit voller Kraft gegen die Tür. Sie hielt, also holte Todd aus und trat ein zweites Mal zu, begleitet von einem lauten Schrei.
    Es krachte, und die Tür schwang quietschend auf. Ich rannte an Todd vorbei und fiel neben meinem Vater auf die Knie. „Dad?“ Behutsam streichelte ich ihm über die stopplige Wange. Er stöhnte und bewegte den Kopf, machte die Augen aber nicht auf. „Er scheint okay zu sein.“ Ich legte die Hand auf seine Schulter. „Ich bringe ihn schnell rüber, aber ich komme sofort wieder.“
    „Nimm mich auch mit“, flehte Alec mit zitternder Stimme. Zum ersten Mal sah ich Angst in seinen Augen. „Bitte! Ihr braucht mich doch nicht mehr.“
    „Du gehst nirgendwo hin, bevor wir Nash gefunden haben“, erwiderte ich und ergriff Dads Hand. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil Alec, wenn er hierblieb, für seine Mitschuld an der Flucht meines Vaters wahrscheinlich mindestens dieselbe Strafe wie Addy erleiden würde. Aber auch wenn ich mir herzlos vorkam, weil dieser Fremde mir geholfen hatte, Dad zu finden: Nash bedeutete mir mehr als irgendein Fremder, ganz egal, was er getan hatte. „Ich bin gleich wieder da.“
    Bevor einer der beiden protestieren konnte, schloss ich die Augen und rief meinen Schrei herbei. Durch die viele Übung war ich schneller geworden, aber der Nachteil war, dass es mir, je öfter ich hinüberwechselte, irgendwann aus Versehen passieren könnte. Was meine Traumschreierei ja bewies.
    Die unheimliche Kakofonie von Lauten verklang und machte einem vertrauten, harmlos klingenden Stimmengewirr Platz. Als ich die Augen aufschlug, fand ich mich zwischen leeren Tischen und Stühlen im Spanischklassenzimmer wieder, das mit Postern aus Spanien, Mexiko und Südamerika geschmückt war. Dad saß immer noch neben mir, und nachdem ich mich versichert hatte, dass er noch atmete, kramte ich das Handy aus der Tasche. Noch konnte ich mich nicht darüber freuen, dass ich wieder zu Hause und damit vorübergehend in Sicherheit war.
    Onkel Brendons Nummer kannte ich auswendig. „Kaylee?“ Er klang angespannt. „Geht es dir gut? Hast du sie zurückholen können?“
    „Dad ist hier, du musst ihn abholen kommen. Er ist im zweiten Stock, letztes Klassenzimmer auf der rechten Seite. Die Tür ist offen.“
    „Du bist in der Schule?“
    Bevor ich antwortete, sperrte ich schnell die Zimmertür ab. „Ja, und ich muss noch mal zurück, Nash und Alec holen. Sonst wird Avari mithilfe der Lampadien einen großen Durchgang in die Unterwelt öffnen, durch den dann alle Schüler laufen.“
    „Nein, Kaylee, das ist unmöglich. Sophie ist auch dort.“
    „Ich weiß. Ich hab ihr Kleid an.“
    „Wie bitte?“ Ich hörte eine Tür zuschlagen, dann das Aufheulen eines Motors. Mein Onkel saß schon im Auto. „Du musst sie da rausholen, Kaylee.“
    „Das geht nicht, Onkel Brendon. Ich muss erst Nash und Alec holen. Du musst Sophie anrufen und ihr sagen, sie soll sofort heimkommen. Und sag ihr, dass es mir leidtut wegen des Kleids.“
    „Warte, Kaylee. Wer ist Alec?“
    Ich legte ohne zu antworten auf, gab meinem bewusstlosen Vater einen Kuss auf die Wange und beschwor für einen neuerlichen Weltenwechsel meinen Schrei herauf.
    Zurück im Unterweltklassenzimmer hatte sich wenig verändert. Alec raufte sich verzweifelt die dunklen Locken, und Todd stand in der Tür und hielt Wache. „Also gut, lasst uns Nash suchen“, sagte ich, woraufhin beide die Köpfe herumrissen.
    „Du bist zurückgekommen …“, stotterte Alec erleichtert, so als könne er es gar nicht glauben.
    „Na klar. Meinst du, ich lasse Nash einfach hier?“ Angesichts seiner finsteren Miene musste ich lächeln. „Oder dich? Also los jetzt!“
    Auf halbem Weg den Gang hinunter hörten wir von draußen lautes
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