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Halo - Tochter der Freiheit

Titel: Halo - Tochter der Freiheit
Autoren: Zizou Corder
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sie, während die anderen aufholten. Und da half kein Rangeln und Raufen, Spritzen und Strampeln, sie wusste, dass sie keine Chance hatte. Wie einen Fisch an der Angel zerrten sie Halo in ihr Boot und wickelten sie in ein Netz, weil sie nicht stillhalten wollte.
    Dort lag sie schließlich, schnaufend, weinend und wütend, mit Fischen in den Haaren und Poseidon verfluchend. Wieder einmal war sie vom Meer geraubt und in ein neues Leben geworfen worden.

ΚΑΠΙΤΕΛ 5
    Die nassen, salzigen Stricke scheuerten ihre Haut auf, und unten im Boot stank es grauenhaft nach Fisch. Halo sehnte sich nach einem Schluck Wasser. Die Fischer hatten einen Wasserkrug, aus dem sie gierig tranken. Die Männer waren zufrieden mit sich und ihrem Fang. Aber Halo war zu stolz, sie um Wasser zu bitten, und sie boten ihr auch nichts an.
    Wenigstens hatte sie die Kerle von Arko weggelockt, dachte sie. Er und die Zentauren waren in Sicherheit, und sie würde die Herde niemals verraten. Arko würde bald merken, dass sie nicht zurückkam, und daraus schließen, dass die Luft rein war und er zur Bucht zurückschwimmen konnte. Nach Hause, ohne Feigen und ohne sie und …
    Und allen erzählen, dass sie weg war, verschwunden.
    Sie wusste nicht, ob das Salz auf ihren Wangen vom Meerwasser kam oder von ihren Tränen.
    Sie konnte es nicht ertragen. Chariklo! Kyllaros!
    Die ganze Fahrt über weinte sie leise vor sich hin. Und sie weinte noch, als die Fischer sie schließlich aus dem Boot auf einen hölzernen Anleger hoben. Weinend stand sie an Land, auf der Kai der Stadt Zakynthos. Sie war immer noch in das Fischernetz gewickelt und konnte ihre Arme nicht bewegen. Unfähig, ihre Tränen zu trocknen, hob sie den Blick und sah vor sich zum ersten Mal die Welt der Menschen.
    Sie sah Gebäude, die aus Lehm und Steinen gebaut waren und Dächer aus roten Ziegeln hatten. Sie sah Boote mit Rudern und Segeln. Sie sah eine Straße aus festgestampfter roter Erde mit zwei breiten Fahrrillen für die Fuhrwerke. Sie sah Karren und Esel, Buden und Kisten und ein Land, das so flach war, wie sie es noch nie gesehen hatte. Und sie sah Leute. Menschen.
    Sie wich zurück.
    Denn die Menschen sahen sie ebenfalls. Zakynthos, für Halo eine gewaltige, fremde Stadt, war in Wirklichkeit nicht sehr groß, und es passierte dort auch nicht viel. Die Ankunft eines tobenden, weinenden, in ein Fischernetz gewickelten Mädchens war eine Sensation. Bald war die halbe Stadt zusammengelaufen, und die Leute quäkten und schrien und versuchten, sie zu berühren und an ihr zu zupfen.
    Halo stand still da, mit erhobenem Kopf und zusammengebissenen Zähnen. Sie befand sich in einer Art Schockstarre. Eigentlich hätte sie um diese Zeit mit Feigen und Honig beladen nach Hause kommen sollen. Sie hätte sich im Quellwasser waschen und für das Fest einölen sollen. Sie hätte mit Perle und Luzia herumalbern und Chariklo für den wunderschönen neuen Chiton danken sollen, den diese für sie genäht hatte, was eigentlich noch ein Geheimnis war. Jedenfalls hätte sie nicht hier sein sollen.
    »Schaut sie euch an!«, riefen die Fischer, als ob nicht alle sie bereits angafften.
    »Woher kommt sie? Was ist sie? Ist sie eine Nymphe? Was hat sie da auf der Stirn? Wo habt ihr sie gefunden?«
    Wie unhöflich und dumm diese Leute waren! Sie würde ihnen jedenfalls nicht antworten. Sie würde ihnen niemals verraten, woher sie kam. Von ihr erfuhren sie nichts.
    Die Fischer waren äußerst zufrieden. Seit Jahren hatten sie nicht mehr so viel Aufmerksamkeit bekommen. Einen Menschen zu fangen war viel besser als Fische angeln.
    »Es ist ein Mädchen«, sagten sie. »Wir haben sie in einer Höhle entdeckt. Sie tauchte plötzlich wie eine Nymphe aus dem Wasser auf! Zuerst dachten wir, sie sei eine Nymphe – aber dafür ist sie viel zu hässlich. Auf jeden Fall beißt sie wie ein Tier. Sie war einfach da, unter Wasser!«
    »Eine Nymphe! Eine Nymphe!«, murmelten die Leute, und Halo schüttelte wütend den Kopf, um die nassen Haare aus ihrem Gesicht zu bekommen. Diese Dummköpfe! Wenn sie eine Nymphe nicht von einem Mädchen unterscheiden konnten, waren sie wirklich dämlich.
    »Aber woher kommt sie? Wo ist ihre Familie? Wo ist sie aufgewachsen?«, fragten die Leute aufgeregt durcheinander.
    »Was habt ihr mit ihr vor?«, rief ein Mann von weiter hinten.
    »Wir werden Aristides fragen!«, sagte einer der Fischer, woraufhin alle zustimmend nickten. Nur schien Aristides, oder wie er hieß, offenbar nicht da zu sein,
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