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Hallo Doktor

Hallo Doktor

Titel: Hallo Doktor
Autoren: Kristi Gold
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manchmal sogar in ihren Träumen.
    Sie beobachtete die Partygäste bei diesem Barbecue, die in kleinen Gruppen auf Jareds und Brookes gepflegtem Rasen standen. Nick war nicht darunter, soweit sie erkennen konnte, obwohl man ihr gesagt hatte, er sei eingeladen. Vielleicht hatte er gerade eine naive Krankenschwester ins Poolhaus gelockt und flirtete mit ihr. Diese Vorstellung ärgerte Michelle, auch wenn sie sich nicht darüber aufregen wollte.
    Sie ließ sich auf den gepolsterten Liegestuhl zurücksinken und überlegte, wieder zum Pool zurückzukehren. Aber der Pool war inzwischen so dicht mit Kids bevölkert, dass man sich kaum noch bewegen konnte. Also würde sie einfach dasitzen, ihre Limonade trinken und versuchen, über die Arbeit nachzudenken statt über Nick Kempner.
    Ihr Schwager löste sich von einer Gruppe. Er hielt Händchen mit ihrer Schwester. Michelle unterdrückte die wehmütigen Empfindungen, die sie überkamen, wenn sie sah, dass Jared Brooke ansah, als wäre sie eine Göttin. Früher hatte Brooke Michelle so angesehen, mit der Bewunderung der kleinen Schwester. Aber das war jetzt vorbei.
    Was konnte sie schon erwarten? Brooke führte ihr eigenes Le ben mit Jared. Ihr Job und die Betreuung ihrer Eltern ließen Michelle nicht mehr viel Zeit, die sie mit Brooke verbringen konnte. Sie waren jetzt beide erwachsen, keine unzertrennlichen, kichernden Teenager mehr.
    Brooke brauchte Michelle einfach nicht mehr so sehr. Es war genauso, wie es sein sollte.
    Jared schlenderte zum Picknicktisch aus Mammutbaum, sprang auf die Bank und stieß einen lauten Pfiff aus. „Hört mal alle her, Leute. Wir haben etwas anzukündigen.”
    Michelle stand von ihrem Liegestuhl auf, schlang sich das Strandlaken um die Hüften und versammelte sich mit den übrigen Partygästen um die beiden. Jared bedachte Brooke mit einem weiteren liebevollen Blick, ehe er sich an die neugierige Menge wandte.
    „Wie ihr alle wisst”, begann er, „hatte ich seit meinem Unfall Urlaub. Dank der Hilfe meiner Frau, der wunderschönen und talentierten Physiotherapeutin, bin ich endlich wieder bereit zu operieren.”
    Applaus brandete auf. Michelle suchte Brookes Blick und zeigte ihr den erhobenen Daumen. Brooke lächelte ihr zu, ehe sie wieder zu Jared aufschaute.
    Jared griff hinter sich und klopfte mit seiner Bierflasche auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der Gäste zurückzubekommen. „Auch wenn das schon gute Neuigkeiten sind, ich habe noch bessere. Während der sachkundigen Therapie meiner Frau ge schah nämlich noch etwas anderes.”
    Jared reichte Brooke die Hand und half ihr zu ihm auf die Bank. Sie legten einer dem anderen den Arm um die Taille und strahlten pure Zufriedenheit aus. Michelle seufzte.
    „Möchtest du es ihnen sagen, Liebling?” wandte sich Jared an seine Frau.
    Brooke nickte. Ein gewisses Strahlen ging von ihr aus, das Michelle bisher noch nicht an ihr aufgefallen war. Sie ahnte jetzt, was kommen würde, und dieser Gedanke war unbegreiflich. Etwas so Wichtiges, Lebensveränderndes hätte Brooke ihr erzählt.
    „Wir werden ein Baby bekommen”, verkündete Brooke lachend.
    Michelle stand benommen da, während Jared seine Frau küsste. Schmerz durchfuhr ihr Herz. Wieso hatte Brooke ihr das nicht zuerst erzählt? Wieso hatte ihre Schwester - der Mensch, der ihr am nächsten stand - mit dieser Ankündigung bis jetzt gewartet, wo sie sie doch zuerst ihrer Familie hätte mitteilen müssen?
    Tief in ihrem Innern wusste Michelle, dass sie sich für Brooke und Jared freuen sollte. Sie sollte vor Freude Handstand auf dem Rasen machen und sich wie die anderen mit dem Paar freuen, genau wie ihre Mutter, die Brooke umarmte und weinte, und ihr Dad, der Jared auf den Rücken klopfte. Aber sie konnte es nicht.
    Ihre Angst und ihr Schmerz ließen es nicht zu. Schmerz, weil Brooke ihr die Neuigkeit nicht zuerst mitgeteilt hatte. Angst um die Gesundheit ihrer Schwester - das Asthma, das sie schon seit so vielen Jahren plagte, konnte bei einer Schwangerschaft möglicherweise zu Komplikationen führen.
    Michelle war kurz davor, die Fassung zu verlieren. Sie hasste es zu weinen. Hasste es, dass sie überhaupt das Bedürfnis zu weinen hatte. Wie selbstsüchtig konnte man denn sein?
    Sie musste weg, solange sie noch konnte. Sie musste fliehen, ehe Schmerz und Selbstverachtung in Form von bitteren Tränen aus ihr herausbrachen. Barfuss schlängelte sie sich durch die Menge und schlüpfte durch die Terrassentür, froh, dass sie allein war und
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