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Hallo Doktor

Hallo Doktor

Titel: Hallo Doktor
Autoren: Kristi Gold
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ihre Mutter mit Brooke beschäftigt war.
    In der weitläufigen Küche überwältigten ihre Gefühle sie wie ein über die Ufer tretender Fluss. Sie ließ ihren Tränen jedoch nur kurz freien Lauf, dann fing sie wie besessen an, die Überreste des Essens wegzuräumen. Sie kratzte die Pappteller sauber und warf sie in den Mülleimer. Sie leerte unzählige Tassen und stellte sie in das bereits übervolle Spülbecken. Sie hob eine Plastikgabel auf, die ihr aus der Hand gefallen war, und schleuderte sie wie ein Wurfgeschoss quer durch den Raum, wo sie nahe der Essecke landete.
    Langsam ging sie zum Tisch, hielt sich an einer Stuhllehne fest und bückte sich, um die Gabel wieder aufzuheben. Dabei hielt sil1 einen Moment inne, um sich die Tränen der Frustration aus dem Gesicht zu wischen.

    Füße in Sandalen kamen in ihr Blickfeld. Darüber ragten zw ei nackte, gebräunte, behaarte Männerbeine auf. Ihr Blick wanderte höher. Zwei kräftige Arme hingen links und rechts der blauen Badehose herab. Sie gehörten zu einem äußerst männlichen Oberkörper, der in einem weißen Trägerhemd steckte. Während Michelles Blick langsam höher glitt und schließlich bei seinen braunen Augen endete, erkannte sie, dass sie wirklich in ernsten Schwierigkeiten steckte.
    Von allen Leuten musste ausgerechnet Nick Kempner Zeuge ihres Gefühlsausbruchs werden.
    Die Plastikgabel in der einen Hand, mit der anderen die Stuhllehne umklammernd, richtete sie sich auf. Sein Lächeln erstarb, als er ihr Gesicht sah, und Michelle wünschte, sie könnte im Boden versinken.
    Sie war ein emotionales Wrack, und er hatte den Nerv, mitfühlend auszusehen. Warum um alles in der Welt war sie nicht schon vor einer Stunde gegangen? Was hatte sie verbrochen, um Nick Kempners Mitleid zu verdienen? Und wie sollte sie das alles erklären?
    Michelle musste nicht erklären, weshalb sie geweint hatte, aber Nick wartete offenbar auf eine Erklärung. „Ach, Sie sind das”, sagte sie.
    „Ja.” Er nahm eine Serviette vom Stapel auf dem Esszimmertisch und reichte sie ihr.
    Zögernd nahm sie die Serviette und tupfte sich die Augen ab. „Wahrscheinlich denken Sie, dass ich völlig die Fassung verloren habe.”
    Nein, aber sie hatte offensichtlich Kummer, und er wollte den Grund dafür erfahren.
    „Möchten Sie darüber reden?”
    Michelle warf die zusammengeknüllte Serviette fort. „Es ist nichts, wirklich. Ich bin momentan ein wenig gereizt.”
    Er deutete auf das Handtuch um ihre Hüften. „Haben Sie darunter eine Waffe versteckt?”
    Das entlockte ihr wenigstens ein Lächeln. „Nein, nur das hier.” Sie hielt die Plastikgabel hoch.
    Er grinste. „Da sollte ich wohl dankbar sein.”
    Sie legte die Gabel weg und fragte: „Haben Sie die Neuigkeiten gehört?”
    „Nein, habe ich nicht. Ich bin gerade erst angekommen. Was für Neuigkeiten?”
    „Brooke ist schwanger.” Sie klang nicht besonders glücklich.
    Nick legte die Hand auf die Stuhllehne und beugte sich vor. „Na, ich will verdammt sein.”
    Er wagte es nicht, ihr zu gestehen, dass Jared es ihm gestern erzählt hatte. Offenbar war Michelle diese Ehre nicht zuteil geworden.
    Er verstand nur zu gut, wie unerwartete Neuigkeiten einen Menschen aufwühlen konnten.
    Ein typischer Fall war der Tag gewesen, als Bridget ihm die Scheidungspapiere ins Büro geschickt hatte. Erst dadurch hatte er davon erfahren, dass sie sich von ihm trennen wollte. Halt, so ganz stimmte das nicht. Er hatte gewusst, dass es unausweichlich war. Er hatte sich nur nicht mit der Möglichkeit auseinander setzen wollen.
    Ja, er konnte Michelles Schmerz nachvollziehen.
    Michelle schniefte erneut. „Ziemlich unglaublich, was?”
    „Allerdings. Möchten Sie sich nicht setzen?”
    Er zog den Stuhl vom Tisch weg. Wortlos und ermattet ließ sie sich darauf sinken.
    Nick setzte sich neben sie und suchte in Gedanken fieberhaft nach etwas halbwegs Tröstlichem, was er sagen konnte. Dummerweise fiel ihm absolut nichts ein.
    Er schwieg eine Weile und fragte sich, ob er besser gehen sollte. Vielleicht wollte sie allein sein. Oder sie sehnte sich danach, in den Armen gehalten zu werden. Das konnte er tun, obwohl das angesichts der Tatsache, dass sie lediglich einen Bikini trug und gerade geweint hatte, möglicherweise doch keine so gute Idee war. Ihre Tränen machten ihm momentan mehr zu schaffen als ihre spärliche Bekleidung.
    Die Terrassentür glitt auf, und Jeanie Lewis, Brookes und Michelles Mutter, die Nicks vierjährige Tochter Kelsey auf
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