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Halbgeist: Roman

Halbgeist: Roman

Titel: Halbgeist: Roman
Autoren: Adam-Troy Castro
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Vernichtungskrieg zu stellen, der von einem wahrhaft entschlossenen Feind angezettelt wurde). Aber es hatte mehr als genug unbedeutende Störfeuer und hochmoralische Empörung gegeben, jede Menge Grenzkonflikte wegen belangloser Fragen der wirtschaftlichen Souveränität und ausuferndes Gerangel über den Interspeziespakt, der angeblich dafür sorgte, dass alle nett zueinander waren.
    Und genau dieser Pakt mit seinen Bestimmungen hinsichtlich diplomatischer Immunität stempelt mich einerseits zur Kriegsverbrecherin und hält mich andererseits außer Reichweite der diversen Gattungen, die mich nur zu gern für das belangen würden, was ich als Kind getan habe. Und dieser Pakt und diese Bestimmungen gegen die Zucht einer Sklavenrasse waren auch exakt das, was die KIquellen derzeit so geflissentlich missachteten. Was dachten die sich dabei?
    Mein Daumennagel stieß an meine Zähne. »Und wie groß ist diese ›inoffizielle‹ Delegation?«
    »Etwa siebzig vor Ort, anwesend auf Einladung der KIquellen, geduldet und den festgesetzten Einschränkungen unterworfen. Vor zwei Handelsjahren gelang es uns, diese Basis einzurichten. Wir können mit den Brachiatoren interagieren, herausfinden, was ihnen gefällt, uns mit ihnen anfreunden und ihr Verhalten aufzeichnen, aber nur zu Studienzwecken. Sobald wir diese Grenze überschreiten und echte diplomatische Ziele verfolgen, werden wir ausgewiesen.«
    »Meine Hauptaufgabe an diesem Ort«, meldete sich Lastogne zu Wort, »ist es, diesen Richtlinien zur Geltung zu verhelfen. Dafür zu sorgen, dass keiner von unseren Leuten je irgendetwas Bedeutendes bewerkstelligt.«
    Ich suchte in den Augen des Mannes nach Anzeichen für Spott. »Muss eine frustrierende Arbeit sein.«
    Er taxierte mich nicht minder deutlich. »Diplomaten brauchen meine Hilfe nicht, um nichts zu bewerkstelligen.«
    Es wurde immer interessanter. Allmählich regte sich in mir der Verdacht, ich könnte diesem Mann echte Akzeptanz entgegenbringen.
    Gibb ging sein Verhalten gegen den Strich. »Das dürfte reichen, Peyrin. Sie werden noch mehr als genug Zeit haben, Ihrem oberflächlichen Nihilismus zu frönen. Das hier ist keine Zeitverschwendung, Counselor. Wir sind hier, um einen Präzedenzfall abzuwehren, der die Tolerierung der Versklavung künstlich erzeugter Geschöpfe zum Inhalt hätte. Die nötige Munition zu sammeln könnte die wichtigste Aufgabe sein, der sich das Dip Corps je hat stellen müssen.«
    »Wie lange, denken Sie, werden Sie dazu brauchen?«
    »Das ist eine permanente Einrichtung«, sagte Gibb. »Wenn es nicht zu einem dramatischen Durchbruch auf diplomatischer Ebene kommt, können einige meiner Mitarbeiter damit rechnen, die gesamte zwanzigjährige Gültigkeitsdauer ihres Vertrages hier zu verbringen.«
    Eine bessere Definition von Hölle konnte ich mir nicht vorstellen.
    Und da wir gerade von der Hölle sprechen, Gibbs Knie strich über das meine. Vielleicht war es nicht seine Schuld. Der weiche Boden unter uns sackte so stark herab, dass es einiger Wachsamkeit bedurfte, um nicht bis zum tiefsten Punkt entsprechend der hiesigen Schwerkraftquelle zu rutschen. Andererseits schien es Lastogne nicht schwerzufallen, seine Position weiter oben zu wahren. Und auch wenn ich es an keinem speziellen Punkt festmachen konnte, fühlte ich doch eine unerwünschte sexuelle Komponente in Gibbs Verhalten.
    Ich versuchte mich an einem tiefen Atemzug und bemühte mich, mich auf die vorliegende Aufgabe zu konzentrieren. »Und was denken Sie nun über die Brachiatoren? Sind sie Sklaven?«
    »Sie scheinen keine echte Arbeit zu verrichten, abgesehen von der wie auch immer gearteten Nische, die sie im Ökosystem von One One One ausfüllen, aber sie sind immer noch empfindungsfähige Besitztümer ohne ein Recht zur Selbstbestimmung. Derzeit sind elf raumfahrende Spezies, darunter auch unsere eigene, in einen Rechtsstreit verstrickt, in dem es darum geht, diese Angelegenheit vor ein Interspezies-Tribunal zu bringen.«
    Wunderbar. Bei elf empfindungsfähigen Spezies, von den liebenswerten Riirgaanern bis hin zu den absolut unerfreulichen Tchi, die alle ihre eigene Art der Diplomatie in das Getümmel warfen, forderte die Berechnung der Verfahrensdauer dieses Prozesses höhere mathematische Kenntnisse, als meine Fähigkeiten sie hergegeben hätten.
    Gibb las in meinem Gesicht. »Irgendwann wird es sicher so weit kommen. Aber die KIquellen sind trickreich. Ein ganzes Jahr intensiver Verhandlungen war nötig, bis sie
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