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Habgier: Roman (German Edition)

Habgier: Roman (German Edition)

Titel: Habgier: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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nichts drin!«
    »Oh, ein Pfefferspray.«
    »Als Mädchen muss man sich schützen.«
    »Und was zum Teufel ist denn das?« Oliver zog vorsichtig ein Lederfutteral hervor, in dem sich ein fast zwanzig Zentimeter langes Messer befand. Er fasste es nur behutsam an, wohl wissend, dass es sich dabei um eine Mordwaffe handeln könnte. »Eine Waffe und ein Messer und ein Pfefferspray? Wollten Sie ein paar Terroristen ausrüsten?«
    »Ich habe nichts getan!«
    »Lady, Sie haben gerade versucht, mich zu erschießen!«, rief Marge.
    »Gar nichts habe ich versucht!«, kreischte Patricia zurück. »Wenn Sie mich nicht umgestoßen hätten, wäre der Schuss nicht losgegangen!«
    »Du lieber Gott.« Marges Herz schlug immer noch wie verrückt. Sie wollte lieber nichts sagen, was sie hinterher bereute, deshalb schwieg sie.
    Patricia dagegen kreischte weiter. »Ich wollte nur die Pistole loswerden, damit ich keine Schwierigkeiten bekomme!«
    Marge stand vom Rücken der Tänzerin auf und zog sie unsanft hoch. »Wissen Sie was, Patricia? Das hat nicht so richtig funktioniert!«
     
    Decker war dankbar, dass er sich zuerst nach Hause verirrt hatte, statt gleich weiterzuarbeiten. So fühlte er sich jetzt wieder salonfähig für die anstehenden stundenlangen Verhöre. Patricia Childress alias Marina Alfonse wurde wegen Mordes, Körperverletzung und Waffenbesitzes sowie Schusswaffengebrauchs und Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen. Sie war fällig. Bei Ivan Dresden dagegen sah die Sache anders aus. Ihn hatte man gebeten, freiwillig noch ein paar Fragen zum BMW zu beantworten, unter dem Vorwand, dass die Polizei plane, das Auto bald freizugeben.
    Decker wollte wissen, wessen Story am besten zu den gerichtsmedizinischen Fakten passte. Für ihn waren beide an dem Verbrechen beteiligt. Es kam jetzt darauf an, wen man als den zuverlässigeren Zeugen betrachtete, denn den würde sich die Anklage im Zeugenstand vornehmen und abklopfen. Möglicherweise würde sich keiner der beiden eignen, aber das würde er erst beurteilen können, wenn er beide Seiten gehört hatte.
    Da Oliver schon vorher mit Patricia zu tun gehabt hatte und da Patricia wahrscheinlich Männer Frauen vorzog, sollte er das Verhör der Stripperin leiten. Decker würde sein Glück bei Ivan Dresden versuchen. Er war erleichtert, als Dresden ohne seinen Anwalt im Revier aufkreuzte – was kaum so bleiben würde, wenn die Befragung erst mal angefangen hatte. Es war Deckers Aufgabe, Dresden redselig und bei Laune zu halten.
    »Haben Sie wirklich vielen Dank, dass Sie gekommen sind, Mr. Dresden.« Er musterte seine Beute unauffällig. Der Stockbroker trug ein schwarzes Achselhemd, eine schwarze Jogginghose und eine Sweatshirtjacke, dazu Sportschuhe. Seine Haare waren zurückgekämmt, er war frisch rasiert. Der Mann wirkte ausgeglichen und zufrieden, und das war gut so. Um ihn noch zufriedener zu machen, hatte Decker zwei Becher Kaffee mitgebracht und, zusammen mit Milchpulver- und Zuckertütchen, auf dem Stahltisch abgestellt. Dieser Tisch und drei Stahlstühle bildeten das gesamte Mobiliar des Raums. Decker setzte sich, trank einen Schluck Kaffee aus einem der Pappbecher, lockerte seine Krawatte und versuchte, ganz zwanglos zu wirken. »Falls Sie auch einen Kaffee mögen.«
    »Nein.« Dresden war mürrisch. »Wie lange soll das hier noch dauern?«
    »Wie wär’s mit etwas Wasser?«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich weiß.« Decker grinste. »Das lernen wir auf der Polizeischule: Beantworte niemals Fragen.«
    Dresden biss nicht an. »Wann kriege ich mein Auto wieder?«
    »Interessiert es Sie gar nicht, warum wir es überhaupt beschlagnahmt haben?«
    »Lernen Sie das da auch: eine Frage mit einer Frage zu beantworten?«
    »Ertappt.« Decker zog einen Notizblock und einen Stift hervor. »Wir versuchen auszuschließen, dass Sie irgendetwas mit dem Verschwinden Ihrer Frau zu tun haben. Wir haben Ihre Wohnung untersucht, und die war sauber. Der nächste Schritt war das Auto.«
    »Aber warum die Mühe mit der richterlichen Verfügung?« Dresden schmollte. »Warum haben Sie mich nicht einfach gefragt? Sie hätten das Auto doch überprüfen können.«
    Decker machte sich Notizen, während er sprach. »Wir wollten nur streng nach Vorschrift vorgehen.«
    »Und welche Vorschriften sind das? Die zum Totlachen?« Dresden schüttelte den Kopf. »Sie sagten, Sie hätten ein paar Fragen, dann bekäme ich mein Auto zurück. Ich bin hier ohne Anwalt aufgekreuzt. Ich bin
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