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Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt

Titel: Haben Sie Hitler gesehen - Haben Sie davon gewußt
Autoren: Walter Kempowski
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muß irgend etwas an ihm gewesen sein. Mein Vater sagte, er habe so etwas Durchbohrendes in seinem Blick gehabt, so, als ob er durch ihn hindurchsähe. Man war wie gebannt.
    Förster, 1926
    Auf Frauen hat er ja einen unwahrscheinlichen Eindruck gemacht. Meine Tante hat ihn mal gesehen, die sagte, er habe so wunderschöne Hände gehabt und sonderbarerweise einen natürlichen Charme.
    Kaufmann, 1929
    Nein, aber die Nachbarsfrau hatte ein Hitlerbild neben dem andern hängen. Und wenn Hitler sprach, sagte sie: » Ich könnte geradezu das Radio streicheln.«
    Lehrer, 1937
    Nein, ich war ja noch zu klein. Aber neulich bin ich mit meiner Frau in Braunau gewesen. Da ist meiner Frau ganz komisch geworden. Sie hat immer dran denken müssen, daß dort mal der kleine Adolf mit einem Reifen gespielt hat.
    Landwirt, 1910
    Nein, ich bin ihm immer aus dem Wege gegangen. Ich hätte ihn sehen können, 1932 in Ostpreußen. Aber ich hab’ gedacht, ach, laß man. Ich hätte bloß rüberzugehen brauchen.
    Monteur, 1893
    Ich wollt’ ihn anschauen, in der Max-Eyth-Halle drunten. Dann ist einer, so ein Brauner, zu mir gekommen und hat gesagt: Sie haben hier nichts zu suchen: Sie gehn weg. Da hab ich ihn nicht gesehen, deswegen leb’ ich trotzdem.
    Rentner, 1903
    Nee, der war nicht hier. Aber der könnt’ ruhig kommen, daß die Sauerei aufhört. Man traut sich ja abends nicht mehr fort. Ich war net für ihn. Aber Ordnung war.
    Putzfrau, 1933
    Hitler? Nee, der war nicht in Ostpreußen. Da war ja Koch.
    Architekt, 1928
    Ne, Röhm habe ich gesehen. Vorstellung, ich möchte Hitler mal die Hand drücken und mal von ihm ausgezeichnet werden. Das war meine Vorstellung als kleiner Junge.
    Pensionär, 1929
    Wissentlich habe ich ihn nicht gesehen, ich habe keinen Eindruck. Wir wurden als Pimpfe ja oft zum Spalierbilden eingesetzt, kann sein, daß er dabei war, aber, wie gesagt, ich weiß es nicht, ich habe nur noch einen Schatten in der Erinnerung, keinen Eindruck.
    Zollbeamter, 1930
    Nee, den hab ich nicht gesehen. Ich weiß bloß die sogenannten Mussolini-Hocker, das waren ganz einfache Klapphocker, die wurden mitgenommen, damit die Leute nicht so lange stehen mußten. Jeder kam ja möglichst früh, um was sehen zu können, und dann hatte er so einen Mussolini-Hocker bei sich.
    Später sind wir damit in den Bunker gegangen.
    Museumsdirektor, 1906
    Ich hab’ mal gewartet, da war’s mir zu lang, da bin ich gegangen.
    Hausfrau, 1926
    Nein, gesehen habe ich ihn nicht. Aber ich weiß noch, wir waren damals im Landeinsatz. Da sagten wir Mädels: Also entweder ist er der Teufel selbst oder ein Supermensch.
    Hausfrau
    Nein.
    Unsereiner kam da nicht ran. Wir haben nur die Schuld dafür gekriegt.
    Schriftsteller, 1928
    Nein, aber Ulbricht hab’ ich mal gesehn.
    Eine Frau, 1936
    Ja, oft habe ich den Hitler gesehen. Und Göring auch. Oft. Wie dicht ich ran war? Wieso? Im Fernsehen hab’ ich ihn gesehen. Doch nicht richtig!
    Bibliothekarin, 1930
    Ich habe ihn bloß im Kino gesehen, auf dem Obersalzberg wurde er gezeigt, wie ein kleines Mädchen ihm da Blumen überreicht, und dann saß ich da und weinte und weinte.
    Hausfrau, 1930
    Ich wohnte damals in Plau. Es hieß immer, Hitler kommt, Hitler kommt; und wir sind die Straßen auf und ab promeniert, und da ist auch ein Auto mit Leuten vorbeigefahren, die hatten weiße Fliegerkappen auf. Kann sein, daß sie das gewesen sind. Zu erkennen haben sie sich jedenfalls nicht gegeben.
    Lehrerin, 1936
    Nein, ich hab’ Hitler nicht gesehen. Aber es tut mir leid. Ich hätte ihn gern gesehen. Es hat doch was für sich, berühmte Leute zu sehen. Als normaler Mensch hat man doch den Eindruck, daß man nichts ausrichtet. Aber einen zu sehen, der die Möglichkeit hat, in die Geschicke der Menschen einzugreifen.– So wie zum Beispiel das Mittelmeer zu sehen, auf dem Odysseus gefahren ist. Etwas gesehen zu haben, was wichtig ist. Das bringt einen zum Nachdenken. Einen Einstieg zu bekommen für das Nachdenken, das meine ich.

2
    Volkswirt, 1894
    Ja, ich hab’ ihn gesehn. Beschreiben, nein, das möcht ich nicht. Ich kann mir schon vorstellen, wie Sie das machen wollen – die verschiedenen Eindrücke schildern. Nein, da bin ich nicht dabei. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann, aber … ist nun mal so.
    Parkwächter, 1910
    Ja, aber fragen Sie lieber einen andern.
    Unternehmer, 1897
    Als ich studierte in den ersten Jahren, 1920/21,da hat mich die Idee, da war der Versailler Vertrag, die Schuldfrage usw.… Das
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