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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat
Autoren: Peter Schwindt
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entstehen zu lassen, das niemand mehr durchtrennen konnte.
    Als sie durch das Tor ritten, drehten sie sich noch einmal zu Lady Wenna um. Odgar hatte sich neben die Herrin von Caer Goch gestellt. Auch wenn dieser schweigsame sonderbare Riese sie beschützte, würden die nächsten Wochen und Monate schwer für Rowans Mutter werden. Gwyn hob noch einmal die Hand zum Abschied. Dann machten sie sich auf den Weg nach Camelot.

 
    Heimkehr in die Fremde
     
     
     
    Das Grenzland, das sich östlich des Avon erstreckte, war eine verlassene Gegend, die schon lange von ihren ursprünglichen Bewohnern aufgegeben worden war. Die Zeiten waren zu unsicher, als dass ein Bauer ohne Angst vor einem Überfall sein Feld bestellen konnte. Auch wenn die Sachsen bei der Schlacht um Camelot eine empfindliche Niederlage hatten einstecken müssen, so blieben sie in diesem Landstrich eine ernst zu nehmende Bedrohung. Und so waren die Dörfer, durch die sie ritten, allesamt ausgestorben und zerstört. Immer wieder mussten sie vor marodierenden Banden fliehen, die in diesem rechtsfreien Niemandsland Reisenden auflauerten, um diese zu berauben und ihnen je nach Laune die Kehle durchzuschneiden. Dieses Schicksal blühte vor allem denjenigen, die keine Familie hatten, die in der Lage war, ein horrendes Lösegeld für sie zu zahlen.
    Gwyn erinnerte diese bedrückende Reise an seine Durchquerung des Wüsten Landes, so seelenlos und gottverlassen war diese Gegend. Er spürte eine Einsamkeit in seinem Herzen, die den Blick verdüsterte und jedes Gefühl der Hoffnung erstickte. Waren woanders die Zeugnisse der römischen Zivilisation noch anzutreffen, hatten hier die Sachsen in ihrem blinden Vandalismus Straßen, Wasserleitungen und Häuser so gründlich zerstört, dass an einen Wiederaufbau über Jahre hinaus nicht zu denken war.
    Das war es also, das dunkle Zeitalter, dessen Kommen sich durch Krieg und Brandschatzung ankündigte. Die, die das Unglück hatten, den kommenden Sturm zu überstehen, würden sich verzweifelt an das wenige klammern, was ihnen ihre Vorfahren hinterlassen hatten. Sie würden es ohne Verstand so lange nutzen, bis es in ihren ungeschickten Händen zerbrach und fortgeworfen wurde. Nichts würde mehr bewahrt, nichts neu erschaffen werden. Es war der Anbruch eines jahrhundertelangen Winters, in dem der Mensch dem Tier immer ähnlicher werden würde.
    Obwohl in manchen der aufgegebenen Dörfer noch einige Hütten standen, entschieden sich Gwyn, Lancelot und Rowan, um die teilweise niedergebrannten Siedlungen einen großen Bogen zu machen und, wo es ging, unter freiem Himmel zu kampieren. Nur wenn sich irgendwo eine Höhle fand, wagten sie es, des Nachts ein Feuer zu entzünden, um den kargen Speisezettel durch einen frisch erlegten Hasen zu bereichern.
    Die Befürchtung, dass Mordreds Männer so weit nach Osten vorgedrungen sein konnten, bewahrheitete sich nicht. Und auch die Sachsen schienen noch stillzuhalten. Gwyn vermutete, dass dies nichts mit der neu entdeckten Treue zu Camelot zu tun hatte. Die Sachsen mussten bestimmt ihre Spione über das Land verteilt haben und warteten nun ab, was die nächsten Monate bringen würden. Im Gegensatz zu Artur war die Zeit auf ihrer Seite. Wie die Geier konnten sie in aller Ruhe zusehen, wie ihre Beute langsam aber sicher ausblutete.
    Bei Sarum überquerten sie den Avon und zwei Tage später erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle Cadbury. Das Dorf, das sich in Sichtweite zu Camelot befand, bot einen traurigen Anblick. Viele der Bewohner waren fortgezogen, die Häuser und Höfe standen leer.
    Als sie sich dem kleinen Wäldchen am Fuße des Burgbergs näherten, stellten sie fest, dass auch die Sachsen nicht mehr da waren. Außer einigen zugewachsenen Erdlöchern wies nichts mehr darauf hin, dass hier einmal über hundert Männer, Frauen und Kinder Wind und Wetter getrotzt hatten. Die Hoffnung, dass Artur ihnen wie versprochen helfen würde, ein freies Bauernleben zu führen, musste wohl enttäuscht worden sein. Vermutlich waren sie nach Osten gewandert. Dort würden sie sich bald wieder bewaffnen, um sich gewaltsam das zu holen, was man ihnen so leichtfertig versprochen hatte.
    Ein unerklärlicher Druck lastete auf Gwyns Brust. Mit einem Mal wusste er, dass es ein Fehler war, hierher zurückzukehren. Jede Faser seines Körpers sträubte sich dagegen, weiterzureiten. Camelot, das wusste er jetzt, existierte nicht mehr. Das, was er sah, war nichts als ein finsteres, beunruhigendes Trugbild,
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