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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe
Autoren: Max Kruse
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benachrichtigen. Löwe muß versuchen, die Feinde so lange wie möglich vom Prinzen fernzuhalten. Inzwischen sause ich mit dem fliegenden Teppich heran. Alle werden vor Verblüffung und Erstaunen erstarren, der Prinz und Löwe springen auf den Teppich — und schon sind wir wieder hier. Wenn das nicht gelingt, werde ich versuchen, den finsteren Rao auf den Teppich zu ziehen. Dann haben wir ihn in unserer Hand.«
    »Eine gute Idee«, sagte das Kamel. »Jedoch — wo ist, bitte, der fliegende Teppich? Gestern abend lag er doch noch hier!«
    Sprachlos und erschrocken schauten sie sich an. Sie hatten nur einen Gedanken, und der Sultan sprach ihn aus: »Wenn der Teppich in Raos und des gespenstischen Gibbons Hände gefallen ist und sie das Geheimnis kennen, wie man ihn zum Fliegen bringen kann, dann müssen wir doppelt vorsichtig sein. Denn sie können damit überall und zu jeder Zeit auftauchen und den Prinzen entführen, lautlos und ohne daß irgend jemand etwas davon merkt!«

Blech gegen Löwe

    Wütend tobte Rao in der steingrauen Halle der Burg Machatofel herum. Er schrie so laut, daß sich sogar der gespenstische Burgrat Gibbon mit eingezogenem Kopf in eine Ecke verkroch. General Blech schlotterte an allen Eisengliedern.
    »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan!« polterte Rao. »Das habe ich nun davon, daß ich auf die dummen Ratschläge des Burgrates gehört habe! Hätte ich es nicht getan, säße Prinz Panja schon längst in meinem Kerker und würde das Tageslicht nie mehr zu sehen bekommen. Statt dessen hat er eine ganze Armee mächtiger Freunde zu seiner Unterstützung erhalten und will mich mit einem Löwen hier auf suchen! Ja, bin ich denn Löwenfutter? Wenn ich dem Prinzen nur in aller Ehrfurcht die Fland geben will — um sie nie wieder loszulassen, bis er hinter Schloß und Riegel sitzt, haha! — , wird mich das scheußlich-gefährliche Tier mit einem Haps zermalmen. Ich höre schon meine Knochen zwischen seinen Kiefern knacken... Wo bleibt übrigens das Frühstück? Ich habe Appetit auf eine kräftig gesalzene Ochsenkeule! Die abgenagten Knochen werde ich dir um die Ohren schlagen, du übergescheiter Affe du!«

    Wenn der Gibbon etwas nicht leiden konnte, so war es das, Affe genannt zu werden. Er schaute deshalb seinen Herrn aus bösen Augen an.
    General Blech benutzte die gute Gelegenheit, in der Küche nach dem Verbleib der Frühstückstafel zu forschen. Aber stotternd vor Angst meldete er, als er zurückkam: »De... der Ko-los-sale Kriechende Hoheitliche Festtafelsockel ist verschwunden!«
    »Natürlich!« rief Rao. »Auch das habe ich dem Gibbon zu verdanken! Er hat ihn ja die Treppe hinuntergestoßen. General...«
    »Zu Befehl?«
    »Sofort soll eine Kompanie Blechbüchsen ausmarschieren und die Schildkröte aufstöbern. Professor Nomus soll durch den Himmelsspiegel die Suche nach ihr aufnehmen. Tot oder lebendig bringt ihr sie wieder. Meinetwegen durch die Beinlöcher aufgespießt. Ich werde Schildkrötensuppe aus ihr kochen lassen!«
    Der General verschwand klirrend, um die nötigen Befehle zu geben. Der Kondor stieg mit dem Spiegel in die Lüfte, und Professor Nomus ließ den zweiten Ameisenbären das Fernrohr auf ihn richten, während der erste bereits den Rüssel hob, um ihn sofort gegen den Gong zu schlagen, wenn die Schildkröte gesichtet wurde. Eine Kompanie Blechbüchsen schepperte über die heruntergelassene Zugbrücke — und der Koch mußte den Tisch in der Halle so wie früher decken, indem er mit seinen Gehilfen die Platten einzeln hereintrug.
    Als General Blech sich seiner Aufträge entledigt hatte, frühstückte Hoheit Rao bereits. Wie grimmig er immer noch war, sah man an der Gewalt, mit der er die Fleischstücke vom Knochen riß.
    »Also, der Löwe kommt mir nicht in die Burg«, sagte er schmatzend. »Ist das klar?«
    »Jawohl«, antwortete General Blech schlotternd.
    »Wollt Ihr Prinz Panja wieder ausladen — oder wie wollt Ihr verhindern, daß der Löwe ihn begleitet?« fragte der Gibbon.
    »Ich bin es, der die Befehle gibt. Du hast dir zu überlegen, wie sie ausgeführt werden können!« schrie ihn Rao an und warf einen abgenagten Knochen nach ihm. Der Gibbon duckte sich behend und fing das Geschoß im Flug auf. Einen Augenblick sah es so aus, als ob er es seinem Herrn an den Kopf schleudern wollte. Doch dann legte er es mit überlegener Ruhe auf den Tisch. »Das ist Aufgabe unserer Armee!«
    »Ich lasse sofort ausrücken und den Löwen einfangen!« knatterte General
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