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Grünes Gift

Titel: Grünes Gift
Autoren: Robin Cook
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fies sein«, gab Jonathan zu.
    Ein dunkelblauer Minivan hielt an der Bordsteinkante. Nancy Seilers beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete die Tür. »Hi, Mom«, begrüßte Jonathan seine Mutter und winkte ihr zu. Er wirkte ein wenig befangen.
    Nancy Seilers ließ ihre leuchtenden, Intelligenz ausstrahlenden Augen zwischen ihrem siebzehnjährigen Sohn und der ziemlich sexy aussehenden jungen Frau im Collegealter hin- und herwandern. Sie wußte sehr wohl, daß Jonathans Interesse an Mädchen sich sehr schnell entwickelt hatte, aber was sie da sah, kam ihr doch ein bißchen unpassend vor.
    »Willst du mich nicht mal vorstellen?« fragte Nancy. »Ja, natürlich«, erwiderte Jonathan und fixierte eine Spalte im Bürgersteig. »Das ist Miss Winthrope.« Cassy beugte sich hinunter und streckte Nancy die Hand entgegen. »Nett, Sie kennenzulernen, Mrs. Seilers. Sie können mich Cassy nennen.«
    »Cassy also«, wiederholte Nancy und schüttelte Cassys Hand.
    Nach kurzem, betretenem Schweigen fragte Nancy, wie lange sie sich schon kannten.
    »Mommmmm!« stöhnte Jonathan. Er wußte sofort, was sie dachte und war peinlich berührt. »Miss Winthrope ist Lehramtsanwärterin und hospitiert bei uns im Englischunterricht.«
    »Aha, so ist das«, entgegnete Nancy erleichtert. »Meine Mutter ist Virologin und arbeitet in der Forschung«, sagte Jonathan, um das Thema zu wechseln und um zu erklären, warum jemand etwas so Bescheuertes von sich geben konnte.
    »Wirklich?« staunte Cassy. »Ein interessantes und wichtiges Gebiet, vor allem in der heutigen Zeit. Arbeiten Sie im Medical Center der Universität?«
    »Nein«, erwiderte Nancy. »Ich bin bei Serotec Pharmaceuticals beschäftigt. Aber mein Mann arbeitet an der Uni. Er ist der Leiter der physikalischen Fakultät.«
    »Mein Gott!« staunte Cassy erneut. Sie war wirklich beeindruckt. »Kein Wunder, daß ihr Sohn so ein helles Köpfchen ist.«
    Über den Wagen der Familie Seilers hinweg sah sie Beau in die hufeisenförmige Zufahrt einbiegen.
    »Nett, Sie getroffen zu haben«, verabschiedete sie sich von Nancy. An Jonathan gewandt fügte sie hinzu: »Danke nochmals.«
    »War doch nicht der Rede wert«, entgegnete Jonathan. Cassy eilte, halb hüpfend, halb laufend, zu Beaus Auto. Jonathan starrte ihr hinterher. Das Auf- und Abwippen ihrer sich unter dem dünnen Baumwollkleid abzeichnenden Pobacken faszinierte ihn.
    »Willst du nun mit nach Hause fahren oder nicht?« fragte Nancy, um den Bann zu brechen. Sie machte sich schon wieder Gedanken, ob da womöglich doch irgend etwas im Gange war, von dem sie nichts wußte.
    Jonathan verstaute seinen Laptop vorsichtig auf dem Rücksitz und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. »Wofür hat sie sich denn bedankt?« fragte Nancy, während sie losfuhr. Im Vorbeifahren sah sie Cassy in einen Geländewagen einsteigen, in dem ein attraktiver Mann ihres Alters am Steuer saß. Ihre Sorgen verflüchtigten sich wieder. Es war wirklich kein Zuckerschlecken, einen Teenager großziehen zu müssen. Einen Augenblick war sie die stolze Mutter, im nächsten von Sorgen geplagt. Einer derartigen Berg- und Talfahrt der Gefühle fühlte Nancy sich häufig nicht gewachsen. Jonathan zuckte mit den Achseln. »Wie ich gesagt habe. Es war nicht der Rede wert.«
    »Du liebe Güte!« seufzte Nancy frustriert. »Manchmal glaube ich, es ist leichter, Wasser aus einem Stein zu pressen, als irgend etwas aus dir herauszubekommen.«
    »War’s das jetzt?« entgegnete Jonathan. Als sie an dem schwarzen Toyota vorbeifuhren, sah er noch einmal verstohlen zu Cassy hinüber. Sie saß im Auto und sprach mit dem Fahrer.
     
    »Du siehst ja furchtbar aus!« rief Cassy. Beau war kreidebleich. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, die wie winzige Topasse glänzten. Seine Augen waren rot und wäßrig. »Danke für das Kompliment«, entgegnete Beau. »Nein im Ernst«, fuhr Cassy fort. »Was ist los mit dir?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Beau. Er mußte husten und hielt sich die Hand vor den Mund. »Es hat vor der Marketing-Vorlesung angefangen und wird immer schlimmer. Wahrscheinlich kriege ich eine Grippe. Jedenfalls habe ich Muskelschmerzen, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, die Nase läuft - mir tut einfach alles weh.«
    Cassy legte ihre Hand auf seine schwitzende Stirn. »Du bist ja ganz heiß«, stellte sie fest.
    »Seltsam«, entgegnete Beau. »Dabei ist mir ziemlich kalt. Ich hatte sogar Schüttelfrost. Aber als ich mich ins Bett gelegt habe, war es mir so warm unter der
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