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Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Grüne Tomaten: Roman (German Edition)

Titel: Grüne Tomaten: Roman (German Edition)
Autoren: Fannie Flagg
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Krankheit behandeln, von der ich schon genesen bin. Übrigens – Sie werden es nicht glauben, Mrs. Threadgoode, aber ich bin jetzt doppelte Großmutter. Janice hat Zwillinge gekriegt, zwei Mädchen. Und Sie erinnern sich doch an Eds Mutter, Big Momma? Wir haben sie ins Meadowlark Manor gebracht, und dort gefällt es ihr besser. Ich bin so froh … Nach Ihrem Tod war es furchtbar für mich, nach Rose Terrace zu fahren. Als ich das letzte Mal hinkam, erzählte mir Geneene, Vesta Adcock sei so verrückt wie eh und je und regt sich immer noch auf, weil Mr. Dunaway vor einiger Zeit endgültig ausgezogen ist. Alle vermissen Sie – Geneene, Ihre Nachbarn, die Hartmans … Ich besuchte Jonnie und holte mir die Sachen, die Sie mir hinterlassen hatten, und ich koche ständig nach den Rezepten. Oh, ehe ich’s vergesse – seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, bin ich um dreiundvierzig Pfund leichter geworden. Fünf müssen noch runter … Vor etwa einem Monat starb Ihr Freund Ocie, aber das wissen Sie ja. Doch da ist noch etwas, das ich Ihnen erzählen muss. Erinnern Sie sich an Ihr Foto, das im Loveman geknipst wurde – wo Sie das blaue Kleid mit den Tupfen tragen? Ich hab’s rahmen lassen, und es steht auf einem Tischchen im Wohnzimmer. Neulich kam eine Mary-Kay-Kundin zu mir und sagte: ›Evelyn, Sie sehen genauso aus wie Ihre Mutter.‹ Ist das nicht wundervoll, Mrs. Threadgoode?«
    Evelyn erzählte ihrer Freundin alles, was ihr von den Ereignissen des letzten Jahres einfiel. Und sie ging nicht, ehe sie überzeugt war, Mrs. Threadgoode müsste nun wissen, dass es ihr gut ging. Mit einem glücklichen Lächeln wanderte sie zu ihrem Auto zurück, aber an Ruths Grab blieb sie noch einmal stehen. Sie sah etwas, das zuvor nicht da gewesen war. Ein Marmeladenglas mit frisch gepflückten kleinen rosa Rosen schmückte den Stein. Daneben lag ein Kuvert, adressiert in dünner, krakeliger Handschrift: »An Ruth Jamison.«
    Erstaunt öffnete Evelyn den Umschlag. Darin steckte eine altmodische Osterkarte mit dem Bild eines kleinen Mädchens, das einen Korb voll bunter Eier trug. Auf der Rückseite stand:
    »Mögen Rosen versüßen Deine ewige Ruh
Denn niemand auf Erden war süßer als Du.
Lieb und freundlich immerdar,
Gütig, treu und wunderbar
Und ein Engel immerzu,
Alles das warst Du, nur Du.«
    Und die Unterschrift lautete: »Ich denke immer an Dich. Deine Freundin, die Bienenverführerin.«
    Die Karte in der Hand schaute sich Evelyn auf dem Friedhof um. Niemand ließ sich blicken.

B IRMINGHAM N EWS
    17. März 1989
    A LTE F RAU VERMISST
    Mrs. Vesta Adcock, eine dreiundachtzigjährige Bewohnerin des Pflegeheims Rose Terrace, verließ gestern das Haus, nachdem sie erklärt hatte, sie wolle frische Luft schnappen, und kam nicht zurück. Als sie zuletzt gesehen wurde, trug sie einen Morgenmantel aus rosa Chenille mit Fuchsbesatz und königsblaue Flauschpantoffeln. Vielleicht auch eine rote Strickmütze. Sie hatte eine schwarze, mit Perlen bestickte Handtasche bei sich.
    Ein Busfahrer erinnert sich an eine Frau, auf die diese Beschreibung passt. Gestern Abend stieg sie, nicht weit vom Heim entfernt, in den Bus.
    Falls Sie jemanden gesehen haben, auf den die Beschreibung zutrifft, rufen Sie bitte Mrs. Virginia Mae Schmitt an, die Leiterin des Pflegeheims (555.7760).
    Der Sohn der Vermissten, Mr. Earl Adcock jr., wohnhaft in New Orleans, erklärte der Polizei, der Geisteszustand seiner Mutter sei möglicherweise bedenklich.

B IRMINGHAM N EWS
    20. März 1989
    A LTE F RAU IN L IEBESNEST GEFUNDEN
    Mrs. Vesta Adcock, die Dreiundachtzigjährige, die vor vier Tagen das Pflegeheim Rose Terrace verließ und als vermisst gemeldet wurde, tauchte im Bama Motel in East Lake auf. Ihr Begleiter, Mr. Walter Dunaway aus Birmingham, achtzig, erlitt einen leichten Schlaganfall und wurde heute Morgen zur Beobachtung in die Universitätsklinik gebracht.
    Mrs. Adcock bat darum, ins Pflegeheim zurückgebracht zu werden. Sie war sehr niedergeschlagen und sagte: »Walter ist nicht der Mann, für den ich ihn hielt.«
    Dem Vernehmen nach ist Mr. Dunaways Befinden zufriedenstellend.

H IGHWAY 90
    MARIANNA, FLORIDA
    22. Mai 1989
    Bill und Marion Neal und ihre achtjährige Tochter Patsy waren den ganzen Tag gefahren, als sie am Straßenrand einen Kiosk sahen, wo »frische Eier, Honig, frisches Obst und Gemüse, frische Katzenfische und eisgekühlte Getränke« angeboten wurden.
    Sie waren durstig, also wendete Bill das Auto und kehrte um. Niemand war da, als
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