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Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)

Titel: Grüne Schnüre mit Apfelgeschmack (German Edition)
Autoren: Angelika Hesse
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Italiener wären, allen voran ihr Nino, natürlich.
     
    Nach dem missglückten Kuss ist Florian Ida erst mal aus dem Weg gegangen. Aber seit ein paar Wochen läuft es wie immer zwischen ihnen: Ein trockener Kuss zur Begrüßung, mal zusammen Abhängen und wenn es gerade passt, bezeichnet Ida Florian als ihren Freund. Er hat nie wieder die Waschmaschine bei ihr versucht.
     
    Ich dagegen habe noch nicht mal einen Nachbarn, geschweige denn einen Sandkastenfreund, den ich im Notfall als Freund ausgeben könnte.

 
     
    4.Kapitel
     
    „Pyjamaparty am Freitag bei mir?“ Ida legt ihren Arm um Nina und mich. Ida und ich kennen uns seit dem Kindergarten, Ida stieß in der Grundschule dazu. Wir drei ergänzen uns perfekt.
    „Wir feiern den Beginn der Eierferien und stopfen uns mit Chips und Gummibärchen voll.“
Appetit- und lustlos beiße ich in mein Salamibrot, „können wir machen.“
„Ich habe abends Probe und Samstagmorgen Kostümanprobe.“ Nina ist unsere Ballettratte. Sie tanzt so gut, dass sie bei der Schwanensee Aufführung der Ballettschule einen der kleinen Schwäne tanzen darf. Dafür muss sie in den Ferien Extratrainingseinheiten einschieben.
„Man sieht dich ja eh kaum noch und jetzt versaust du dir auch noch die Ferien“, schüttelt Ida verständnislos den Kopf.
     
    Früher sind wir alle zusammen zum Ballettunterricht gegangen, Nina, Ida und ich. Ich war nie gut. Mich haben diese ewigen Pliés und Relevés genervt. Meine Mutter hat mich schon mit drei Jahren in die Ballettschule geschliffen. Es hat geschlagene acht Jahre gedauert, bis sie eingesehen hat, dass aus mir nie eine Primaballerina werden wird. Ich wollte lieber zum Reitunterricht, was von ihr komplett geblockt wurde. Wünschte ich mir zum Geburtstag Pferdebettwäsche und den Barbie Pferdestall, bekam ich garantiert quietschrosa Satinbettwäsche und die Primaballerina Barbie mit Mini Tütü und Spitzenschuhen.
„Ballett ist so gut für die Haltung“, musste ich mir jeden Donnerstag anhören, wenn sie mich motzend ins Tanzstudio zerrte.
Die Pferdephase war zwar dann zwar irgendwann vorüber, aber den Ballettunterricht habe ich nach wie vor gehasst. Idas Mutter war es die damals den Jazzdance im Verein vorschlug und meine Mutter überzeugte, dass auch diese tänzerische Ertüchtigung den Rücken stärkt. Nina dagegen liebt das Ballett mit Leib und Seele. Sie kann bis heute nicht verstehen, wie wir freiwillig auf Frau Zagrowas barschen Umgangston und den ganzen Verrenkungen verzichten können. Insgeheim glaube ich, Frau Zargowa war froh mich loszuwerden. Meine vierte Position hat sie all die Jahre schier zur Verzweiflung gebracht.
    „Dann werden wir es uns zu zweit gemütlich machen.“ Ida knufft mich freundschaftlich in die Seite und schaut mich dann prüfend an. „Was ist denn los mit dir? Du bist schon den ganzen Morgen so komisch.“
Jetzt schnell das Thema wechseln, bevor ich wieder in Tränen ausbreche.
„Was ist denn mit Flori? Kommt er auch vorbei?“
Manchmal veranstalten wir zu Dritt oder zu Viert eine Dvd Session oder er hängt einfach mit uns ab. Florian ist auch für Nina und mich ein echter Freund.
„Der fährt doch schon Freitagabend mit der Skijugend ins Ösiland.“ Ida zeigt keinerlei Anzeichen von Bedauern. Ich wette, sie wird ihn nicht ein Stück vermissen. „Die andere Gruppe fährt in die Dolomiten. Stell dir vor, er hätte nach Italien fahren können. Aber stattdessen fährt er zum dritten Mal in das blöde Stubaital.“
Die Ablenkung ist geglückt, Ida lässt sich in einem Redeschwall über die italienischen Alpen aus.
    Den ganzen Vormittag habe ich krampfhaft versucht nicht mehr über Tim nachzudenken. Das Trauern will ich mir für zuhause aufheben. Das Nicht-an-ihn-denken ging in der Englischstunde auch ganz gut. Frau Beckmann hat sich Rollenspiele für uns ausgedacht. Laura hat sich so entsetzlich blöde angestellt, dass ich die ganze Zeit schadenfroh grinsen musste. Sie kommt sich immer so toll vor, die eingebildete Kuh. Ständig schmeißt sie ihr langes pechschwarzes Walla-Haar von rechts nach links und wieder nach rechts, lacht affektiert und versucht erwachsen zu wirken. Steht man neben ihr, muss man aufpassen, dass einem ihre Haarpracht nicht ins Gesicht peitscht. Ihre Kohlaugen sind von Spinnenarm langen Wimpern und dicken Kajalbalken umrahmt. Natürlich gehört sie zum Insiderkreis der Mädchen die schon einen Freund haben. Sie ist Halbspanierin und mit fast fünfzehn Jahren die Älteste in der
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