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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten
Autoren: Campus
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Montagetechnik,Würth liefert 100 000 Produkte für Handwerk und Industrie,
     vor allem Schrauben, Dübel, Baubeschläge,Werkzeuge
    Mitarbeiter:
über 59 000
    Umsatz:
7,74 Milliarden Euro
    Gewinn:
ca. 540 Millionen Euro
    |257|

    Reinhold Würth
    Aber noch ist er. Als »sehr stark bestimmend« schildern ihn langjährige Mitarbeiter. »Manchmal bin ich ziemlich ungeduldig«,
     gibt auch Würth zu. »Wenn was nicht so funktioniert, wie ich es mir vorstelle, dann kann ich schon mal aggressiv werden, dickköpfig.
     Aber sonst wäre das Unternehmen nicht das geworden, was es heute ist.«
    »Der Wille ist bei ihm noch stärker entwickelt als das Gehör«, verriet Ex-BDI-Präsident Michael Rogowski mal der
Financial Times Deutschland
. Lange Jahre saß er in Würths Beirat. »Streiten Sie mal mit ihm, ob er dies oder jenes nicht doch lieber lassen sollte. Dann
     reizt es ihn erst recht.«
    Seine Frau hat ihm auch schon Bescheid gestoßen: »Ich sei wie ein Panzer und gehe einfach über die Widerstände hinweg.« Auf
     der anderen Seite: Wenn ich mal weit übers Ziel hinausgeschossen bin, dann habe ich keine Probleme, mich coram publico zu
     entschuldigen. Wenn ich sehe, ich habe zu viel Druck gemacht, zu viel Dampf abgelassen, dann entschuldige ich mich.« Das nennt
     Würth »seine weiche Seite«.
    Vor einiger Zeit ließ Würth mal eine Soziologin ins Haus. Die fertigte eine wissenschaftliche Arbeit über seine Führungskultur |259| an. Einen Satz hat der Patriarch sich gemerkt: »Die hat geschrieben: Wenn der Würth sagt, das ist rot, dann ist es rot, auch
     wenn es schwarz ist.«
    Schon lange überlässt Würth die Geschäftsführung anderen, und im März 2006 gab Würth sogar den Vorsitz im Beirat der Würth-Gruppe
     an seine Tochter Bettina Würth, 46, ab. »Mit deinen Noten würdest du sowieso nirgendwo anders genommen werden«, überzeugte
     Würth sie zu einer Karriere unter seiner Fuchtel. Sie begann als Azubi mit einer Ochsentour durch alle Abteilungen und der
     zunehmenden Übertragung von Verantwortung. Da, wo sie hätte Rat brauchen können, musste sie sich alleine durchkämpfen. »Aber
     wo ich dachte, ich brauche keine Ratschläge, da habe ich dann welche bekommen.« Er sieht das so: »Meine Tochter gibt mir schon
     zu verstehen, wenn ihr was nicht passt. Ich bin schon lernfähig.«
     
    Das sind nur Querelchen. Die wesentliche Koordinate hat die Würth-Führungstruppe abgestimmt – es soll nach oben gehen. Und
     auch in einem anderen wichtigen Punkt herrscht große Harmonie: »Das ganze Unternehmen ist sehr erfolgsorientiert aufgebaut«,
     sagt Würth. Wer bei Würth was werden will, muss Leistung bringen. Am meisten ausgefeilt ist die Führung der über 27 000 Vertreter,
     die weltweit mehr als 2,9 Millionen Kunden die Würth-Produkte nahebringen sollen. Die Qualität ihres Einsatzes bestimmt sehr
     direkt die Quantität des Umsatzes. Jeder Mitarbeiter in der Hauptverwaltung kann in seinem Computer nachschauen, wo die Geschäfte
     wie laufen. Reinhold Würth bekommt sie täglich ausgedruckt auf den Schreibtisch. Er ist ein Computerhasser: |260| »Mit Computern und dem Internet mache ich nichts. Ich finde das nicht hilfreich. Sie bleiben an dem Klump nur hängen, surfen
     rum, versäumen die Zeit und geworden ist am Ende nichts.«
    Brennt es irgendwo, dann wird eine Art schnelle Eingreiftruppe losgeschickt. Manchmal kommt sogar Würth und geht mit einem
     seiner Außendienstmitarbeiter auf Tour. Schließlich sind »die Verkäufer die Pfeiler des Unternehmens«, sagt er. Und außerdem
     kann der alte Hase ihnen immer noch was vormachen. Einmal tankte ein derart heimgesuchter Verkäufer während der Arbeitszeit.
     Die Zapfpistole war noch nicht aus dem Tank, da rechnete ihm Würth schon vor: »Wenn jeder Verkäufer zehn Minuten am Tag tankt,
     dann beschäftigen wir jeden Tag 500 Verkäufer nur fürs Tanken.« Es folgte die daraus abgeleitete Anweisung: Zu tanken sei
     am besten am Vorabend – nach Feierabend. Mit ähnlichen Rechnungen nahm er den Verkäufern ihre Laptops wieder weg. Bis das
     Ding hochgefahren sei, vergeudeten sie zu viel wertvolle Verkaufszeit. Und siehe da: »Ohne Laptops stieg prompt der Umsatz«,
     freut sich Würth.
    Üblicherweise fangen Würths Verkäufer (Angestelltengehalt plus Provision) in der C-Klasse an, wobei damit nicht der Typ des
     Dienstwagens gemeint ist. Wer gut ist, kann weit aufsteigen: Über die B- und A-Klasse in den Erfolgsclub. Die besten sammeln
     sich im Top-Club:
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