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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten
Autoren: Campus
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erst einmal
     in der Welt, sorgt er dafür, dass sie ins Laufen kommt. Danach zieht es ihn weiter, zum nächsten Projekt. Wenn man so will,
     ist Alexander Olek ein Serien-Gründer.
    Nach einer mittelmäßigen Schulkarriere und dem Abitur an einem Bonner Gymnasium ging Olek 1989 für eineinhalb Jahre nach Argentinien.
     »Das war alles ganz simpel: Ich wollte raus aus Deutschland und eine neue Sprache kennen lernen; ich hatte während der Schulzeit
     ein paar Sachen gelernt, die ich in Argentinien umsetzen konnte.« Sein Vater, ein Bonner Molekularbiologe, kennt einen Professor
     in Buenos Aires, für den Olek ein Forschungslabor aufbauen soll – seine erste kleine Firma. »Ich habe das ohne großen Plan
     gemacht, es sollte mir nur meinen Lebensunterhalt finanzieren und mir eine interessante Tätigkeit bieten.« Und vor allem eine
     Tätigkeit, während der er niemandem Rechenschaft |15| schuldig ist. »Denn einen Chef zu haben, das kann ich nicht ertragen.«
    Nach dem Auslandsaufenthalt beginnt Olek ein Chemiestudium an der Universität Bonn und wechselt 1992 ans Imperial College,
     um dort drei Jahre lang Biochemie zu studieren. Er macht seinen Bachelor und beginnt 1995 seine Promotion am Max-Planck-Institut
     für Molekulare Genetik an der Freien Universität Berlin. Bis zu diesem Punkt könnte es sich auch um die Biografie eines hoffnungsvollen
     Nachwuchstalents für ein renommiertes Unternehmen der Pharmabranche handeln. Doch es kommt anders, denn die Ideenmaschine
     Olek hat während des Studiums genug neuen Input gesammelt.
    In seinen Seminaren hat Olek die Grundzüge der Epigenomik gelernt, eines Forschungszweigs der modernen Molekulargenetik. Dabei
     versuchen die Wissenschaftler, die Vorgänge aufzuklären, die der Regulation von Genen zugrunde liegen, also jenem komplexen
     Zusammenspiel auf die Spur zu kommen, das zwischen Genen, Eiweißmolekülen und Signalen von außerhalb der Zellen abläuft. Eine
     Hoffnung der Forscher ist, dass ihnen diese Erkenntnisse irgendwann einmal beim Kampf gegen genetische Erkrankungen wie Diabetes
     und Alzheimer helfen werden.
    Ein Teil jener Zellprozesse ist die sogenannte DNA-Methylierung. Dabei reguliert ein chemischer Stoff, eine Methylgruppe,
     welche Gene kommunizieren dürfen und welche stumm sind, sodass die Zelle funktionieren kann. Im Umkehrschluss bedeutet das:
     Sind die falschen Gene methyliert, funktioniert die Zelle nicht richtig. Ursache dafür kann eine Krankheit, beispielsweise
     Krebs, sein. Oleks Idee ist nun im Prinzip ganz einfach: Wer weiß, wie die DNA-Methylierung |16| bei einer bestimmten Krebserkrankung aussieht, kann auch vermeintlich gesunde Zellen auf diese verdächtigen Muster hin untersuchen:
     Daraus könnte sich ein hocheffizientes Frühwarnsystem entwickeln lassen, ein Krebstest, der fast komplett ohne medizinischen
     Eingriff auskommt, da er nur wenige Zellen benötigen und Gewebeentnahmen überflüssig machen würde. Eine Blutprobe könnte ausreichen.
    Auch mit nur wenigen besuchten BWL-Vorlesungen ahnt Olek, dass das Potenzial des Produktes riesig ist: Ein funktionierender
     Test für Darmkrebs beispielsweise könnte pro Jahr zwischen 100 und 150 Millionen Patienten helfen. Wäre man in der Lage, damit
     50 bis 80 Prozent aller Darmkrebstoten zu vermeiden, wären das allein in Amerika und Europa 100 000 bis 150 000 Krankheitsopfer
     weniger im Jahr. Würde sich das Produkt für etwa 100 Dollar verkaufen lassen, läge der potenzielle Umsatz weltweit bei zehn
     Milliarden Dollar.
    Noch während seiner Promotion schreibt Olek einen Businessplan. Er schickt die Geschäftsidee einem Venture-Capital-Geber und
     lädt ihn ins Max-Planck-Institut ein. Er erklärt dem potenziellen Finanzier sein Vorhaben. Der ist begeistert: »Super, super«,
     ruft er, und fügt dann warnend hinzu: »Aber, Herr Olek, Sie brauchen nicht mal davon zu träumen, dass Sie das erste Jahr dieses
     Unternehmens als Geschäftsführer überleben.« Er nimmt Olek wegen seines Alters nicht für voll, aber immerhin hilft er ihm.
     Im Januar 1999 erhält der Jungunternehmer seine ersten Millionen Wagniskapital. Insgesamt werden es 7,5 Millionen Euro. Zusammen
     mit vier Mitstreitern gründet er in einem Hinterhof in Berlins Szene-Stadtteil Prenzlauer Berg die neue Firma, der die Gründer
     den Namen Epigenomics geben.
    |17| Olek muss jetzt anfangen, aus einem Gedanken ein Unternehmen zu formen: Er braucht einen Think-Tank und ein Labor in einem:
     Verfahrenstechnische
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