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Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Autoren: C.H.Beck
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Seine Regierungsmaßnahmen waren vom Streben nach effizienteren Formen der Herrschaftsausübung gekennzeichnet. Friedrich schuf dadurch die wirtschaftlichen und administrativen Voraussetzungen, um die von seinen normannischen Vorfahren ererbte Flotte neu zu beleben und weiterzuentwickeln. Der Sieg dieser Flotte bei Montecristo über ein genuesisches Geschwader in päpstlichen Diensten im Jahre 1241 war die Krönung seiner maritimen Politik.
    Allerdings blieb der Kampf zweier Kriegsflotten im Hochmittelalter weithin eine Ausnahme. Bis die Strukturen der sich langsam entwickelnden Staaten ausreichten, wieder Flotten zu bauen und dauerhaft zu unterhalten, traten entweder freie Unternehmer als Schiffsausrüster auf, oder es wurden die besten Seeprofis der Zeit, Piraten nämlich, angeheuert. Darin liegt der eigentliche Grund, warum man in den mittelalterlichen Reichen mit Ausnahme der hoch entwickelten Seestädte des Mittelmeers keine oder allenfalls in bescheidenen Ansätzen entwickelte Flotten unterhielt.[ 7 ] Die Ausnahmen von der Regel des «flottenlosen Mittelalters» lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen: Die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer, das Königreich Aragon oder die Akteure des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich setzten zwar Schiffsverbände im Krieg ein. Doch bestand deren Aufgabe im Wesentlichendarin, Soldaten zu transportieren. Als eigenständige Waffensysteme, deren Wirksamkeit auf dem koordinierten Einsatz der Schiffe selbst bestand, agierten diese Verbände eben nicht. Und auch die berühmte Hanse, jener Städtebund, dessen Mitglieder im Spätmittelalter den Handel in Nord- und Mitteleuropa beherrschten, besaß keine eigene «Hansekriegsflotte», sondern musste im Konfliktfall die Geschwader immer wieder aufs Neue aus Kontingenten der einzelnen Bundesstädte zusammenstellen.
Die Kauf- und Kriegsleute von Venedig
    Langfristig wirksame Tendenzen, Kriegsflotten dauerhaft im Einsatz zu halten, finden sich in den wohl fortschrittlichsten politischen Gebilden des Mittelalters, den italienischen Handelsrepubliken Venedig und Genua, die im Zeitalter der Kreuzzüge mehr und mehr den Fernhandel mit dem Orient unter ihre Kontrolle brachten. Die dabei erzielten märchenhaften Profite rechtfertigten den großen Aufwand und das hohe Risiko, die mit den Reisen zur See verbunden waren – und sie erzwangen mit wachsender Intensität des Handelsverkehrs auch wirksamen Schutz. So gingen die Venezianer als Schrittmacher des maritimen Fortschritts schon im 13. Jahrhundert dazu über, ihre Fernhandelsschiffe in Konvois zusammenzufassen und von schwer bewaffneten Kriegsgaleeren schützen zu lassen. Und auch Venedigs ewiger Konkurrent Genua mühte sich zunehmend um die Sicherung seiner Handelswege durch den Unterhalt von Kriegsschiffgeschwadern. Den spezifischen meteorologischen Bedingungen des Mittelmeeres mit seinen rasch wechselnden Winden und häufigen Flauten war es dabei geschuldet, dass die Galeere ihren Vorrang gegenüber Segelschiffen bis weit in die Neuzeit hinein behaupten konnte. Auch noch im 17. und 18. Jahrhundert unterhielten Seemächte wie Spanien und Frankreich, die sowohl Atlantik- wie Mittelmeerflotten besaßen, in den Mittelmeerhäfen weiterhin Galeerenkontingente.[ 8 ]
    Die Vorherrschaft der Galeere erwies sich als prägend für die Seekriegsführung im Mittelmeerraum und damit auch für die gesellschaftliche Entwicklung. Das zeigt insbesondere die Geschichte Venedigs imMittelalter. Um des Schutzes durch die
muri salati
, die «Mauern aus Salz(wasser)» der Lagune, gewiss sein zu können, sorgten die Venezianer früher als irgendeine andere Macht in Europa für die Ausbildung von Strukturen, die es ihnen gestatteten, binnen weniger Wochen eine schlagkräftige Flotte auszurüsten. Das Arsenal, die berühmte Schiffswerft der Lagunenmetropole, wurde schon Anfang des 14. Jahrhunderts in Dantes
Göttlicher Komödie
besungen. Dieser erste protoindustrielle Großbetrieb im mittelalterlichen Europa erstaunte die Zeitgenossen durch seine schiere Größe und die Präzision, mit der bis zu 3000 Handwerker zusammenarbeiteten.[ 9 ] Die vielbewunderte Modernität der venezianischen Staatsinstitutionen resultierte nicht zuletzt aus dem existenziellen Bedürfnis nach einer effizienten Flottenorganisation.
    Ein Schiffshandbuch des Mittelalters: Michael von Rhodos begann seine Laufbahn 1401 als Ruderer auf einer venezianischen Galeere und stieg bis zum Flottenkapitän der Serenissima
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