Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte

Titel: Große Seeschlachten - Wendepunkte der Weltgeschichte
Autoren: C.H.Beck
Vom Netzwerk:
auf. Seit 1434 arbeitete er an einem reich illustrierten maritimen Handbuch, in dem er die Kriegs- und Handelsflotte der Lagunenstadt beschreibt. Die Abbildung zeigt eine venezianische Galeere mit Heckruder, deren Riemen eingezogen sind. Sie wird stattdessen von einem Lateinersegel angetrieben, das mit vielen Details wiedergegeben wird, wie etwa einer doppelt gelaschten Spiere und den mit Blöcken versehenen Wanten.
    Im Spätmittelalter begannen dann die Seehandelsschiffe regelmäßig größere Distanzen zu überwinden. Von besonderer Bedeutung erwies sich dabei der Austausch zwischen den Mittelmeeranrainern und den Niederlanden, die sich durch den intensivierten Handelsverkehr seit dem14. Jahrhundert neben Oberitalien zur zweiten wirtschaftlichen Boom-Region Europas entwickelten. Besonders die Genuesen profitierten vom Handel mit Nordeuropa durch immer weiter ausgreifende Schifffahrtsrouten, und so ist es kein Zufall, dass der Mann, der in Diensten des spanischen Königshauses mit drei Karavellen 1492 Amerika entdeckte, aus Genua stammte: Cristoforo Colombo.
    Viele Historiker lassen die Neuzeit mit diesem Ereignis beginnen, und dafür gibt es gute Gründe. Denn mit der Entdeckung der Neuen Welt durch die Europäer wurde alles anders. Das Mittelmeer verlor seine zentrale Rolle im europäischen Wirtschaftsleben und sank im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einem weniger bedeutenden Binnenmeer herab. Ein letztes Mal triumphierte die Galeerenflotte der venezianischen Republik im Bündnis mit Spanien und dem Papsttum 1571 bei Lepanto über den osmanischen Gegner. Wenig später wurden die entscheidenden Seeschlachten von anderen Mächten auf anderen Meeren mit anderen Schiffen geschlagen.
Von Häfen und Höfen
    Die europäische Expansion sollte die Welt von Grund auf verändern, und die wohl wichtigste technische Voraussetzung für diese Veränderungen war die Entwicklung von Schiffen, die bis dahin gänzlich unvorstellbare Distanzen überwinden konnten. Das Vordringen der Europäer in zuvor unbekannte Gegenden der Welt führte zu einer ganzen Reihe von Revolutionen: zunächst zu solchen im Schiffsbau, sodann beim Einsatz von Kriegsflotten, schließlich im Bereich der Flottenorganisation. Die Kombination von Kanonen und Segeln sollte sich als überaus schlagkräftig erweisen und eine wesentliche Voraussetzung für die Unterwerfung großer Teile der Welt durch die Europäer bilden. Neue Kampftaktiken machten es erforderlich, die Schiffe auch in Friedenszeiten im Dienst zu lassen, was hohe und immer höhere Kosten verursachte. Zwar konnte sich der enorme Kostenaufwand für Seestreitkräfte durchaus lohnen; denn, wie Herfried Münkler in seinem Buch
Imperien
zu Recht betont: «Flotten können sich politisch und ökonomisch amortisieren; Landheere bestenfalls politisch.Das ist einer der wichtigsten Kostenvorteile von See- gegenüber Landimperien.»[ 10 ]
    Um sich jedoch die horrenden Ausgaben für ihre Kriegsflotten leisten zu können, bedurften die europäischen Herrscher zunächst einmal steigender Einnahmen: entweder, indem sie sich verschuldeten, oder aber durch die Erhebung neuer Steuern. Beides zeitigte gravierende Folgen. Doch aus welchen Quellen es auch immer stammen mochte: An den Höfen der europäischen Herrscher floss jedenfalls Geld zusammen, das zu einem guten Teil in den Häfen, und zwar in den Bau und die Ausrüstung der großen Kriegsflotten, investiert wurde. Nicht nur, aber doch auch deswegen wird man sagen können, dass an den Höfen und in den Häfen die zentralen Antriebskräfte für die Entstehung des modernen Europa zu finden waren. Der Kampf um die Ressourcen der Neuen Welt führte somit nicht nur zur Verlagerung der Handelswege und der politischen Machtverhältnisse auf Kosten der Mittelmeeranrainer und zugunsten der Staaten an der Atlantikküste; er trug zudem zur Ursprünglichen Akkumulation von Kapital und zur Entwicklung des modernen Staates bei.[ 11 ] Und zwar nicht zuletzt auf indirekte Weise, denn die enormen Profite, die der Fernhandel versprach, begannen schon bald auch private Unternehmer zu interessieren. Deren Initiative und die daraus resultierenden Einnahmen eröffneten neue Möglichkeiten sowohl im Bereich der Steuererhöhungen wie auch der Staatsverschuldung, und zwar umso mehr, als die privaten Unternehmer natürlich an einem wirksamen Schutz der Seehandelswege durch staatliche Kriegsflotten ein vitales Interesse hatten.
    All die genannten Zusammenhänge sollen anhand der Schilderung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher