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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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wir’s nicht verboten, irgend jemand aufzunehmen?«
     
    Da sprach die Mutter: »Laßt ihn, es ist ein armer Sünder, der seine Schuld büßt.«
     
    Die Räuber fragten: »Was hat er getan?« – »Alter«, riefen sie, »erzähl uns deine Sünden.«
     
    Der Alte erhob sich und sagte ihnen, wie er mit einem einzigen Wort schon so gesündigt habe, daß Gott ihm zürne und er für diese Schuld jetzt büße. Den Räubern ward von seiner Erzählung das Herz so gewaltig gerührt, daß sie über ihr bisheriges Leben erschraken, in sich gingen und mit herzlicher Reue ihre Buße begannen. Der Einsiedler, nachdem er die drei Sünder bekehrt hatte, legte sich wieder zum Schlafe unter die Treppe. Am Morgen aber fand man ihn tot, und aus dem trockenen Holz, auf welchem sein Haupt lag, waren drei grüne Zweige hoch emporgewachsen. Also hatte ihn der Herr wieder in Gnaden zu sich aufgenommen.
     

Muttergottesgläschen
     
    E s hatte einmal ein Fuhrmann seinen Karren, der mit Wein schwer beladen war, festgefahren, so daß er ihn trotz aller Mühe nicht wieder losbringen konnte. Nun kam gerade die Mutter Gottes des Weges daher, und als sie die Not des armen Mannes sah, sprach sie zu ihm: »Ich bin müd und durstig, gib mir ein Glas Wein, und ich will dir deinen Wagen freimachen.« – »Gerne«, antwortete der Fuhrmann; »Aber ich habe kein Glas, worin ich dir den Wein geben könnte.«
     
    Da brach die Mutter Gottes ein weißes Blümchen mit rotem Streifen ab, das Feldwinde heißt und einem Glase sehr ähnlich sieht, und reichte es dem Fuhrmann. Er füllte es mit Wein, und die Mutter Gottes trank ihn, und in dem Augenblick ward der Wagen frei, und der Fuhrmann konnte weiterfahren. Das Blümchen heißt noch immer Muttergottesgläschen.
     

Das alte Mütterchen
     
    E s war in einer großen Stadt ein altes Mütterchen, das saß abends allein in seiner Kammer; es dachte so darüber nach, wie es erst den Mann, dann die beiden Kinder, nach und nach alle Verwandten, endlich auch heute noch den letzten Freund verloren hätte und nun ganz allein und verlassen wäre. Da ward es in tiefstem Herzen traurig, und vor allem schwer war ihm der Verlust der beiden Söhne, daß es in seinem Schmerz Gott darüber anklagte. So saß es still und in sich versunken, als es auf einmal zur Frühkirche läuten hörte. Es wunderte sich, daß es die ganze Nacht also in Leid durchwacht hätte, zündete seine Leuchte an und ging zur Kirche.
     
    Bei seiner Ankunft war sie schon erhellt, aber nicht, wie gewöhnlich, von Kerzen, sondern von einem dämmernden Licht. Sie war auch schon angefüllt mit Menschen, und alle Plätze waren besetzt, und als das Mütterchen zu seinem gewöhnlichen Sitz kam, war er auch nicht mehr ledig, sondern die ganze Bank gedrängt voll. Und wie es die Leute ansah, so waren es lauter verstorbene Verwandte; sie saßen da in ihren altmodischen Kleidern, aber mit blassem Angesicht. Sie sprachen auch nicht und sangen nicht; es ging aber ein leises Summen und Wehen durch die Kirche. Da stand eine Muhme auf, trat vor und sprach zu dem Mütterlein: »Dort sieh nach dem Altar, da wirst du deine Söhne sehen.«
     
    Die Alte blickte hin und sah ihre beiden Kinder: der eine hing am Galgen, der andere war auf das Rad geflochten. Da sprach die Muhme: »Siehst du, so wär’ es ihnen ergangen, wären sie im Leben geblieben und hätte sie Gott nicht als unschuldige Kinder zu sich genommen.«
     
    Die Alte ging zitternd nach Haus und dankte Gott auf den Knien, daß er es besser mit ihr gemacht hätte, als sie hätte begreifen können; und am dritten Tag legte sie sich und starb.
     

Die himmlische Hochzeit
     
    E s hörte einmal ein armer Bauernjunge in der Kirche wie der Pfarrer sprach: »wer da will ins Himmelreich kommen, muss immer gerad aus gehen.«
     
    Da machte er sich auf, und ging immer zu, immer gerade ohne abzuweichen, über Berg und Tal. Endlich führte ihn sein Weg in eine große Stadt, und mitten in die Kirche, wo eben Gottesdienst gehalten wurde. Wie er nun all die Herrlichkeit sah, meinte er nun wäre er im Himmel angelangt, setzte sich hin und war von Herzen froh. Als der Gottesdienst vorbei war und der Küster ihn hinausgehen hieß, antwortete er: »nein, ich gehe nicht wieder hinaus, ich bin froh daß ich endlich im Himmel bin.«
     
    Da ging der Küster zum Pfarrer und sagte ihm es wäre ein Kind in der Kirche, das wollte nicht wieder heraus, weil es glaubte es wäre im Himmelreich. Der Pfarrer sprach: »wenn es das glaubt,
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