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Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)

Titel: Grimms Märchen, Vollständig überarbeitete und illustrierte Ausgabe speziell für digitale Lesegeräte (German Edition)
Autoren: Wilhelm Carl Grimm , Jacob Ludwig Carl Grimm
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so wollen wir es darin lassen.«
     
    Darauf ging er hin und fragte ob es auch Lust hätte zu arbeiten. »Ja«, antwortete der Kleine, ans Arbeiten wäre er gewöhnt, aber aus dem Himmel ginge er nicht wieder heraus. Nun blieb er in der Kirche, und als er sah wie die Leute zu dem Muttergottesbild mit dem Jesuskind, das aus Holz geschnitten war, kamen, knieten und beteten, dachte er: »das ist der liebe Gott« und sprach: »hör einmal, lieber Gott, was bist du mager! Gewis lassen dich die Leute hungern: ich will dir aber jeden Tag mein halbes Essen bringen.«
     
    Von nun an brachte er dem Bilde jeden Tag die Hälfte von seinem Essen, und das Bild fing auch an die Speise zu genießen. Wie ein paar Wochen herum waren, merkten die Leute daß das Bild zunahm, dick und stark ward, und wunderten sich sehr. Der Pfarrer konnt es auch nicht begreifen, blieb in der Kirche und ging dem Kleinen nach, da sah er wie der Knabe sein Brot mit der Mutter Gottes teilte und diese es auch annahm.
     
    Nach einiger Zeit wurde der Knabe krank und kam acht Tage lang nicht aus dem Bett; wie er aber wieder aufstehen konnte, war sein erstes daß er seine Speise der Mutter Gottes brachte. Der Pfarrer ging ihm nach und hörte wie er sprach: »lieber Gott, nimms nicht übel, dass ich dir so lange nichts gebracht habe: ich war aber krank und konnte nicht aufstehen.«
     
    Da antwortete ihm das Bild und sprach: »ich habe deinen guten Willen gesehen, das ist mir genug; nächsten Sonntag sollst du mit mir auf die Hochzeit kommen.«
     
    Der Knabe freute sich darüber und sagte es dem Pfarrer, der bat ihn hinzugehen und das Bild zu fragen ob er auch dürfte mitkommen. »Nein«, antwortete das Bild, »du allein.«
     
    Der Pfarrer wollte ihn erst vorbereiten und ihm das Abendmahl geben, das war der Knabe zufrieden; und nächsten Sonntag, wie das Abendmahl an ihn kam, fiel er um, und war tot und war zur ewigen Hochzeit.
     

Die Haselrute
     
    E ines Nachmittags hatte sich das Christkind in sein Wiegenbett gelegt und war eingeschlafen; da trat seine Mutter heran, sah es voll Freude an und sprach: »Hast du dich schlafen gelegt, mein Kind? Schlaf sanft, ich will derweil in den Wald gehen und eine Handvoll Erdbeeren für dich holen; ich weiß wohl, du freust dich darüber, wenn du aufgewacht bist.«
     
    Draußen im Wald fand sie einen Platz mit den schönsten Erdbeeren; als sie sich aber herabbückte, um eine zu brechen, so springt aus dem Gras eine Natter in die Höhe. Sie erschrickt, läßt die Beere stehen und eilt hinweg. Die Natter schießt ihr nach, aber die Mutter Gottes, das könnt ihr denken, weiß guten Rat; sie versteckt sich hinter eine Haselstaude und bleibt da stehen, bis die Natter sich wieder verkrochen hat. Sie sammelt dann die Beeren, und als sie sich auf den Heimweg macht, spricht sie: »Wie die Haselstaude diesmal mein Schutz gewesen ist, so soll sie es auch in Zukunft andern Menschen sein.«
     
    Darum ist seit den ältesten Zeiten ein grüner Haselzweig gegen Nattern, Schlangen und was sonst auf der Erde kriecht der sicherste Schutz.
     

Zum Werk
     
    Die »Kinder- und Hausmärchen«, volkstümlich »Grimms Märchen«, genannt, sind eine berühmte deutsche Anthologie von Märchen, die Jacob Ludwig Carl Grimm und sein Bruder Wilhelm Carl Grimm, bekannt als die »Brüder Grimm«, herausgegeben haben.
     
    1803 hatten die beiden Brüder in der Marburger Universität die Romantiker Clemens Brentano und Achim von Arnim kennengelernt, die bei ihnen das Interesse für alte Hausmärchen weckten.
     
    Jacob und Wilhelm Grimm begannen in Kassel in ihrem bürgerlichen Umfeld, das vielfach hugenottisch geprägt war, mündlich überlieferte Märchen zu sammeln und zu bearbeiten. Viele der gesammelten Märchen stammen von der ortsansässigen Märchenerzählerin Dorothea Viehmann, die keineswegs die alte Bäuerin war, als die die Grimms sie darstellten, sondern eine gebildete Frau, sowie aus der Feder des französischen Kulturstaatssekretärs Charles Perrault, der seine Märchen ebenfalls nicht nur aus mündlicher Überlieferung, sondern auch von französischen und italienischen Märchensammlern, wie Straparola und vor allem Basile, übernahm. Bei anderen Märchen wird vermutet, dass sie aus der Feder der Grimms selbst stammten. Nach Ansicht vieler Forscher war die Pose der sorgfältigen Sammler alter Traditionen, die die Brüder einnahmen, weitgehend eine der Zeitstimmung der Romantik geschuldete Fiktion: Die Märchensammlung stellt vielmehr
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