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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts
Autoren: Gesa Schwartz
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ein Grab, das trostlos ...
    Weiter kam sie nicht. Denn in diesem Moment trat eine Gestalt aus der Dunkelheit des Ganggrabs, eine hochgewachsene, dunkle Gestalt mit gewaltigen Schwingen und einem unbeugsamen Trotz in den Augen. Mia stieß einen Schrei aus, sie achtete nicht auf die Schmerzen, die ihren Körper durchzogen, als sie auf Grim zurannte, und als er sie in die Arme schloss und sie den Duft seiner steinernen Haut in sich aufsog, war es gleichgültig, ob sie in einer kristallenen Stadt standen oder auf einem Feld aus Asche.
    Die Welt war mehr als alles, was sie zu sein schien — und eines Tages würden die Menschen es sehen.

Kapitel 57

    s war eine gespenstische Stimmung, die über dem Tal Brú na Bóinne lag, als Grim mit Mia und Remis durch die Straßen der Tempelstadt ging. Noch ragten einige Ruinen auf, doch die schwarzen Gebäude wirkten bereits wie Gestalten aus Nebel und Erinnerung, während sie sich langsam mit der Dunkelheit der Nacht vermischten und auflösten. Die Feen hatten die Welt der Menschen verlassen. Sie hatten ihre Magie mit sich genommen und nur einen ihrer Art auf dem kargen Feld der Schlacht zurückgelassen: Theryon, den Feenkrieger, der nun auf dem Hügel von Newgrange saß, den Blick nach Westen gewandt, und den Wind über seinen Körper streichen ließ. In seinen Händen hielt er das Zepter der Menschen. Mit ihm würde er die Grenze zwischen den Welten neu errichten, doch einen Bann würde er dieses Mal nicht sprechen. Eines Tages, so hatte er mit einem Lächeln gesagt, würden die Feen vielleicht in friedlicher Absicht in die Welt der Menschen zurückkehren, und dann sollte weder Bann noch Fluch sie daran hindern.
    Ein sanftes goldenes Licht umfloss Theryons Körper, und Grim meinte, ab und zu die Stimme von Aradis zu hören, die wie ein weit entferntes Lachen zu ihm herüberdrang. Unter dem Grabhügel in den sich auflösenden Straßenzügen der Tempelstadt standen die Ghrogonier, Zwerge und Elfen zwischen denen, die gefallen waren, und dort, vor den verblassenden Stufen des Tempels der Ayon, saßen die Menschen.
    Grim hatte erwartet, dass sie fliehen würden, sobald sie die Gelegenheit dazu bekamen, doch sie waren geblieben und saßen nun in leise Gespräche vertieft gemeinsam mit den befreiten Kindern neben den Anderwesen, denen sie ihr Leben zu verdanken hatten. Mitunter schauten einige von ihnen wie verzaubert zu den reglosen Gestalten der Schattenflügler hinüber, und Grim musste grinsen, als er sah, dass Kronk und Walli hinter ihren steinernen Fassaden lächelten. Immer wieder riefen einige Menschen Carven und Jakob zu sich und befragten sie zu ihren Erlebnissen im Kampf oder in der Welt der Feen, die ihnen wie plötzlich wahr gewordene Märchen erscheinen mussten, und viele strichen über Asmaels Fell, der sich in ihrer Mitte niedergelassen hatte. Neben ihm saß eine zierliche Elfe, die mit einem Lächeln zu Remis herüberwinkte, und der Kobold lachte leise, als er Rosalie erkannte.
    In diesem Moment trat Mourier zwischen den Häusern hervor und kam auf Grim zu. Sein Gesicht war geschwärzt vom Ruß der Feuer, denen er ausgewichen war, doch seine Bewegungen waren die eines alten Kriegers, dessen Gelenke schon lange wieder einmal einer Ölung durch eine Schlacht bedurft hatten. Er blieb vor Mia stehen und neigte den Kopf, wie er es bei allen Kriegern tat, die sich in der Schlacht hervorgetan hatten. Dann wandte er sich an Grim.
    »Sie wollen nicht gehen«, sagte er mit einem Blick auf die Menschen. »Es ist, als würden sie auf etwas warten, ohne es selbst zu wissen.«
    Mia sah ihn an. »Wann werden sie wieder die Gelegenheit haben, mit Geschöpfen zusammen zu sein, die sie bisher nur aus Geschichten und Liedern kannten?«
    Mourier nickte nachdenklich. »Die Feenmagie ist verschwunden und alles, was sie in der Welt der Menschen verändert hat, wird in seinen ursprünglichen Zustand zurückkehren. Bald schon wird alles so sein, wie es vorher war, und auch wenn die Menschen sich das nicht erklären können, werden sie vermutlich bereits in wenigen Wochen zum Alltag übergehen. Und dennoch ...« Er seufzte tief. »Es wird eine ganze Reihe von Erinnerungslöschungen geben. Vermutlich müssen wir in einer groß angelegten Aktion sämtliche Menschen überprüfen, um auszuschließen, dass sie der Anderwelt auf die Spur kommen. Die OGP wird kopfstehen, ich frage mich, ob wir einer solchen Aktion überhaupt gewachsen sind. Nun ja ...« Er hielt inne und schlug Grim kameradschaftlich
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