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Gretchen

Titel: Gretchen
Autoren: Chelsea Cain
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Hand an die Kehle und drückte zu. Sie wehrte sich nicht. Sie sah ihn nur an. Ihr Ge sicht lief rot an, und sie keuchte unfreiwillig. Speichel sammelte sich in ihren Mundwinkeln. Ihre Augen weiteten sich.
    Er konnte sie riechen, der süße Geruch ihres und seines Schweißes vermischte sich. Ihr Kleid war an der Schulter zerrissen, wo er sie gepackt hatte. Ihr Haar war zerzaust.
    Sie sah nicht mehr sehr schön aus.
    Seine Brust wogte auf und ab, und sie drückte den Rücken durch und presste ihre Brüste an ihn. Er hob sie von den Beinen, schob sie an der Wand hinauf, bis sie auf Augenhöhe waren. Ihre Lippen teilten sich, und sie hob die Hände und umfasste seine Handgelenke. Er kannte diese Hände.
    Es war nicht Jeremy gewesen, der ihn vor dem Ersticken gerettet hatte, es war Gretchen gewesen. Ihre Hände. Sie war dort gewesen. Sie hatte ihn umgedreht. Sie hatte auf ihn aufgepasst. Jeremy hätte Archie sterben lassen.
    Archie hasste sie dafür, und er drückte härter, spürte, wie ihr Körper losließ, gegen seinen sank, wie sie ihr Leben aushauchte.
    Und er bekam einen Steifen davon.
    Das Gefühl des Verlangens in diesem Augenblick war so verwirrend, dass Archie sich fast übergeben musste.
    Er ließ Gretchen auf den Boden fallen, taumelte rückwärts und raffte das Handtuch um seine Mitte zusammen.
    Sie griff sich an den Hals und hustete, das Rot verschwand aus ihrem Gesicht. Sie sah ihn belustigt aus ihren blauen Augen an, wischte sich den Mund ab und lachte. »Keine Sorge«, sagte sie mit einem amüsierten Blick auf seine Leistengegend. »Das passiert allen.«
    Sie strich ihr Haar glatt und stand auf. Sie machte einen Schritt, stolperte und fing sich wieder, ging zur Couch und hob ihre Handtasche auf. Dann kam sie zu Archie und stach ihn mit etwas unter dem Brustkorb.
    Sein Körper machte einen Satz und verkrampfte, und er stürzte zu Boden. Er bekam kaum Luft vor Lachen, während seine Muskeln unkontrolliert zuckten. Es war ein gottverdammter Taser.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie. Sie warf ihm einen schwarzen Beutel zu. »Hier ist ein Päckchen. Ein paar Spezialgeschenke, dazu ein Flash Drive mit allem, was ich über Ryan Motley weiß. Vielleicht solltet ihr etwas gegen ihn unternehmen.« Sie machte ein paar Schritte in Richtung Tür, ehe sie noch einmal zurückkam. »Du dachtest, du hättest einen kleinen Freund, nicht wahr, Liebling?«
    Sie kniete neben ihm nieder, ihr Geruch und ihre Wärme erfüllten seine Sinne wieder. »Hier ist etwas zur Erinnerung an ihn«, sagte sie und legte etwas Nasses, Glitschiges in Archies verkrampfte Hände.
    Er zuckte weiter, während sie ihm mit dem Fingernagel am Arm entlangfuhr, über die Schulter und am Rücken hinab bis zum Steißbein, und dann spürte er sie nicht mehr.
    Die Hintertür ging auf und wieder zu.
    Archie rollte auf den Rücken, und die Katze kam angetapst und schleckte ihm das Gesicht ab. Er brauchte mehrere Minuten, bis er seine Muskeln so weit entspannen konnte, dass er in der Lage war, seine Hand zu öffnen und ihr Abschiedsgeschenk zu betrachten – zwei weiße Kugeln von der Farbe verschütteter Milch, durchsetzt von roten Adern und glitschig vor Blut.
    Er zog reflexartig die Hand zurück, und Jeremys Augäpfel rollten auf den Boden.
    Die Katze streckte den Kopf vor.
    Archie mühte sich auf die Beine und wich zurück, er starrte auf seine Hand, die mit Jeremys Blut verschmiert war. Dann ging er zum vorderen Fenster, zog den Vorhang zurück und hielt nach dem Streifenwagen Ausschau, den Henry vor dem Haus postiert hatte. Der Wagen war da. Die Innenbeleuchtung war an, und der Beamte saß darin. Lebend.
    Archie legte den Kopf an die Scheibe und beruhigte seinen Atem. Dann stolperte er ins Badezimmer, wo er die Hand mit Wasser abspülte, das so heiß war, wie er es gerade noch aushielt.
    Hatte Jeremy Isabel getötet?
    Oder war das wieder nur eine von Gretchens Lügen?
    Er musste es wissen. Archie war jetzt ruhig, sein Puls normal. An seiner Seite zeigte sich bereits die rote Bissspur, wo das Projektil des Tasers eingeschlagen war. Bald würde sich eine dunkelblaue Schwellung erheben, passend zu der auf der anderen Seite.
    Archie drehte das Wasser ab und trocknete sich die Hände. Dann zog er sich langsam und unter Schmerzen an. Als er damit fertig war, hatte auch das Zittern aufgehört.
    Er ging zurück ins Wohnzimmer. Eins der Augen war verschwunden. Die Katze ebenfalls. Archie nahm die Schlüssel von Claires Wagen vom Sideboard, hob die leere Waffe vom
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