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Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Greifenmagier 1 - Herr der Winde

Titel: Greifenmagier 1 - Herr der Winde
Autoren: Neumeier Rachel
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anders.«
    »Kannst du ... kannst du ... dich zurückverwandeln?«
    »Nein.«
    Jos, der sie beide anblickte, fragte: »Möchtest du dich in das zurückverwandeln, was du vorher warst?«
    Kes blickte ihn überrascht an. »Nein.«
    Tesme senkte den Kopf ein wenig.
    »Tut mir leid, dass du verletzt bist«, sagte Kes zu ihr. »Ich erinnere mich wirklich an dich. Ich habe nichts vergessen. Es ist nur ... Es ist inzwischen anders, wenn ich über Dinge nachdenke. Ich erinnere mich an dich. Ich empfinde das jedoch so, als dächte ich an eine Sprache zurück, die ich einmal gesprochen und wieder vergessen habe. Meine Erinnerungen - fühlen sich unwirklich an ... Es tut mir leid«, setzte sie hinzu, denn ein Ausdruck das Bedauerns schien ihr irgendwie angemessen.
    Tesmes Tränen waren alles andere als unwirklich und fielen nun wie Regentropfen in den Sand. Sie sagte leise: »Jos hat es mir erklärt. Ich habe aber nicht verstanden, was er gesagt hat.«
    »Ich bin froh, dass er dich zu mir geführt hat«, erklärte Kes. »Ich erkenne jetzt, dass ich zu dir hätte kommen sollen. Ich hatte gar nicht daran gedacht.«
    »Das sehe ich«, entgegnete Tesme. Sie hielt den Kopf nach wie vor gesenkt und ließ die Schultern hängen.
    »Du solltest wohl lieber zu den Leuten von deiner Art zurückkehren.«
    »Ja«, flüsterte Tesme. Plötzlich trat sie näher heran und streckte die Hände aus - zunächst schnell, dann eher zögernd -, um Kes an den Schultern zu packen. Stürmisch umarmte sie ihre Schwester, voller Sehnsucht und Trauer zugleich. Nach dem ersten Augenblick des Erschreckens erwiderte Kes diese Geste und legte Tesme den Kopf an die Schulter, so wie sie es früher getan hatte, als sie noch ein Kind gewesen war, das Trost benötigte. Es fühlte sich sehr seltsam an.
    »Bist du glücklich?«, wollte Tesme wissen. Sie wich ein Stück weit zurück, um Kes in die Augen sehen zu können.
    Das war keine Frage, die ein Greif gestellt hätte. Kes musste über die Antwort nachdenken. Schließlich antwortete sie: »Ja. Ich bin glücklich. Ich denke nicht, dass irgendeine andere Entscheidung zu treffen war. Außerdem war es die richtige Entscheidung.«
    »Ich liebe dich. Du wirst jedoch nie wieder nach Hause zurückkommen.«
    »Ich werde mich gern an dich erinnern; aber die Wüste ist jetzt mein Zuhause.«
    Tesme nickte und ließ sie los. Sie versuchte zu lächeln. »Ich weiß, dass du nicht allein bist. Ich habe gehört, dass du eine neue Schwester hast.«
    »Opailikiita.«
    »Ich habe gehört, dass sie sehr schön ist. Liebt sie dich?«
    Kes konnte nicht mal in diesen Begriffen denken, als sie über die Frage nachdachte. Gleichwohl erwiderte sie: »Wir sind Iskarianere - ich denke, das ist für einen Greifen so etwas Ähnliches wie Liebe.«
    »Du bist keine Greifin, Kes.«
    »Aber ich bin jetzt wie eine Greifin«, sagte Kes und bemühte sich dabei um einen freundlichen Ton. Sie versuchte sich genau zu erinnern, was Freundlichkeit war, sodass sie freundlich zu dieser Menschenfrau sein konnte, die ihre Schwester gewesen war. Auch wusste sie noch, dass die Menschen Wert auf Freundlichkeit legten - dass sie selbst einmal auf die Freundlichkeit anderer angewiesen gewesen war.
    Tesme blickte ihr forschend in die Augen. »Bist du das? Bist du das wirklich?«
    »Ja.«
    Tesme ließ erneut den Kopf und die Schultern hängen. Einen Augenblick später straffte sie den Oberkörper und hob den Kopf. »In Ordnung«, erklärte sie. Sie hatte vielleicht vorgehabt, einen festen Tonfall anzuschlagen - ihre Haltung drückte Festigkeit aus -, aber die Worte klangen dünn. »Lass es dir gut gehen, Kes! Wo immer du hingehst, in welch fremdes Land auch immer. Sei glücklich!«
    »Das werde ich sein«, versicherte Kes und sah zu, wie die Frau fortging, die ihre Schwester gewesen war.
    Tesme blickte einmal zurück. Dann wandte sie sich wieder ihrem Weg zu und verschwand in der Dunkelheit.
    »Du hast nicht gefragt, wie es ihr geht«, stellte Jos fest.
    Daran hatte Kes gar nicht gedacht. Sie blickte ihn wortlos an.
    »Sie ist zu Nehoens Haus gegangen. Alle aus Minasfurt haben das getan, abgesehen von den Schwerverletzten. Sein Haus und die meisten seiner Ländereien liegen nach wie vor außerhalb der Wüste, weißt du?«
    Kes wusste es, sobald sie daran dachte. Sie wusste, wo die Grenze der Wüste verlief, und obwohl ihr alles außerhalb dieser Grenze trübe und fern erschien, verriet ihr die Erinnerung an das Land, wo Nehoens Besitz lag.
    »Er wirbt um sie. Seit du
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