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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht
Autoren: S Collins
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schwer auf Vikus’ Arm. Ihr Krönungskleid war verrutscht, und aus ihrer Frisur hatten sich einzelne Strähnen gelöst. Auf ihrem Kopf war noch nicht einmal die Andeutung einer Krone – kein Diadem, kein goldenes Band. Sie blinzelte, als müsste sie ins pralle Sonnenlicht schauen.
    Vikus und zwei Wachen mussten ihr auf den Thron helfen. Selbst im Sitzen schwankte sie noch leicht, als könnte sie jeden Augenblick zu Boden stürzen.
    »Königin Nerissa, fühlt Ihr Euch wohl genug, um diesem Prozess beizuwohnen?«, fragte die vorsitzende Richterin in neutralem Ton.
    »O ja«, sagte Nerissa. »Ich sah mich hier schon einmal, obgleich ich nicht weiß, wie die Sache ausging.«
    Wegen solchem Zeug wurde sie von allen für verrückt gehalten. Vielleicht müsste ihr mal jemand sagen, dass sie ihre Visionen für sich behalten sollte.
    »Die Anklage lautet auf Verrat?«, sagte Nerissa zweifelnd, und Gregor merkte, dass sie keinen Schimmer hatte, was los war.
    Langsam sagte die vorsitzende Richterin: »Ja, die Angeklagten werden des Verrats bezichtigt.«
    Nerissa starrte auf einen leeren Fleck an der Wand, dannschüttelte sie den Kopf. »Verzeihen Sie. Ich bin soeben erst aufgewacht.«
    »Wünscht Ihr, dass wir mit der Verhandlung erneut beginnen?«, fragte die vorsitzende Richterin.
    »O nein, bitte fahren Sie fort«, sagte Nerissa. Sie verknotete die Hände im Schoß und zog das Kleid dabei hoch bis über die Knie. Eine weitere Haarsträhne löste sich und fiel ihr über die Wange. Sie bebte am ganzen Körper.
    Die vorsitzende Richterin schaute zu Vikus, der ihrem Blick auswich und ganz damit beschäftigt war, Nerissa seinen Umhang um die Schultern zu legen.
    Nerissa lächelte ihn an. »Ich hätte so gern ein wenig Suppe.«
    Du meine Güte, dachte Gregor. Sie würde ihnen kein bisschen weiterhelfen.
    Die vorsitzende Richterin wandte sich wieder an Gregor. »Also, wir waren bei dem Kampf zwischen den Nagern, Goldshard und Snare. Was geschah danach?«
    Gregor versuchte sich zu konzentrieren. »Also, dann hörten wir in einem Tunnel ein Scharren, und wir wussten, dass es der Fluch war. Aber der Tunnel war schmal, Ares passte nicht rein. Ich musste ihn im Kegel zurücklassen. Ich bin in den Tunnel gegangen, ich war darauf eingestellt, den Fluch zu töten. Aber als ich ihn fand, fing er an zu weinen und ›Mama‹ zu rufen, und, na ja – ich hatte den Auftrag, eine drei Meter große Ratte zu töten! Vielleicht wusste es ja niemand, jedenfalls hatteich nicht damit gerechnet, dass der Fluch ein Baby sein würde.«
    Nerissa sprang auf. »Ein Baby!«
    »Ja, es war ein Rattenbaby.« Es überraschte Gregor, dass sie ihm so weit folgen konnte.
    Sie taumelte die Stufen herunter und um den Tisch herum, in der einen Hand hielt sie noch immer den Rock ihres Kleides, mit der anderen fuchtelte sie wild herum. »O Krieger! O Krieger!«, rief sie außer sich. Als sie wankend auf ihn zukam, wusste er nicht, ob er ihr ausweichen oder sie auffangen sollte. Kurz bevor sie am Kubus angelangt war, sprang er hinunter und fasste sie bei den Schultern. Mit ihren eisigen Fingern hielt sie ihn am Hemdkragen fest.
    »Oh, du hast es nicht getötet, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Nein, Nerissa, ich hab es nicht getötet«, sagte er, völlig verwirrt. »Ich hab es nicht über mich gebracht.«
    Sie stieß einen tiefen bebenden Seufzer aus, sank zu seinen Füßen nieder und lachte erleichtert. »Oh … oh …« Sie tätschelte ihm das Knie. »Dann können wir alle doch noch auf Rettung hoffen.«

26. Kapitel
    S ie saß auf dem Boden und schaukelte lachend vor und zurück, der Inbegriff des Wahnsinns.
    Mannomann, das Mädchen braucht echt Hilfe, dachte Gregor.
    Vikus kam herbei und hockte sich neben sie auf den Boden. »Nerissa, vielleicht solltest du noch ein wenig ruhen. Fühlst du dich krank?«
    »O nein, es geht mir gut. Uns allen geht es gut!« Nerissa kicherte. »Der Krieger hat die Prophezeiung erfüllt.«
    »Nein, Nerissa, es ist ihm nicht gelungen, den Fluch zu töten«, sagte Vikus sanft.
    »Vikus«, sagte Nerissa. »Das Kleine lebt. Der Krieger hat sein Heil nicht verloren. Die Nager haben nicht den Schlüssel zur Macht.«
    Vikus war wie vom Donner gerührt. »So hat Sandwich es gemeint?«, sagte er. »Das haben wir nie in Erwägung gezogen.«
    »Was?«, sagte Gregor. Er konnte nicht ganz folgen.
    »Mit dem Kleinen in der Prophezeiung war niemals deine Schwester gemeint, Gregor. Es war der Fluch«, sagte Vikus.
    »Der Fluch? Warum sollte mein Heil
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