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Gregor und der Schlüssel zur Macht

Gregor und der Schlüssel zur Macht

Titel: Gregor und der Schlüssel zur Macht
Autoren: S Collins
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gewöhnlich an.
    »Wenn nicht, bleib ich zu Hause. Dann kannst du mit Boots gehen«, sagte Lizzie.
    Er wusste, dass sie für ihr Leben gern mitkommen wollte. Sie war erst sieben. Warum musste sie es so schwer haben?
    Die nächsten paar Stunden verbrachte Gregor damit, zusammen mit Mrs Cormaci mehrere große Schalen Kartoffelgratin zu machen, ihre merkwürdige Sammlung alter Uhren zu putzen und ihren Weihnachtsschmuck aus der Abstellkammer zu holen. Als sie Gregor fragte, was er sich zu Weihnachten wünschte, zuckte er nur die Achseln.
    Bevor er mit dem Geld und einer großen Schale Kartoffelgratin ging, gab Mrs Cormaci ihm etwas Wunderbares. Es war ein Paar alte Arbeitsstiefel, die ihrem Sohn gehört hatten. Sie waren ein bisschen abgenutzt und etwas zu groß, aber sie waren robust und wasserfest und ließen sich bis über die Knöchel schnüren. Gregors Turnschuhe, die einzigen Schuhe, die er besaß, rissen an den Zehen allmählich ein, und manchmal, wenn er durch die matschigen Straßen lief, hatte er in der Schule den ganzen Tag nasse Füße.
    »Will er die wirklich nicht mehr haben?«, fragte Gregor.
    »Mein Sohn? Natürlich will er sie haben. Er will, dass sie bei mir Platz wegnehmen, damit er einmal im Jahr kommen und sagen kann: ›Ach, da sind ja meine alten Stiefel‹,um sie dann wieder in meine Abstellkammer zu stopfen. Immer wenn ich das Bügeleisen holen will, stolpere ich über die Dinger. Noch einmal und ich enterbe ihn. Schaff sie bloß hier weg, ehe ich sie aus dem Fenster schmeiße!«, sagte Mrs Cormaci mit einer verächtlichen Handbewegung. »Bis nächsten Samstag dann.«
    Als Gregor nach Hause kam, ging es seinem Vater gar nicht gut.
    »Geht ihr ruhig. Geht Schlitten fahren. Ich bleibe hier bei Großmutter, kein Problem«, sagte er, aber er klapperte vor Schüttelfrost mit den Zähnen.
    Boots tanzte mit der fliegenden Untertasse auf dem Kopf herum. »Slitten fahren? Wir Slitten fahren, Ge-go?«
    »Ich bleib hier«, flüsterte Lizzie Gregor zu. »Aber kannst du noch Fiebertabletten besorgen, bevor ihr losgeht? Wir haben gestern die letzte verbraucht.«
    Gregor überlegte auch, ob er zu Hause bleiben sollte, aber Boots kam kaum raus, und Lizzie war noch zu klein, um allein mit ihr rodeln zu gehen.
    Er lief zur Drogerie und kaufte eine Packung fiebersenkende Tabletten. Auf dem Rückweg blieb er an einem Tisch mit gebrauchten Büchern stehen, die ein Mann an der Straße verkaufte. Vor ein paar Tagen hatte Gregor dort ein Rätselheft entdeckt. Es sah ziemlich mitgenommen aus, aber Gregor hatte beim Durchblättern gesehen, dass erst ein oder zwei Kreuzworträtsel ausgefüllt waren. Der Mann überließ es ihm für einen Dollar. Schließlich kaufte Gregornoch einige Navelorangen, die teuren mit der dicken Schale, die Lizzie so gern aß.
    Lizzie strahlte, als er ihr das Heft gab. »Oh! Oh, ich hole gleich einen Stift«, sagte sie und rannte los. Rätsel waren ihre große Leidenschaft. Zahlenrätsel, Kreuzworträtsel, egal was. Und obwohl sie erst sieben war, konnte sie schon eine Menge Rätsel lösen, die für Erwachsene gedacht waren. Schon als sie ganz klein war, sagte sie bei jedem Stoppschild: »Stop, Post, Tops, Spot …« In Sekundenschnelle bildete sie aus den Buchstaben eines Wortes sämtliche Wörter, die ihr einfielen. Es schien fast ein innerer Zwang zu sein.
    Als Gregor ihr vom Unterland erzählt und den Namen des schrecklichen Rattenkönigs Gorger erwähnt hatte, hatte sie einen Moment lang die Luft angehalten. »Gorger! Der heißt genau wie du, Gregor!« Sie meinte nicht, dass er genauso hieß, sie meinte, dass Gorger, wenn man die Buchstaben vertauschte, zu Gregor wurde. Wer außer Lizzie hätte das bemerkt?
    Deshalb hatte er kein schlechtes Gewissen, als er sie allein ließ. Die Großmutter schlief, der Vater hatte seine Medizin und Lizzie hatte sich in einen Sessel neben ihn gekuschelt, saugte an einem Stück Orange und knobelte selig an einem Kryptogramm.
    Boots’ Vorfreude war so groß, dass Gregor sich davon anstecken ließ. Er hatte zwei Paar Socken angezogen und die neuen Stiefel vorn mit Klopapier ausgestopft, damitseine Füße schön warm und trocken blieben. Sie hatten so viel Kartoffelgratin zu Hause, dass sie eine kleine Armee durchfüttern könnten. Leichter Schnee schwebte herab, und sie würden Schlitten fahren. Wenigstens für den Moment war alles in Ordnung.
    Sie fuhren mit der U-Bahn zum Central Park, wo es eine großartige Rodelbahn gab. Es waren viele Leute da, einige
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