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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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ich hätte
für immer weiterschlafen und träumen können und
nie wieder erwachen müssen.

KAPITEL EINS:
DIE ZEREMONIE DER UNSCHULD
    Es war ein goldenes Zeitalter, verdammt! Menschen
vergessen das leicht im Nachhinein, angesichts des
sen, was passiert ist. Sie vergessen, von einem welch
hohen Ort sie gestürzt sind oder gestoßen wurden.
Oder gesprungen sind. Aber mehr als hundert Jahre
lang hatten im Imperium Frieden und Wohlstand ge
herrscht, Wachstum und grenzenloser Fortschritt und
Gerechtigkeit für alle. Ein goldenes Imperium; das
Allerbeste an der Menschheit, in leuchtenden Lettern
quer über die Sterne geschrieben. Es war ein Zeitalter
voller Durchbrüche und Entwicklungen, wie man sie
noch nie erlebt hatte, und sie wirkten umso glanzvol
ler, als diese ganze wundervolle Ausbeute großherzig
mit denen geteilt wurde, die keine Menschen waren.
Das Imperium umfasste auch Klone, Esper, Fremd
wesen und sogar jene, die einst als offizielle Feinde
der Menschheit gegolten hatten: die KIs von Shub.
Fast zweihundert Jahre lang mühten sich diese un
gleichen Elemente gemeinsam darum, ein neues Im
perium aus den Ruinen des alten zu schmieden und
ein Ganzes hervorzubringen, das sehr viel größer war
als die Summe seiner Teile. Ein Triumph folgte auf
den anderen; Wunder waren an der Tagesordnung,
und niemand sah einen Grund, warum es nicht im
mer so weitergehen sollte.
    Funkelnde Städte auf leuchtenden Welten, eine
aus Hoffnung und Ehre und wahr gewordenen Träu
men geborene Zivilisation.
    Es war kein vollkommenes Zeitalter. Stets findet
man jene, die sich nicht den ältesten Traum der
Menschheit zu eigen machen können oder möchten:
im Frieden mit sich selbst zu leben. Selbst im hells
ten Licht der Sonne stehend, erblicken manche
Menschen nur den dunklen Schatten, den sie wer
fen. Leben lieber in der Hölle, als zu sehen, wie ihre
Feinde mit ihnen die Freuden des Himmels genie
ßen.
    Aber trotz des einen oder anderen Makels war es
ein Goldenes Zeitalter, weshalb umso trauriger ist,
dass niemand es zu würdigen schien, bis es ent
schwunden war, zerrissen und niedergeworfen unter
der Ankunft des Schreckens und durch den verletzten
Stolz eines einzelnen, entsetzlichen Mannes.
    Es war Heiligabend auf dem Planeten Logres, einst
unter dem Namen Golgatha bekannt, heute das Zent
rum des größten Imperiums, das man je erlebt hat.
Logres: eine strahlende, glanzvolle Welt, deren Städ
te für ihre Sehenswürdigkeiten und Wunder, ihre
Helden und Stars, ihre Innovationen und Errungen
schaften im ganzen Imperium berühmt waren. Die
hervorragendsten Hirne und Herzen und Seelen ka
men nach Logres, um an den fantastischen Fort
schritten des Imperiums Anteil zu nehmen: Krieger
und Wissenschaftler, Dichter und Philosophen, Wa
gemutige und Diven – um vor den Goldenen Thro
nen zu knien und zu fragen, wie sie dem größten al
ler Abenteuer am besten zu dienen vermochten.
    Und in der edelsten und erhabendsten all dieser
Städte, der uralten Parade der Endlosen, einer Stadt
voller Wunder und Stolz des Imperiums, war es eine
Zeit der Hoffnung und Erneuerung und großer Fei
ern, sollte doch an diesem Heiligabend ein neuer
König gekrönt werden.
    Douglas Feldglöck, Paragon und Vollstrecker der
Königlichen Gerechtigkeit, betrat den Imperialen
Hof durch die Hintertür, schlüpfte so leise wie mög
lich durch die schweren, schwarzen Samtvorhänge
und hoffte, dass niemand ihn entdeckte. Er lehnte
sich, eine Erscheinung von lässiger Eleganz in seiner
Paragonrüstung, an den mittleren der drei Throne
und seufzte leise. Er hatte sich ein wenig Frieden und
Stille erhofft, einen oder zwei Augenblicke der Ruhe,
um nachzudenken, aber es sollte nicht sein. Noch
dauerte es gut sechs Stunden bis zum Beginn der Ze
remonie, aber eine kleine Armee hastete schon ge
schäftig über das gewaltige Parkett des Hofes, und
die Leute schrien sich gegenseitig unbeachtete Be
fehle und Beschwerden zu, während sie dringenden
Aufträgen nachgingen, entschieden darauf bedacht,
dass zur Krönung alles perfekt sein sollte.
    Es sollte ein denkwürdiger Tag werden, eine Ze
remonie, der das ganze Imperium zusah, und nie
mand wollte im entscheidenden Augenblick versa
gen. Immerhin schienen alle genau zu wissen, was
sie taten. Douglas konnte sie um ihre Gewissheiten
nur beneiden.
    Er stand lautlos neben dem Königsthron (riesig
und prunkvoll und, wie es hieß, scheußlich unbe
quem) und blickte sich um. Der Imperiale Hof
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