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Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig

Titel: Grappa 14 - Grappa und der Tod aus Venedig
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Wiesengrundel«, meinte Kati. »Aber warum?«
    »Er wird schon einen Grund haben«, sagte ich. »Und er war in der Frari-Kirche bei dem Monteverdi-Konzert. Jetzt weiß ich wenigstens, warum.«
    »Wieso?«
    »Er sagte doch, dass er Veronica Franco liebt. Vielleicht hat er geahnt, dass sie in Gefahr ist«, erklärte ich. »Und erinnere dich doch: Der Attentäter war klein und zierlich und flink – vielleicht eine Frau. Das könnte Betty Blue gewesen sein.«
    »Und warum sollte Betty Blue es auf Veronica Franco abgesehen haben?«, fragte Kati.
    »Es war ja kein echter Anschlag. Vielleicht sollte die Sängerin nur begreifen, dass sie nicht unverwundbar ist?«

Haupt des Eros
    »Du hast Besuch, Grappa«, empfing mich mein Chef Peter Jansen am nächsten Morgen. »Ich habe den Herrn in die Kantine geschickt.«
    »Und? Wer ist es?«, fragte ich.
    »Sieh selbst nach«, grinste er. »Er wollte jedenfalls ausdrücklich zu dir und ließ sich nicht abweisen.«
    Eine leise Ahnung beschlich mich. Mit zitternden Knien hastete ich in die Kantine. Dort saß er – eine Zeitung und einen Kaffee vor sich. Ich sah ... das Haupt des Eros, vom gelblichen Schmelze parischen Marmors, mit feinen und ernsten Brauen, Schläfen und Ohr vom rechtwinklig einspringenden Geringel des Haares dunkel und weich bedeckt.
    »Madonna«, sagte er sanft, sprang auf, kam mir anderthalb Schritte entgegen, griff meine Hand, streichelte sie und drückte einen Kuss drauf.
    Wie hatte ich ihn verflucht und der schlimmsten Taten verdächtigt, ihn längst abgehakt und mir schöne Erinnerungen und die Gedanken an ihn verboten.
    Bleib cool, Grappa, riet ich mir, noch kein Mann hatte es bisher zu würdigen gewusst, wenn du ehrlich und offen deine Gefühle für ihn gezeigt hast.
    »Oh«, sagte ich. »Du hier?«
    Michelangelo begann zu lachen. »Du weißt ja gar nicht, wie man ein böses Gesicht macht.«
    »Ich schaffe das schon noch«, trotzte ich. »Warum gehst du nicht ans Telefon? Oder hast mich mal angerufen?«
    »Madonna! Ich freu mich, dich zu sehen, und werde dir erklären, warum ich mich nicht mehr gemeldet habe.« Zum Glück war die Kantine fast leer.
    »Dann bin ich aber mal gespannt, du treuloser Heuchler, du verdammter Lügner, du venezianischer Macho, du vermaledeiter Hallodri ...« Ich suchte nach weiteren Bezeichnungen.
    »Das habe ich nicht verdient«, lachte Michelangelo. Er nahm mich total ernst.
    »Ich hasse dich! Ich verachte dich! Du kannst mich mal!«
    »Oh, was siehst du hinreißend aus, wenn du wütend bist! Mein nächstes Eis heißt Maria fiera .«
    »Dein blödes Eis kannst du dir in die Haare schmieren«, zickte ich.
    »Ach ja, du magst ja nur Himbeereis. Ich werde dich heute Abend damit füttern!«
    Kollegen kamen in den Raum, sahen zu uns hin und wunderten sich.
    Michelangelo senkte die Stimme. »Lass uns woanders hingehen«, raunte er mir zu.
    »Geht nicht. Ich bin hier, um zu arbeiten.«
    »Dann besuche ich jetzt meinen lieben Freund Rabatt und hole dich heute Abend hier ab. So gegen sieben. Einverstanden?«
    »Ist gut.«
    »Kannst du mir ein Hotel besorgen? Oder könnte ich vielleicht bei dir ...?«
    »Kati wohnt doch bei mir«, erinnerte ich ihn. »Aber ich werde mich um ein Zimmer für uns kümmern. Ich kenne ein nettes Hotel auf dem Land.«
    Den Rest des Tages verbrachte ich auf Wattebäuschen, dann war es endlich sieben.
    »Bist du mir noch böse?«, fragte er, als er mich mit einer roten Monteverdi-Rose in der Hand abholte.
    »Natürlich bin ich sauer auf dich. Du warst nicht mehr erreichbar.«
    »Du hattest mich doch versetzt.«
    »War deshalb deine Mailbox nicht geschaltet?«, fragte ich.
    »Nein, das hatte andere Gründe. Ich werde es dir erklären.«
    »Das hoffe ich.«
    Wir gingen zu meinem Auto und fuhren zum Hotel. Wir checkten ein und auf dem Weg nach oben zu unserem Zimmer nahm ich mir vor, ihm erst alle wichtigen Fragen zu Betty Blue zu stellen, bevor irgendetwas Erotisches ablief.
    Michelangelo verschloss die Zimmertür, legte sein Gepäckstück in einer Ecke ab, zog mit der einen Hand den Überwurf vom Bett, mit der zweiten mir den Pullover aus, ich öffnete derweil die Knöpfe seines Hemdes und streifte es ab, er packte mich, wir drehten uns zum Bett und ließen uns fallen.
    Ein paar Augenblicke später war unsere Kleidung im Zimmer verstreut und ich erinnerte mich an mein Vorhaben, erst die Fragen abzuhaken, bevor ich mich ihm hingab, doch irgendwie fiel mir gerade der passende Text nicht ein.
    Er küsste mich
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