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Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden

Titel: Grappa 13 - Grappa und die acht Todsuenden
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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beschweren.«
    »Wieso?«, meinte Kosmo.
    »Grappa kriegt immer ein Küsschen, die anderen nicht«, klärte ihn Jansen auf. »So was macht böses Blut.«
    »Grappa hat mich immerhin gerettet«, erinnerte Kosmo ihn. »Ohne sie wäre ich nicht hier.«
    »Ich weiß«, lachte Jansen. »Serva me, servabo te.«
    Wir schwiegen eine Weile, jeder von uns dachte wohl an die Geschichte von damals: Kosmo, der Callboy mit Herz und Niveau, der mitgeholfen hatte, dass aus dem Bierstädter Tageblatt kein neonazistisches Kampforgan geworden war. Und der es geschafft hatte, aus der Niederung des käuflichen Sexes in ein bürgerliches Leben umzusteigen – ohne dabei an Charme, Eleganz und Liebenswürdigkeit einzubüßen.
    »Willst du den Umschlag nicht öffnen?«, unterbrach Jansen meine Gedanken.
    Wieder ein DIN-A5-Brief, an mich persönlich adressiert. Ich riss ihn auf.
    Ein Foto fiel heraus, dasselbe Format wie das Bild, das Schadewald zeigte. Auch das Sujet hatte Ähnlichkeit: ein glatzköpfiger Mann, die Serviette in den Kragen gesteckt, irgendwelche Krümel im Mundwinkel. Die Augen geöffnet und leblos. Quer über dem Foto stand das Wort SUPERBIA .
    Ich drehte das Bild um.
    »Hier! Schon wieder ein Text aus der Bibel. Hört mal zu! Denn nichts Gewisses ist in ihrem Mund, ihr Inneres ist Verderben« , rezitierte ich. »Ein offenes Grab ist ihre Kehle, ihre Zunge glätten sie. Lass sie büßen, o Gott; mögen sie fallen um ihrer Pläne willen! Stoße sie hinweg wegen der Menge ihrer Vergehen, denn sie sind widerspenstig gegen dich gewesen.«
    »Der Killer hat einen Bibel-Tick«, rief Jansen aus.
    »Ich liebe diese Worte«, schwärmte ich. »Sie haben eine archaische Kraft, die mich umhaut! Ein offenes Grab ist ihre Kehle ... Wahnsinn!«
    »Du solltest deine Bewunderung etwas im Zaum halten«, riet mein Chef.
    »Die Sache hat eben Stil und Niveau. Und ist journalistisch erste Sahne. Beflügelt meine Fantasie, stimuliert meinen Sinn für Dramatik ...«
    »Oh, Grappa«, seufzte Jansen. »Bleib bitte auf dem Teppich! Dieser Mörder hat sieben Menschen umgebracht – und er hat es mit Überlegung und Heimtücke getan! Er hat seine arglosen Opfer in eine Falle gelockt und zelebriert das alles auch noch, indem er die Toten fotografiert hat und dir jetzt die Fotos schickt.«
    »Ist ja gut«, versuchte ich Jansen zu beschwichtigen. »Ich werde meine Begeisterung zügeln – ich verspreche es.«
    »Du solltest Guardini anrufen.«
    »Bist du verrückt? Dann ist das Foto futsch!«
    »Na und?«, meinte mein Chef. » Serva me, servabo te! Er sagt dir den Namen des Typen auf dem Bild, und wir geben ihm alles, was der Mörder bei uns abliefert. Capito, Grappa-Baby?«
    »Das ist eine Idee«, nickte ich.
    »Bevor du mit dem Staatsanwalt sprichst, solltest du allerdings eines wissen. Er weiß, dass du bei Schadewald herumgeschnüffelt hast ... Die Nachbarin hat von einer Frau mit roten Haaren gesprochen und einem Mann mit Fotoapparat. Außerdem ist das Foto von seiner Hütte ja heute im Blatt. Guardini weiß allerdings nicht, dass ihr in Schadewalds Wohnung spaziert seid. Und dabei sollte es auch bleiben.«
    »Dachtest du, ich würde es ihm freiwillig auf die Nase binden?« Ich verstand nicht.
    »Die Polizei geht davon aus, dass der Mörder in der Wohnung war«, erklärte Jansen weiter. »Schadewalds Kater ist nämlich verschwunden. Das hat eine Nachbarin von Schadewald erzählt. Jetzt glauben sie, dass der Mörder ihn mitgenommen hat.«
    »Das ist doch ...« Mir fehlten zunächst die Worte, dann prustete ich los.
    »Was ist?«
    »Nicht zu fassen!«, lachte ich. »Die machen sich um einen Kater Sorgen? Haben die keine anderen Probleme?«
    »Weißt du etwas über das Tier?«, fragte Jansen.
    »Der Kater ist bei mir. Ich habe ihn ... na ja ... geklaut.«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Wieso? Er wäre verhungert. Ich gebe Eberhard nicht mehr her«, sagte ich entschlossen. »Jeder, der ihn mir wegnehmen will, muss erst mich beiseite räumen!«
    »Ach, Grappa«, lachte Jansen. »Deine Exaltiertheit hat manchmal komische Züge!«
    Damit verließ er das Zimmer.
    »Du hast es gut«, seufzte Kosmo. »Bist wieder mittendrin im Leben. Und ich schleppe hier Post und Päckchen durch die Gegend und muss mir von jeder Tippse auf den Arsch gucken lassen.«
    »Nicht nur die Tippsen gucken dich an, Traumprinz«, tröstete ich ihn. »Neulich ertappte ich die verehrte Kollegin Dr. Elvira Bollhagen-Mergelteich, das Mutterschiff des real existierenden Feminismus,
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