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Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral

Titel: Gral-Zyklus 1 - Die Kinder des Gral
Autoren: Peter Berling
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er Bischof auf diesen Ton ein, statt den Templer zu maßregeln. »Und keine Rettung«, konstatierte er leise, der mir noch eben so grob über den Mund gefa h ren, »weit und breit in Sicht!« Die beiden wechselten einen Blick, der mir verdächtigen Konsens offenbarte.
    »Rettende Hilfe nicht, doch Trost: Sie werden sich mit ihrem Bischof beraten«, gab der Templer seine Vermutu n gen preis, mit einer Sicherheit, die mich verwirrte, nicht aber den katholischen Bischof von Albi.
    »Bertrand en-Marti wird nach langem meditativem G e bet für seine Brüder und Schwestern im Glauben Berei t schaft erklären.« Durand hatte den Gedanken ohne jede Häme fortgeführt und überließ es Gavin, ihn zu Ende zu bri n gen.
    »Ja, sich einzurichten auf den letzten Opfergang!«
    Welch ein Zusammenspiel mir verborgener und so u n terschiedlicher Kräfte. Meine Anwesenheit störte sie auch gar nicht. Ich war Luft, ein Staubkorn. ›Liebe deine Fei n de‹. Konnte man das Christuswort so ernst nehmen? Wi l liam, sagte ich mir, wahrscheinlich hat es dir das L e ben bisher zu einfach gemacht – oder du selbst hast es zu leicht genommen?
    Da brachten sie die ersten Toten und Verletzten ins Tal. Ich wußte plötzlich, daß Jordi dabeisein würde. Aber dag e gen stand die seltsame Todesprophezeiung, die der Baske mir anvertraut hatte. Oder war Gavin am Ende ein häret i scher Templer? – Du-rant konnte man sicher als römischen Bischof bezeichnen, doch mich wohl kaum als einen Hüter des Gral. Trotzdem wollte ich mich lieber davonschleichen.
    »He, Francescone!« rief mich Monsignore Durand z u rück, »hiergeblieben! Jetzt ist Salbung gefragt – oder fürc h test du dich, dem Tod ins brechende Auge zu schauen, b e vor du es mit sanfter Hand verschließt?« Er winkte mich zu sich und wies auf den Körper, der gerade zu seinen Füßen achtlos abgesetzt worden war.
    Jordis Brustkorb war zerschmettert, aber er atmete noch und sah mich großen Augen an. »Bist du es, William –?« Da trat der Templer zu uns. »Bist du der Hüter –?«
    Ich legte ihm schnell die Hand auf die Lippen. »Sag mir, was hat sie wirklich über mich gesagt?«
    »Ich muß sterben, Minorit!« röchelte er leise. »Über mir stehen schon ein Templer und ein Bischof.« Sein Atem ging stoßweise. »Et tu mi rompi le palle!«
    Ich kam mir schlecht vor – mir war schlecht – aber ich wollte es wissen, bevor er Lobas Worte, die mich betr a fen, mit ins Grab nahm.
    »Du mußt nicht sterben, Jordi«, versicherte ich mehr mir als ihm. »Ich bin nicht der Schatzmeister des Gral!«
    »Doch!« keuchte er. »Du bist der Hüter des Schatzes, der Reisende ans Ende der Welt – von der Kirche gehetzt, von Königen geehrt – du, der dicke Mönch aus Flandern, dessen Schicksal sich erfüllen wird – wie das meine, b e vor der Montségur gefallen –«
    Hastig fiel ich aufs Knie und brachte mein Ohr an seine Lippen. »Sprich! … Sprich weiter!«
    »Scher dich zum Teufel!« Blut quoll ihm jetzt aus dem Munde. »Templer, Bischof und ein fetter Minorit! Laß mich in Frie -den …«
    Er hatte aufgehört, die Lippen zu bewegen. Ich lauschte noch eine Weile, dann schloß ich seine Lider, machte das Kreuzzeichen über ihm. Eine Übelkeit stieg in mir auf, wie ich sie sonst nur nach Vollerei verspürt hatte. Es war nicht das Sterben von Jordi, das mich berührte, sondern daß sein Tod mir von dunklen Mächten kündeten, die auch nach meinen Leben griffen.
    Am nächsten Sonntag morgen, als ob der treuga dei alle feindseligen Handlungen ruhten – was mich im Kampf g e gen Ketzer eine die Kirche kränkende, unnötige Schonfrist dünkte –, ließ der Kommandant der Festung den Seneschall des König s w issen, daß er bereit sei, die Konditionen einer Kapitulation zu erörtern.
    Allein diese Formulierung zeugte von unglaublicher A r roganz: Nur bedingungslose Übergabe und Unterwerfung auf Gnade oder Ungnade erschien mir treuem und na i vem Sohn der Kirche angebracht! Ich hütete mich gleichwohl, Gavin meine Einstellung zu offenbaren, als ich ihm – nicht ganz zufällig – in der LassetSchlucht über den Weg lief.
    Es hatte fast so ausgesehen, daß mein Herr, der Sen e schall, mich zu den Verhandlungen mitnehmen würde, aber dem hat ten sich seine Kaplane erfolgreich wide r setzt. So mußte ich unten bleiben, während sie im Gefo l ge des Herrn von Arcis sich den Pog hinaufquälen dur f ten. Das Treffen mit Pierre-Roger de Mirepoix, dem Kommandanten, sollte irgendwo auf halber Höhe stat t
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