Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Graf Dracula auf Schreckenstein

Graf Dracula auf Schreckenstein

Titel: Graf Dracula auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
Vom Netzwerk:
nicht.“
    Was die „Blamage“ anging, so gab es bei Rittern und Mädchen zwei Lager. Die einen meinten, das komme eben von der Eitelkeit und sei halb so schlimm; die anderen meinten — hier waren die Mädchen in der Überzahl —, jetzt sollten sich die Ritter etwas einfallen lassen.
    Und der Rex, der zur ersten Gruppe gehörte, meinte: „Ihr dürft das dem Aufnahmeleiter nicht verübeln. Ehrlichkeit, wie wir sie pflegen, ist nur in der Gemeinschaft möglich. Außerhalb heißt es aufpassen! Erwachsene machen gern Scherze auf Kosten anderer. Seinerzeit, als ich mir durch Filmstatisterie Geld zum Studium dazuverdient habe, wurde einmal an einem Bahndamm gedreht. Da schickte mich einer weg, den ,Böschungshobel’ zu holen. Das war auch eine zentnerschwere Eisenstange.“
    Dampfwalze lachte laut, und Doktor Waldmann wußte auch ein Beispiel. „Oder die berühmte Geschichte mit dem Telefonanruf aus Hollywood! Dort engagiert zu werden, war der Traum jedes Filmschauspielers. Also rief jemand während der Dreharbeiten: ,Herr Sowieso, bitte ans Telefon. Ein Ferngespräch aus Übersee!’ — Kam der Betreffende an den Apparat, sagte eine Stimme: ,Hier ist Hollywood. Wir wollten Ihnen nur sagen, daß wir Sie nicht brauchen. Bleiben Sie, wo Sie sind!’“
    Unklarheiten oder Mißverständnisse gab es jetzt nicht mehr. Alle hatten miteinander gesprochen, die ganze Geschichte war erledigt und vergessen. Fast vergessen.
    Dampfwalze zum Beispiel wurde bei jeder Bewegung die er machte, daran erinnert. Er hatte sich etwas verrenkt oder gezerrt und trug den Arm in der Schlinge. Mit Walter, dem anderen „Filmgeschädigten“, saß er auf dem Hang oberhalb vom Bootssteg, wo am nächsten Tag gedreht wurde.
    Wieder war ganz Rosenfels herübergekommen, samt Fräulein Doktor Horn. Bei den Ereignissen, die der Drehplan versprach, wäre an einen geregelten Unterricht sowieso nicht zu denken gewesen. Wie „Nessie“ im schottischen Loch Ness, sollte erstmals „ Kappie “, das Ungeheuer vom Kappellsee auftauchen.
    „Was macht es eigentlich, das Ungeheuer?“ fragte Bettina. „Jemanden fressen, vermute ich“, gab Beni zur Antwort. „Wen? Linda?“
    „Quatsch“, tat Eugen Esthers Frage ab. „Die hat sich doch gestern zu Tode gestürzt.“
    „Zu schade!“ alberte Ingrid. „Jetzt kann sie nicht mehr ,Kinderchen’ sagen!“
    „Das ist ihr sowieso vergangen“, meinte Andi. „Wo treibt es sich eigentlich herum, unser Ungeheuer? Hat es schon jemand gesehen?“
    „Ich!“ Der kleine Egon grinste übers ganze Gesicht. „Es hat zwei Köpfe. An jedem Ende einen.“
    „So ist es“, fiel ihm Witzbold Klaus ins Wort. „Mit dem vorderen frißt es Mauersäge und mit dem hinteren die Horn.“
    „Im Bauch treffen sie sich dann und heiraten“, fügte Mücke hinzu.
    Da stieß Beatrix einen spitzen Schrei aus: „Das wär überhaupt das Beste!“
    „Da kommt es. Kappie ! Endlich.“ Obwohl Beni den Hang hinaufdeutete, schauten alle zuerst hinaus auf den See. Graugrün war es, ungefähr zehn Meter lang, schlangenartig der Leib, ohne Flossen, mit gelben Augen und weitaufgerissenem, rotem Schlund.
    „Da stehen einem ja die Fingernägel einzeln auf!“ rief Elke. „Mit seinem Gewicht kann es dich jedenfalls nicht erdrücken“, meinte Sonja. Sie hatte recht. Das ganze, starre
    Ungeheuer, offenbar aus Kunststoffteilen zusammengesetzt, wurde von nur drei Mann getragen. Wa dirigierte den „Schwertransport“.
    Unten am Ufer probte Känguruh mit Dracula, dem Vampir und Aldo, dem Fechtmeister, einen Zweikampf. Der Spinner trug einen langen alten Rock mit Schürze, hatte einen künstlichen Buckel umgeschnallt, war aber weder geschminkt, noch trug er eine Kopfbedeckung. Die Zigarette lässig im Mundwinkel verteidigte er sich in seiner seltsamen Aufmachung gegen den Degen des Blutsaugers mit einem Besen. Känguruh sprach englisch mit ihnen.
    „Sie sollen näher am Wasser kämpfen“, übersetzte Strehlau einem ganzen Schwarm von Mädchen, deren Namen er nicht einmal kannte, weil sie ihm bisher durch nichts aufgefallen waren.
    Ähnlich ging es ja den Rosenfelserinnen mit den Schreckensteinern . Nur wer sich in der Gemeinschaft hervortat, war drüben namentlich bekannt.
    Hinter den beiden Kämpfenden, die ihren „Text“ mit Armen und Beinen übten, ließen die Männer das Ungeheuer ins Wasser, wo es von zwei Tauchern in Empfang genommen und auf den See hinausgezogen wurde.
    „Heute haben wir den besten Platz. Das steht fest!“ Schießbude
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher