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Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi

Titel: Grabt Opa aus - Ein rabenschwarzer Alpenkrimi
Autoren: Tatjana Kruse
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ihm auf. „Papa ...“
    Jeff Bridges alias Matze Gänswein lächelte väterlich. Ungefähr zwei Sekunden lang. Dann hob Mandy die Rechte und schoss.
    Nicht auf ihren Erzeuger, wieder in die Decke, aber trotzdem: Die Staatsmacht wurde auf sie aufmerksam. Und falls es der Exekutive doch entgangen sein sollte, brüllte Mandy noch: „Hierher, sie sind hier, Hilfe, zu Hilfe!“ Dann huschte sie zur Hintertür, rief: „Viel Spaß noch, Leute!“ und knallte die Tür hinter sich zu.
    „Verdammt!“ Mosche Dajan warf sich auf den Türknauf und rüttelte daran. „Ludwig, mach sie wieder auf.“
    „Das geht nicht so schnell, hab ich doch gesagt – die Tür darf nicht wieder zufallen. Ein Sicherheitsmechanismus gegen mehrfaches unbefugtes Öffnen.“
    „Wir haben keine Zeit“, erklärte Jeff. „Selma, gibt es noch einen Ausgang?“
    „Mir nach!“, rief die Kannibalin. Alle eilten ihr hinterher. Jeff Bridges packte Alfie, der immer noch weiche Knie hatte und die Welt nicht mehr verstand, am Kragen und zerrte ihn hinter sich her.
    Selma hastete eine schmale Personaltreppe nach unten. „Nach München 1972 wurden bei Olympiabauten immer Fluchttunnel verlangt. Seefeld musste ’76 nachrüsten – das weiß kaum jemand. Ich habe mich bei der Seniorenwassergymnastik mit einem Bademeister ... äh ... angefreundet und der hat mir das ... äh ... Gebäude gezeigt.“
    Oh mein Gott, dachte Alfie, warum denn immer um den heißen Brei reden? Sie waren hier doch schließlich alle erwachsen. Auch wenn er wie ein verstocktes Kleinkind von seinem Vater die Treppe hinuntergezerrt wurde.
    Seinem Vater! Auf einmal wurde Alfie ganz rührselig. Er war nicht mehr allein auf der Welt. Er hatte einen Vater!
    „Da ... da vorn ist die Tür!“
    Und gleich darauf liefen sie, dank Hugh Hefners magischen Entriegelungskünsten, durch einen sich labyrinthartig schlängelnden Fluchttunnel unterhalb von Seefeld und standen wenig später vor zwei halbrunden Holztüren in der Klosterstraße, hinter der alle Welt Mülltonnen oder Streusalzbehälter vermutete.
    Sie hatten es geschafft!
    Und hörten gerade noch, wie unter lautem Ächzen die Olympiahalle zusammenbrach ...

16
Der Berg ruft!
    Geschmeidig wie einKlon aus Gämse und Luis Trenker, so wollte Alfie die umliegenden Höhen erklimmen, jetzt, wo seine Beinwunde abgeheilt war. Der Berg rief. Die Hohe Munde, um genau zu sein. Mit einer Kutsche, die von zwei beigefarbenen Kaltblütern gezogen wurde und deren Kutscher Almbauer in der siebten Generation war – er erzählte Alfie haarsträubende Räuberpistolen von seinen wilden Vorfahren –, ließ er sich gemächlich an den Fuß des Berges bringen. Und gleich darauf auch wieder zurück nach Seefeld. Schon unten setzte nämlich seine Höhenangst ein. Das hatte gar keinen Sinn. Mit etwas Leichtem anfangen, sagte Alfie sich daraufhin, und erklomm stattdessen den Pfarrer-Bichl-Kreuzweg.
    Gut, mag der Österreicher an sich sagen, das fällt jetzt nicht unter Berg, mehr unter Maulwurfhügel – aber Alfie glaubte fest an Babyschritte. Und immerhin waren das auch 1213 Komma 6 Meter über dem Meeresspiegel. Wobei man dazusagen musste, dass er ab Ortsmitte aufstieg, und die lag bei 1200 Metern. Machte also summa summarum dreizehn Komma sechs Meter Höhenunterschied, die er zu bewältigen hatte. Noch kleiner kann ein Babyschritt kaum ausfallen. Alfie war dennoch stolz auf sich.
    Der Hügel mit dem Kreuzweg lag zwischen dem Wildsee und der Olympiahalle – also der ehemaligen Olympiahalle, sie ruhe in Frieden! –, und an einem nieseligen Tag wie diesem fühlte sich niemand zur inneren Einkehr berufen. Alfie ja eigentlich auch nicht, er wollte nur Höhenluft schnuppern, jetzt, wo er keine Leiche mehr war. Inoffiziell wie offiziell gab es ihn wieder, und sein neu gewonnenes Leben gedachte er in vollen Zügen zu genießen. Tief atmete er das Aroma Tirols ein. Herrlich.
    „Herrlich, nicht wahr?“, bestätigte da eine Stimme hinter ihm. Eine Stimme, die ihm vertraut vorkam. Verdammt! Im Zeitlupentempo drehte er sich um.
    Augusto Esterhuysen hielt eine SIG Sauer in der Hand. Ohne Schalldämpfer, die waren hier auch nicht nötig.
    Alfie schluckte.
    „Hallo?“, sagte er, weil er ja gut erzogen war. „Äh ... müssten Sie nicht … tot sein?“
    „Kevlar-Schutzweste – trage ich immer an Stelle von Unterhemden.“ Esterhuyen klopfte sich auf die Brust.
    „Das freut mich“, entgegnete Alfie und meinte es auch so.
    Darauf hätte man artig danke sagen können,
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