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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald
Autoren: H Coben
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Worte, dass ich weitersuchen soll. Hat sie ihn wirklich so sehr gehasst, Mrs Perez?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie noch einmal.
    Dann prasselte alles wie in dicken Tropfen auf mich herab. Es waren harte Schläge. »Und sie hat den richtigen Moment abgewartet, stimmt’s?«
    Mrs Perez antwortete nicht.
    »Sie hat meine Schwester versteckt. Sie hat niemandem was davon erzählt – selbst … selbst mir nicht. Sie hat gewartet, bis das Geld aus dem Vergleich da war. Das war ihr Plan. Und als das Geld da war … hat sie uns verlassen. Sie hat genug von dem Geld abgehoben, uns verlassen und sich mit meiner Schwester getroffen.«
    »So … so hatte sie das geplant, ja.«
    Ich platzte mit der nächsten Frage heraus. »Warum hat sie mich nicht mitgenommen?«
    Mrs Perez sah mich nur an. Ich dachte darüber nach. Warum?
Und dann wurde mir etwas klar. »Wenn sie mich mitgenommen hätte, hätte mein Vater nie aufgehört zu suchen. Er hätte Onkel Sosch und dessen Freunde vom KGB auf uns angesetzt. Meine Mutter konnte er vielleicht ziehen lassen – wahrscheinlich liebte er sie auch nicht mehr. Von meiner Schwester dachte er, dass sie tot war, sie spielte dabei also keine Rolle. Aber meine Mutter wusste, dass er mich nie hätte gehen lassen.«
    Ich erinnerte mich, dass Onkel Sosch gesagt hatte, sie wäre nach Russland zurückgekehrt. Waren sie beide dahin gegangen? Waren sie da noch? Wäre das möglich?
    »Gil hat seinen Namen geändert«, fuhr sie fort. »Er ist viel rumgereist. Er hat sich sehr gelangweilt. Und als die Privatdetektive bei uns waren und nach Ihnen gefragt haben, hat er davon Wind gekriegt. Er hat darin eine Möglichkeit gesehen, noch einmal abzukassieren. Wissen Sie, das war seltsam. Er hat auch Ihnen eine Mitschuld gegeben.«
    »Mir?«
    »Weil Sie in der Nacht nicht auf Ihrem Posten geblieben sind.«
    Ich sagte nichts.
    »Daher hatten Sie sich in seinen Augen mitschuldig gemacht. Und er dachte, jetzt wäre vielleicht der richtige Zeitpunkt für die Wiedergutmachung.«
    Es passte alles zusammen. Es stimmte mit dem überein, was Raya Singh mir erzählt hatte.
    Sie stand auf. »Mehr weiß ich nicht.«
    »Mrs Perez?«
    Sie sah mich an.
    »War meine Schwester schwanger?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Haben Sie sie je gesehen?«
    »Wie bitte?«
    »Camille. Gil hat Ihnen erzählt, dass sie am Leben ist. Und
meine Mutter hat es Ihnen auch erzählt. Aber haben Sie sie nach den Morden noch einmal gesehen?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe Ihre Schwester nicht noch einmal gesehen.«

41
    Ich wusste nicht, was ich denken sollte.
    Ich hatte auch fast keine Zeit dazu. Fünf Minuten nachdem Mrs Perez gegangen war, kam Muse herein.
    »Sie müssen ins Gericht.«
    Die Entlassung aus dem Krankenhaus ging schnell und problemlos. Im Büro hatte ich einen Ersatzanzug. Ich zog mich um und ging zum Büro von Richter Pierce. Flair Hickory und Mort Pubin waren schon da. Natürlich hatten sie von meinem gestrigen Drama gehört, zeigten aber keinerlei Anteilnahme oder Interesse.
    »Meine Herren«, sagte der Richter. »Ich hoffe, wir finden eine Möglichkeit, diesen Prozess hier und jetzt zu Ende zu bringen.«
    Ich war nicht in Stimmung. »Deswegen sind wir hier?«
    »Ja.«
    Ich sah den Richter an. Er sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. Logisch. Sie hatten versucht, mich unter Druck zu setzen, indem sie Schmutz ausgruben, warum sollten sie das beim Richter nicht auch gemacht haben?
    »Die Staatsanwaltschaft hat kein Interesse an einem Vergleich«, sagte ich.
    Ich stand auf.
    »Setzen Sie sich, Mr Copeland«, sagte Richter Pierce. »Es könnte Probleme mit der DVD geben. Womöglich kann ich sie nicht als Beweismittel zulassen.«

    Ich ging zur Tür.
    »Mr Copeland.«
    »Ich bleibe nicht«, sagte ich. »Das geht auf mich, Richter. Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt. Geben Sie mir die Schuld.«
    Flair Hickory runzelte die Stirn. »Was geht hier vor?«
    Ich antwortete nicht und griff nach dem Türknauf.
    »Setzen Sie sich hin, Mr Copeland. Sonst werde ich Sie wegen Missachtung des Gerichts zur Verantwortung ziehen.«
    »Weil ich einen Vergleich ablehne?«
    Ich drehte mich um und sah Arnold Pierce an. Seine Unterlippe zitterte.
    Mort Pubin sagte: »Kann mir jemand erklären, was zum Teufel hier los ist?«
    Der Richter und ich beachteten ihn nicht. Mit einem Nicken gab ich Pierce zu verstehen, dass ich wusste, was vorging. Aber ich würde nicht nachgeben. Ich drehte den Knauf und verließ das Zimmer. Ich ging den Flur entlang. Meine
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