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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition)
Autoren: Michael Boenke
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eine Erklärung?«, erkundigte sich Hildegard.
    »Das Kind aus den Kirchenakten war das uneheliche Kind seiner Schwester, der Vater ist bis heute unbekannt. Und irgendetwas muss mit dem Baby auch nicht gestimmt haben, man munkelte, es sei behindert gewesen und sei deshalb gleich nach der Geburt gestorben. Kalner hat es wohl nie verkraftet, dass es gestorben ist und auf dem Schindanger begraben wurde. Das Symbol für eine ordentliche Beerdigung ist eben das Kreuz. Das Kreuz bedeutet ja auch Auferstehung, und Kalner hat wohl geglaubt, wenn das Kind auf den Schindanger kommt, hat es keine Möglichkeit, in den Himmel zu kommen. Deshalb hat er die beiden aufs Kreuz gespießt, weil das Kreuz dem Kind verweigert wurde. Vermutlich hat sich der Pfarrer auf Margots Einwirken hin geweigert, das Kind auf dem Friedhof zu bestatten. Die Alten im Dorf erzählen, dass Margot den Pfarrer ständig beeinflusst hat und sehr eifersüchtig war. Sie muss ihn mit irgendeinem Wissen in der Hand gehabt haben. All das muss Kalner jahrzehntelang umgetrieben haben. Wahrscheinlich hat er mehr von den beiden mitbekommen, als diese geahnt haben.«
    Cäci nickte mir bestätigend zu: »Vermutlich ist er deshalb auch Mesner geworden, um immer in der Nähe des Pfarrers und der Haushälterin zu sein, um sich irgendwann an ihnen rächen zu können«, folgerte Cäci.
    »Ja, aber warum hat er’s dann jetzt erst gemacht?«
    »Das weiß man nicht, da wird man wahrscheinlich auch nie dahinterkommen. Wenn einer so spinnt, das steigert sich halt, und irgendwann bricht es heraus.«
    »Vielleicht hatte er aber auch Angst, dass sie abhauen würden. Die Margot hatte doch eine kranke Schwester in Stuttgart und ist öfter da hingefahren. Es kann sein, er befürchtete, dass sie irgendwann dortbleibt. Und der alte Pfarrer hat doch immer so von Südtirol geschwärmt. Vielleicht hatte Kalner sich gesagt: ›Jetzt oder nie.‹«
    »Na ja, das erscheint mir alles sehr spekulativ und es erklärt die Sache mit dem armen Hund vom Müller nicht. Warum wurde der halb eingegraben und ihm ein Kreuz ins Maul gesteckt? Und waren da nicht noch Blumen dabei?«, fragte Hilde.
    Ich zuckte mit den Schultern. Cäci schüttelte den Kopf und dachte laut nach: »Das hat garantiert auch eine Bedeutung. Es kann sein, dass er zu der Zeit, als das Kind seiner Schwester gestorben ist, schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht hat, aber das ist alles spekulativ und wird vermutlich nie herauskommen. Und das mit den Blumen ist seltsam, als er mir ein Vesper in mein Gefängnis gebracht hat, waren da auch Blümchen in einem Schnapsglas dabei, Gänseblümchen.«
    »Die Tiere müssen halt immer sinnlos leiden«, seufzte die doofe Leichtbekleidete, der Waldemars Schicksal näherging als das des Alt-Pfarrers und seiner Haushälterin.
    »Das Leiden von Margot und dem alten Pfarrer war auch nicht gerade sinnvoll«, konterte Cäci.
    »Ja schon, aber Tiere werden von Menschen immer nur ausgebeutet. Der Mensch ist der Täter, das Tier ist das Opfer. Wir dürfen die Täter-Opfer-Konstellationen nicht verdrehen. Die Tiere sind uns Menschen schutzlos ausgeliefert und dienen nur dem Kommerz.«
    »Ja, so wie deine Lamas …«
    »Was soll das nun wieder heißen?«, entrüstete sich Hildegard.
    »Du verkaufst doch die Wolle teuer an ›Friderikes Alternatives Wolllädelchen‹. Wenn das nicht Ausbeutung im klassischen Sinne ist.«
    »Arschloch!«, fauchte sie mich an.
    »Weiß eigentlich jemand im Dorf, was mit Kalners Schwester passiert ist? Lebt die noch?«
    Hilde wusste wieder am meisten.
    »Ja, die ist danach ins Kloster gegangen, wurde wohl Nonne oder so etwas Ähnliches. Von dem Kind wusste aber offensichtlich niemand etwas aus dem Dorf, außer Kalner, dem Pfarrer und wahrscheinlich Margot.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen, in so einem Kaff kommt doch alles heraus.«
    »Anscheinend nicht, vielleicht haben die sich gegenseitig das Schweigen erpresst.«
    Frieda kam mit den Essen.
    »Der Salat sieht ja lecker aus und sogar Bio.«
    Hilde nahm einen Schluck vom Mineralwasser und rief Frieda nach: »Das Wasser ist lack!«
    »Ohne Gas«, rief Frieda fröhlich zurück.
    Vorsichtig stocherte die ökologische Hilde im Salat herum und untersuchte jede Bohne und vor allem die dünnen Karottenstreifen, wahrscheinlich auf bedenkliche Rückstände hin. Sie schien keine zu finden. Cäci nahm meine Hand unterm Tisch und verdrehte kurz ihre Ried-Augen in Richtung der stochernden Hildegard. Ich drückte ihre Hand
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