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Gottlose Küsse (Vampirgeschichten)

Gottlose Küsse (Vampirgeschichten)

Titel: Gottlose Küsse (Vampirgeschichten)
Autoren: Carola Kickers
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Lessandro sie behutsam umfasste. Es war ein unbeschreiblich
schönes Gefühl. Nicht
die Wärme
eines Menschen hüllte sie ein,
sondern die Aura
einer
hypnotischen Macht, wie sie nur ein Vampir über sein Opfer haben konnte. Und es gefiel ihr. Ihre
Angst und Verzweiflung wich einem anderen ganz anderen, ihr unbekannten Gefühl.
    Sie streckte sich den Händen entgegen, die über ihren zierlichen Körper glitten und sie
einhüllten in ein trügerisches Gefühl der Geborgenheit. Willig bot sie ihm ihren Hals zum Todeskuss
an. Lessandro spürte ihr Verlangen und beschloss, sie noch in dieser Nacht zu seiner Gefährtin zu
machen. Mit seiner Zunge fuhr er über den aufgeregten Puls ihrer Halsschlagader, dann folgten seine
Zähne diesem Ruf, und während er sie fest an sich gepresst hielt, ließ er die kostbare Flüssigkeit
über seine Lippen gleiten und seine Adern mit Wärme füllen.
    Als ihr junger Körper wie schlafend in seinen Armen lag, so nahe am Übergang über die
dunkle Grenze, erweckte er sie mit einigen Tropfen Blut aus seiner eigenen aufgerissenen Pulsader.
Der metallische Geschmack auf ihren Lippen erzeugte zunächst einen leichten Widerwillen, dann
Gier, doch Lessandro entzog ihr rasch seinen Arm und hob sie behutsam auf die Füße. Delia
schwankte wie nach einer kurzen Ohnmacht.
    Dann wurde ihr bewusst, dass sie nicht mehr dieselbe war wie noch vor einer halben Stunde.
Überhaupt, was hatte Zeit jetzt noch für eine Bedeutung?
Sie hatte jetzt unendlich viel Zeit, die Gesetze eines zeitlosen Daseins zu erfahren. Und
Lessandro war ein geduldiger Lehrmeister.
    Schnell
fand auch Delia Gefallen an
der
Süße
der
Unschuld und
teilte
Lessandros
bevorzugtes Jagdgebiet, das Internat, mit ihm. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der Gedanke
der Rache in der jungen Vampirin erwachte, der Rache an Richard, ihrem Ex-Freund, den sie immer
öfter aus der Ferne beobachtete.
    Mit Besorgnis bemerkte Lessandro diese Gedanken. „Hüte dich vor der Entdeckung. Die
Menschen haben keine Ahnung davon, dass wir wirklich existieren. Noch sind wir nur Schemen in
ihren Träumen, “ warnte er sie. Delia lächelte nur.
    Es war eine wunderschöne Sommernacht kurz vor den Ferien, als sie ihre Chance zur Rache
bekam. Sie und Lessandro, die tagsüber in einer benachbarten Grabkapelle schliefen, die heute unter
Denkmalschutz stand und nicht mehr genutzt wurde, gingen wieder einmal gemeinsam auf die Jagd.
    Ihr Gefährte hatte sich sein Opfer schon auserkoren, als Delia Richard mit seiner neuen
Flamme aus dem Bus steigen sah. Die beiden waren offenbar in der Stadt gewesen und hatten
gefeiert. Delia folgte ihnen unbemerkt. bis zu den Seitenflügeln des Internats, in denen sich die
getrennt liegenden Schlafräume für Jungen und Mädchen befanden. Als Richard sich von seiner
Freundin mit einem langen Kuss verabschiedet hatte und sich dem Gebäude der Jungenschlafräume
zuwandte, trat sie vor ihm.
„Delia!“, staunend blickte er sie an. Sie war hinreißend schön. Die langen Locken, der blasse
    Teint, die großen, gierigen Augen, aus denen jede Spur von Sanftheit verschwunden war. „Du bist
doch vor über einem Jahr als vermisst gemeldet worden“, bemerkte er immer noch verblüfft über ihr
plötzliches Erscheinen.
    „Wie du siehst, bin ich wieder hier, Richard“, flüsterte sie mit gurrender Stimme und trat
näher an ihn heran. „Ich habe dich sehr vermisst, aber wie ich sehe, hast du ja schon wieder eine
Neue.“ Ihre Stimme war jetzt gefährlich leise.
Sie schlang die Arme um den Hals des erstaunten jungen Mannes, zog ihn mit sich fort in ein
nahes Gebüsch. „Jetzt kannst du das haben, was du damals so sehr wolltest“, lockte sie.
    Richards Unterbewusstsein spürte die Gefahr, doch die Versuchung war zu groß. Delia hatte
ihn zu Boden gedrängt und küsste ihn jetzt so wild und leidenschaftlich, wie er es dem früher so
schüchternen Mädchen niemals zugetraut hatte. Sie entfachte alle seine Sinne, und er ließ sich nur zu
gerne mitreißen. Als er wenig später erschöpft im Gras lag und sie über ihm kniete, konnte er ihr
triumphierendes Lächeln nicht erkennen.
    Es gab nur eine spärliche Beleuchtung um das alte Internatsgebäude herum, und der Mond
war nicht zu sehen. Außerdem verdeckten ihre langen Haare halb ihr Gesicht. „Und nun, mein
geliebter Richard, ist es an der Zeit, den Preis dafür zu bezahlen“.
    Sie streichelte sanft seine Wange und drehte zärtlich seinen Kopf zur Seite. Richard wollte
etwas
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