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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
Autoren: Washington Irving
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sich im Grabe umzuwenden, so sind ihre überlebenden Freunde schon aus der Gegend hinweggewandert; so daß, wenn sie sich in der Nacht aufmachen, ihre Runde zu halten, sie keinen Bekannten mehr finden, dem sie einen Besuch abstatten können. Dieß ist vielleicht die Ursache, warum wir, ausgenommen in unseren langbestehenden holländischen Gemeinden, so selten von Geistern hören.
    Die unmittelbare Ursache der vielen hier im Schwange gehenden übernatürlichen Geschichten war jedoch, ohne Zweifel, die Nähe der schläfrigen Schlucht. Es lag schon in der Luft, welche von dieser bezauberten Gegend her wehte, etwas Ansteckendes, und sie entwickelte eine Atmosphäre von Träumen und Einbildungen, welche das ganze Land ansteckten. Mehrere von den Bewohnern der schläfrigen Schlucht waren bei van Tassel ebenfalls gegenwärtig, und spendeten, wie gewöhnlich, ihre wilden, wundervollen Legenden in Fülle aus. Manche schauerliche Geschichten von Leichenzügen und Trauergeschrei und Klagen wurden erzählt, die man in der Gegend des großen nicht fern stehenden Baumes gesehen und gehört hatte, wo der unglückliche Major André gefangen genommen worden war. Man gedachte auch der weißen Frau, welche in der düstern Schlucht von Raven Rokk umging, und die man oft in Winternächten vor einem Sturme wehklagen hörte, da sie dort einst im Schnee umgekommen war. Der Haupt-Theil der Geschichte drehte sich indessen um das Lieblingsgespenst aus der schläfrigen Schlucht, den kopflosen Reiter, den man erst kürzlich mehrere Male durch die Gegend hatte ziehen gehört, und der, wie man sagte, nächtlich sein Pferd unter den Gräbern auf dem Kirchhofe anbände.
    Die einsame Lage dieser Kirche scheint sie immer zu einem Lieblingstummelplatze unruhiger Geister gemacht zu haben. Sie steht auf einem, von Acazien und hohen Ulmen umgebenen Hügel, zwischen welchen ihre züchtigen weißgetünchten Mauern bescheidentlich hindurchblicken, wie die christliche Reinheit, welche durch die Schatten der Einsamkeit glänzt. Ein sanfter Abhang führt von derselben zu einem silbernen Wasserspiegel nieder, der mit hohen Bäumen besetzt ist, zwischen welchen man einzelne Durchsichten auf die blauen Hügel des Hudson hat. Wenn man ihren mit Gras bewachsenen Kirchhof betrachtet, wo die Sonnenstrahlen so ruhig zu schlummern scheinen, sollte man glauben, daß hier wenigstens die Todten sanft ruhen könnten. Auf der einen Seite der Kirche zieht sich eine große waldige Schlucht dahin, durch welche ein starker Bach zwischen gebröckelten Felsen und umgestürzten Baumstämmen sich hinstürzt. Ueber eine tiefe schwarze Stelle des Stromes, nicht weit von der Kirche, war eine hölzerne Brücke geschlagen; der Weg, welcher zu derselben führte, und die Brücke selbst, waren durch überhangende Bäume dicht beschattet, welche selbst bei Tage eine gewisse Düsterkeit darüber verbreiteten, bei Nacht aber eine furchtbare Dunkelheit verursachten. Dieß war eine der Lieblingsgegenden des kopflosen Reiters, und der Ort, wo man ihm am häufigsten begegnete. – Man erzählte die Geschichte vom alten Brouwer, einem Manne, der zu den hartnäckigsten Geisterleugnern gehörte, wie er dem Reiter auf dessen Rückkehr von seinem Zuge nach der schläfrigen Schlucht begegnete, und genöthigt war, sich hinter ihm aufzusetzen; wie sie über Stock und Block, über Hügel und Morast galoppirten, bis sie an die Brücke kamen, wo sich der Reiter plötzlich in ein Todtengerippe verwandelte, den alten Brouwer in den Bach warf, und unter Donnerschall über die Baumwipfel dahinfuhr.
    Dieser Geschichte folgte unmittelbar ein noch dreimal wunderbareres Abenteuer von Brom Bones, der sich aus dem galoppirenden Hessen nicht viel machte. Er versicherte, daß, als er eines Abends aus dem benachbarten Dorfe Sing-Sing zurückgekehrt sei, der mitternächtliche Reiter ihn eingeholt und er sich erboten habe, mit ihm um eine Bowle Punsch um die Wette zu reiten, die er auch gewiß gewonnen haben würde, da Daredevil das Gespensterroß weit hinter sich gelassen; aber, gerade in dem Augenblicke, wo sie an die Kirchenbrücke kamen, habe der Hesse einen Satz gemacht, und sei in einer Feuerflamme verschwunden.
    Alle diese Erzählungen, welche in dem schläfrigen, halblauten Tone vorgetragen wurden, womit Leute im Dunkeln reden, und wobei die Gesichter der Zuhörer nur dann und wann durch das Aufflammen einer Pfeife beleuchtet wurden, machten auf Ichabod’s Gemüth einen tiefen Eindruck. Er vergalt sie in gleicher
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