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Gotterbarme (German Edition)

Gotterbarme (German Edition)

Titel: Gotterbarme (German Edition)
Autoren: Ute Lagot
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Ein Kreuzchen lässt sie die Stelle vom Fenster ihres Wohnzimmers sehen.
    Für einige Monate ähnelte das kleine rote Häuschen dem eines Messies. Maja konnte sich nicht überwinden etwas zu tun, der Schmerz wollte nicht verschwinden, trotz therapeutischer Unterstützung.
    »Frau Scheppert, so funktioniert Therapie nicht. Sie können dem Leben nicht davon laufen, das Leben holt sie irgendwann ein!«, keifte die verschlissene Therapeutin.
    Sie entschied, dass ihr Leben von nun an schnell vorbei gehen sollte. Zum Selbstmord war sie zu Feige, aber es sollte nachgeholfen werden. Sie gelobte das Leben allein und alles dafür zu tun, was den Tod schneller herbeiführte.
    Maja Scheppert verfügte: Eine böse zerfurchte Hexe, vom Leben dressiert und kapitulierend den Atem chronisch mit Rauch vergiftend, dahinzusiechen, stand in Gold gerahmten Buchstaben auf ihrem antiken Schreibtisch. Majas Blick streifte täglich das Gelübde, das schuldete sie Luis. Die Erinnerungen schmerzten immer noch. Zittrig fuhr sie durch ihr langes blondes Haar.
     
    Heute
    Sie recherchierte für einen neuen Artikel nach verschwundenen Menschen, die niemals zurückkehrten. Das Internet gab einiges an Informationen her, eine Anfrage bei der Polizei sollte mehr Klarheit bringen. Nach Statistiken kommen zwei bis drei Prozent aller Vermissten Personen nie wieder zurück. In Deutschland jährlich circa fünftausendfünfhundert Vermisste, also hundertfünfundfünfzig bleiben für immer verschwunden. Die meisten werden einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein. Wunder Mensch bringt seine eigenen Artgenossen einfach um! Es gibt im Netz Seiten, da kann man sich hunderte tote Schädel ansehen, ihr wurde übel bei dem Anblick. Maja kotzte es an, dass Individuen es seit Jahrhunderten nicht schafften, friedlich nebeneinander her zu leben. Wesen, die nur eine Entscheidung treffen mussten, um das zu realisieren. Wenn doch alles vernetzt ist, wir die Menschen erreichen können, wieso ist es nicht lösbar, Frieden zu schaffen?
    Eilig zog sie an ihrer Zigarette und blies den Qualm nach oben. Der alte ledrige Bürostuhl ihres Vaters knarrte, beim Zurücklehnen. Der Wohnraum abgeteilt in einen kleinen Arbeitsbereich, mit dem alten dunkel gebeizten Schreibtisch ihre Vaterrs. Gemütliche beigefarbene Sofas mittig im Raum, antiken Weichholzschränken und moderne Elemente auf erlesenem honigfarbenen Parkett lieferten Behaglichkeit. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Zeit auch für sie nicht stehen blieb. Sie fischte ihre recherchierten Unterlagen von ihrem Schreibtisch zusammen und sie eilte mit Artus zum Verlag.
     
    Robert Stein schwebte stets gut gelaunt durch seine Verlagsräume, mit dem Bewusstsein der charismatischste Verleger der Welt zu sein.
    »Maja, wie wäre es mit heute Abend?« Fragte er mit dem Charme Robert Redfords und der Größe eines Pudels.
    »Robert«, schmunzelte Maja auf ihn nieder sehend.
    »An dem Tag, an dem du meine Einladung annimmst, werde ich deinen Weg mit Rosen ebnen«, erwiderte er und schmachtete sie an.
    Sie zog eine Augenbraue hoch, klapperte vernehmbar in die Tasten des Computers, der auf einem gläsernen Schreibtisch und mit Hochglanz aufpolierten wenigen Möbeln in Roberts dekadentem Büro stand.
    »Robert kannst du einen Termin beim BKA organisieren, wegen der Statistik?«
    »Ich würde auch den Papst für dich einfliegen lassen, meine Blume.«
    »Ein anderes Mal bestimmt, diesmal reicht mir ein Termin, ich weiß ja, mit deinen Kontakten holst du sogar J.F.K. lebend aus dem Grab.«
    »Ich liebe dich, dein Lachen. Ich bin so froh, wie gut es dir wieder geht.«
    »Weißt du noch die Abifeier?«, sagte Maja.
    »Ja, mit deinen alkoholisierten Freunden vor meinem Verlag. Eine Augenweide, die Burschen scharrten sich um dich. Nächtelange Diskussionen, was du jetzt mit deinem Leben anfangen solltest.«
    »Das Einzige was ich auf der Stelle will, ist eine eigene Wohnung, raus aus der Bude meines Onkels, der den Weibern hinterher stürmte, wie selbige dem Schlussverkauf«, sie lachte ihn an und er stützte den Kopf auf seine Hände und lag quer über den Schreibtisch.
    »Ich stellte dich als Volontärin ein. Aufsehen erregend talentiert sprengtest du die Auflagequoten«, er kratzte seine halbe Glatze und zog an seinem gelben Blumenhemd.
    »Weißt du noch Bernd? Der Vertrag?«
    »Als der Verlag kurzfristig ins Minus rutschte? Maja Scheppert schwang wie immer den Zauberstab, mit deinem kämpferischem Geist und unermüdlichen
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