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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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um dich zu kümmern. Was du eben gerade wahrgenommen hast, war ein Hinweis auf eine Realität, so wie sie normalerweise ohne mein Einwirken verlaufen wäre. Du neigst dazu, den Pick up ein wenig zu schnell zu fahren.“
    Der Geistliche blickte von der Leinwand herab direkt in die Zuschauer, und zum ersten Mal sah Tom, wie sich Mr. Ilborns freundliches Gesicht in eine hassverzerrte Fratze verwandelte. Alle Nettigkeit fiel von ihm ab, wie eine im Zeitraffer verfaulende Maske.
    Mit einem Finger, der einen halben Meter lang zu sein schien, zeigte Ilborn auf seinen radioähnlichen Apparat und schrie, während blaue Flammen aus seinem weit geöffneten Mund züngelten: „Drücke den Knopf nieder, Tom Fuller , sonst lasse ich dich bis zum Ende aller Tage um die Gnade des Todes betteln!“
    Tom ließ sich nicht zweimal bitten. In dem Augenblick, als der erste Stromstoß seine Reise durch Mendozas Körper antrat und die ersten lautstarken Kommentare aus dem Zuschauerraum zu hören waren, da drückte Tom den Knopf.
    *
    Als Tom den Knopf drückte, geschahen zeitgleich die verschiedensten Dinge.
    Als Tom den Knopf drückte, saß sein Nachbar Jimmie Miller gerade in seinem Wohnzimmer und ließ es sich mit einer Flasche Bourbon gut gehen.
    Er wusste, er soff in letzter Zeit wie ein Loch. Allerdings zog sich die letzte Zeit bereits über eine Spanne von dreizehn Jahren hin. Er würde damit aufhören müssen, bevor sich seine Leber in einen Badeschwamm verwandelte. Er würde aufhören, kein Problem.
    Von dieser optimistischen Sichtweise beschwingt genehmigte er sich einen weiteren Schluck aus der Flasche, die inzwischen seine einzige Freundin war. Er wollte gerade eben aufstehen, um seine Blase zu entleeren, da nahm er in der noch halb gefüllten Flasche eine Bewegung wahr. Er beugte sich hinab, um der Sache auf den Grund zu gehen und stellte mit einem Aufschrei fest, dass im Inneren der Flasche etwas zu sehen war, wie in der Kristallkugel einer Wahrsagerin.
    Er erkannte einen Mann, der auf einem Stuhl saß und offensichtlich auf diesem festgeschnallt war. So war es also, wenn man sich im Delirium befand, dachte Jimmie bei sich.
    Seine geröteten Augen sahen ein kurzes Aufleuchten, das von dem sitzenden Mann in der Flasche ausging, aber bevor diese Information zu seinem Gehirn gelangt war, explodierte die Flasche und mit ihr das ganze Haus samt Jimmie Miller.
    *
    Als Tom auf den Knopf drückte, hatte es sich Rupert Brown vor fünf Minuten in seinem weichen Plüschsessel gemütlich gemacht, um das Spiel der RED SOCKS im Fernseher zu verfolgen. Die Jungs hatten gerade eine gute Serie, und Rupert befand sich in froher Erwartung eines unterhaltsamen Spiels. Seine Frau war bei der Spätschicht in der Maschinenfabrik, und sein gesamter Biervorrat stand einsatzbereit auf dem noch vom gestrigen Skatabend verwüsteten Wohnzimmertisch.
    Von ihm aus konnte es losgehen.
    Auf dem Bildschirm war schon ein Sportreporter zu sehen. Rupert wollte gerade die erste Bierdose öffnen, als die Szene wechselte und ein Mann mittleren Alters in das Sichtfeld trat.
    „Guten Abend, Mr. Brown, wie schön, Sie zu sehen“, ließ sich der Mann vernehmen. „Offensichtlich sind Sie bester Stimmung. Bedauerlicherweise muss ich Ihnen mitteilen, dass das Spiel - zumindest für Sie - heute entfällt. Ich hoffe jedoch, Sie durch eine Darbietung etwas anderer Art entschädigen zu können.“
    Mr. Brown war untröstlich.
    „He, was ist das für eine Scheiße, die hier abläuft?“, blökte er dem Fernseher entgegen. „Hauen Sie ab, Mann, sonst ...“ Erst jetzt wurde Rupert bewusst, dass er soeben persönlich angesprochen worden war.
    Im selben Moment begann der Fremde erneut zu sprechen: „Ihr Ärger wird gleich buchstäblich verrauchen, Mr. Brown. Sehen Sie nur genau hin, damit auch Sie die wunderbare Erfahrung Ihrer Mitbürger dieser Stadt teilen.“
    Dem sprachlosen Rupert blieb gar nichts anderes übrig, als gebannt auf den nun blau leuchtenden Bildschirm zu starren.
    Die Züge des Fremden veränderten sich, und nach wenigen Sekunden wurde ein breites, brutales Gesicht sichtbar, unter dessen fliehender Stirn ein paar kalte Knopfaugen nervös in sämtliche Richtungen schauten. Dieser neue Fremde saß auf einem elektrischen Stuhl, wie Rupert feststellte. Die RED SOCKS hatte er inzwischen vergessen.
    In dem Moment, als er in das Gesicht des Mannes auf dem elektrischen Stuhl sah, trafen sich ihre Blicke und Ruperts Augen platzten wie Luftballons, während sein Kopf
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