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Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)

Titel: Gorgon (Horror Stories 1) (German Edition)
Autoren: Edgar Keiser
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wusste nicht so recht, was werden sollte, aber er fühlte, dass er in dieser Stadt keine Zukunft mehr hatte.
    Noch drei Stunden, und dann würde er die Kasse öffnen. Selbstverständlich hatte er schon von dem Selbstmord des Bürgermeisters gehört. Das fette Schwein hatte sich also selbst gerichtet, was Tom nicht bedauerte.
    Er fragte sich, ob etwa Mr. Ilborn dabei seine Hand im Spiel gehabt hatte.
    Dies war keinesfalls auszuschließen.
    Er war gerade dabei, Kaffeewasser aufzusetzen, als die Hausklingel ertönte.
    Er öffnete die Tür und sah sich Sheriff Connor gegenüber, dessen Augen wie so oft durch die verspiegelte Sonnenbrille verborgen blieben.
    „Guten Tag, Mr. Fuller . Ich habe sie im Kino nicht erreichen können, also bin ich einfach mal hergekommen. Darf ich eintreten?“
    Connor betrat die Wohnung, ohne eine Antwort abzuwarten.
    „Ist Ihre Frau nicht da?“
    Tom beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben.
    „Doch, aber sie schläft. Müssen Sie sie noch einmal sprechen?“
    „Nein, ich denke nicht. Ich wollte Sie fragen, Mr. Fuller , ob sich Ihr Schwager zwischenzeitlich bei Ihnen gemeldet hat.“
    „Nein, Sheriff“, erwiderte Tom hastig, „da hätte ich Ihnen auf jeden Fall Bescheid gesagt. Trinken Sie auch einen Kaffee?“
    „Ja, gerne.“
    Tom füllte zwei Tassen mit der schwärzesten Brühe, die er wohl jemals zustande gebracht hatte, aber er wusste, dass der Sheriff hart im Nehmen war.
    Für manche Dinge freilich nicht hart genug. Hätte Tom auf die Schnelle das Rattengift gefunden, das er letzten Winter gekauft hatte, dann hätte er es ohne zu zögern in die Tasse gekippt, die dem Sheriff zugedacht war.
    Nun, in der Küche hätte er wohl auch kaum danach zu suchen brauchen.
    Tom entschied sich dazu, die Entwicklung der Dinge abzuwarten. Connor nahm seine Tasse und trank einen großen Schluck, ohne die Mine zu verziehen.
    „Sie haben Ihre Vorstellung heute Abend ja sehr groß angekündigt, Mr. Fuller . Ich habe in der Zeitung die Anzeige gelesen.“
    „Na ja, es ist ja auch eine Sondervorstellung, Sheriff, so etwas sehen Sie nicht alle Tage. Darf ich Ihnen zwei Freikarten schenken?“
    „Nein danke, Mr. Fuller . Sie wissen doch, die Sache mit Salini und jetzt auch noch der Bürgermeister. Das wird mich heute meinen Feierabend kosten. Läuft der Film nur heute Abend?“
    „Leider ja, Sheriff.“
    Connors Sonnenbrille war direkt auf Toms Augen gerichtet.
    „Wo waren Sie denn am Zwanzigsten dieses Monats, sagen wir zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr?“
    Der ungefähre Todeszeitpunkt von Edith Rosenberg.
    Die Frage, obwohl nicht ganz unerwartet, traf Tom in dieser Phase des Gesprächs wie ein Blitzschlag. Connor ahnte also etwas und versuchte ihn wohl zu verunsichern. Er musste ihn hier und jetzt loswerden, sonst war die Sondervorstellung gefährdet.
    Tom war klar, dass ein Abweichen vom geplanten Ablauf Mr. Ilborn nicht gefallen würde.
    „Ich nehme an, ich war im Kino, denn dort habe ich die letzten Tage sehr viel Zeit mit Reparaturen verbracht. Immer direkt nach der letzten Vorstellung.“
    „Sie führten jeden Tag Reparaturen durch?“ Connor schien sichtlich überrascht.
    „Was geht denn da so oft kaputt?“
    Tom fühlte sich um drei Tage zurückversetzt, als der Sheriff ihn einer ähnlich gefährlichen Befragung unterzogen hatte. Das war nun also die Fortsetzung.
    „Dies und das, Sheriff. Dies und das.“
    „Bitte etwas genauer, Mr. Fuller .“
    Connors Tonfall entsprach nun mittlerweile dem eines Polizisten, der seinen Dienst tut.
    „Ich möchte es Ihnen an einem Beispiel erklären, Sheriff. Nehmen wir einmal diesen Draht, den ich hier in der Hand halte.“
    Tom machte einen Schritt vorwärts, näher zum Sheriff hin. Er hielt ein kleines Stück mit blauem Kunststoff ummantelten Kupferdraht in die Höhe, den er wie ein Magier aus seiner Arbeitshose gezaubert hatte.
    „Sämtliche Apparaturen in meinem Kino sind von solchen Drähten abhängig. Durch sie fließt die Energie. Durch sie fließt die Kraft, die Lampen zum Leuchten und Spulen zum Drehen bringt. Schneidet man einen dieser Drähte entzwei, dann ist dieser Fluss unterbrochen, und die Lichter gehen aus.“
    Um seinen Worten eine größere Wirkung zu verleihen, schnitt Tom den Draht mit einem Brotmesser, welches er während seines Vortrags scheinbar beiläufig ergriffen hatte, in der Mitte durch. Sheriff Connor sah interessiert zu, wobei er der Hand, die das Messer führte, besondere Aufmerksamkeit schenkte.
    Tom stand
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