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Good Girls

Titel: Good Girls
Autoren: Laura Ruby
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ich. Mit Luke. Wir haben …« Meine Stimme versagt und ich starre auf das Foto. Lukes Kopf ist abgeschnitten. Seine entblößte Brust und Hüften schimmern im Dunkeln. Seine Hände sind in die Bettdecke gekrallt. Zwischen seinen Knien ergießt sich hüftlanges, schwarz-blond gestreiftes Haar.
    Ash tritt auf die Bremse und fährt rechts ran. Sie reißt mir das Handy aus der Hand. »Oh, Gott«, sagt sie. »Wer hat das gemacht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wo wart ihr?«
    »Oben, in einem der Schlafzimmer.«
    »Warum habt ihr denn die verdammte Tür nicht zugemacht?«
    »Haben wir doch!«, sage ich. »Jemand muss gesehen haben, wie wir reingegangen sind. Und die Tür wieder aufgemacht haben.«
    »Und du hast nichts davon mitbekommen? Nichts gehört und nichts gesehen?«
    Ich versuche, mich zu erinnern. Die Musik war so laut gewesen, dass man sie bis nach oben gehört hatte. Und dann war da noch Lukes Stöhnen. »Nein«, sage ich. »Ich habe nichts gehört. Außerdem hatte ich die Augen geschlossen. Und Luke wahrscheinlich auch.«
    » Cabrón «, sagt sie. »Meinst du, er hat das geplant?«
    »Wer?«
    »Luke!«
    »Was? Nein, ich …« Ich schüttle verzweifelt den Kopf.
    Und dann wird mir schlagartig alles klar. Cindy Terlizzis Lächeln bei Mrs Sayers. Der Finger im Flur. Pete und seine hohlen Freunde. Der ungewöhnlich gesprächige Jeremy Braverman. »Ash, es ist das Foto.« Mein Magen verkrampft sich und ich schiebe die Tüte mit Pommes weg. »Jemand hat dieses Foto per MMS verschickt.«

Die Jagd
    Der Schulparkplatz. Ich will nicht aussteigen.
    »Weißt du was?«, sagt Ash. »Heute Nachmittag schwänzen wir die Schule. Ist mir egal, wenn’s Ärger gibt. Wir können ins Kino gehen oder so.«
    Ins Kino? Ich kann nicht denken. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich verstehe das nicht. Wer hat das Foto gemacht? Wer hat es verschickt? Den Absender der MMS kenne ich nicht. Ash sagt, wir könnten es herausfinden. Aber ich sage: »Wer sind wir denn? Das verdammte FBI?«
    Das Handy liegt noch immer aufgeklappt auf meinem Schoß. Jeder, der das Bild sieht, wird sofort wissen, dass ich es bin. Niemand hat so lange Haare wie ich. Ich wünschte, ich hätte sie längst abgeschnitten. Habe ich aber nicht, weil es immer das einzige Besondere an mir war. Jetzt ist es wirklich etwas Besonderes. Mein Magen fühlt sich wie ein Steinklumpen an, sodass ich mich nicht einmal übergeben kann.
    »Sag was«, fordert Ash mich auf.
    Das war meine Privatangelegenheit und jetzt ist es Pornografie. Ich fühle mich, als hätte mir jemand mein Tagebuch gestohlen und es über die Lautsprecheranlage vorgelesen. Nur dass ich kein Tagebuchschreibe. Ich habe noch nicht einmal ein Blog. »Was soll ich denn jetzt machen?«
    Ash antwortet nicht. Sie nimmt einfach nur meine Hand und drückt sie. Am liebsten würde ich weinen. Aber mein Körper ist wie ausgetrocknet. Mein Hals kratzt und meine Zunge fühlt sich wie ein Staublappen an.
    »Was ist? Sollen wir heute Nachmittag die Schule schwänzen oder nicht?«
    Natürlich will ich die Schule schwänzen: heute Nachmittag, die ganze Woche, das ganze Schuljahr. So lange, bis ich aufs College gehe. Dummerweise schreibe ich heute Nachmittag einen Geschichtetest, und wenn ich blaumache, verpasse ich ihn. Dieser Test war mir vorher schon wichtig, aber jetzt ist er plötzlich das Wichtigste auf der ganzen Welt. Ich muss den Test mitschreiben. Ich muss ihn glänzend bestehen. Es ist das Einzige, was ich tun kann.
    »Nein«, sage ich. »Ich habe einen Test in Geschichte.«
    »Ach, Audrey, komm schon – «
    »Nein«, wiederhole ich. »Wenn ich heute nicht hingehe, wird es morgen nur noch schlimmer.«
    »Na schön«, sagt sie. »Ich geh mit dir zu deinem Schließfach.«
    Wir steigen aus und gehen zum Hintereingang der Schule. Es ist bewölkt, doch die Luft ist merkwürdig stickig und schwül. Ich wate durch Morast, kämpfe mich in einem heißen, stinkenden Dschungel durch dichtes Gestrüpp. Sobald wir die Tür öffnen,spüre ich die Blicke, sehe das gehässige Grinsen hinter vorgehaltenen Händen. Alle in der Schule wissen Bescheid. Die Bits und Codes, die Einsen und Nullen schweben von Handy zu Handy und setzen sich zu Haut und Haaren, Händen und Knien zusammen. Ich. Und ich. Und ich. Und so weiter und so fort.
    Die Schüler treten zur Seite und bilden eine Gasse, durch die wir hindurchgehen. Ich höre, wie jemand etwas murmelt. Ash dreht sich blitzschnell um. »Halt’s Maul, gilipollas «, zischt sie.
    Wir gehen zu
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