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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Autoren: Gillian Flynn
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unzulänglich, und dann würde die Stimme meines Vaters ertönen – dumme Schlampe  –, und von dort würde es dann weitergehen.
    Amy hatte vollkommen recht.
    Vielleicht gab es für mich kein gutes Ende.
    Amy war toxisch, aber ich konnte mir eine Welt ganz ohne sie nicht vorstellen. Wer wäre ich, wenn Amy einfach nicht mehr da wäre? Mich interessierten keine Alternativen mehr. Aber sie musste auf Vordermann gebracht werden. Amy im Gefängnis, das wäre ein gutes Ende für sie. Gut verstaut in einer Box, wo sie mir nichts antun, ich sie aber von Zeit zu Zeit besuchen konnte. Oder sie mir zumindest vorstellen. Ein Puls, mein Puls, irgendwo da draußen.
    Ich musste derjenige sein, der sie dorthin brachte. Das lag in meiner Verantwortung. Genauso wie Amy es sich als Verdienst anrechnete, dass sie das Beste in mir zum Vorschein brachte, so musste ich die Schuld dafür auf mich nehmen, dass ich Amys Wahnsinn zum Erblühen brachte. Es gab bestimmt eine Million Männer, die Amy geliebt, geehrt, ihr gehorcht und sich dabei glücklich geschätzt hätten. Souveräne, selbstbewusste Männer, die sie nicht dazu gezwungen hätten, etwas anderes zu sein als ihr perfektes, rigides, anspruchsvolles, brillantes, kreatives, faszinierendes, habgieriges, größenwahnsinniges Selbst.
    Männer, die imstande gewesen wären, treu und liebevoll zu sein.
    Männer, die ihre geistige Gesundheit aufrechterhalten hätten.
    Amys Geschichte hätte Millionen anderer Wege einschlagen können, aber sie war mir begegnet, und es waren unangenehme Dinge passiert. Deshalb musste ich sie aufhalten.
    Nicht sie töten, sondern sie aufhalten.
    Sie in eine ihrer Schachteln packen.

Amy Elliott Dunne
    Fünf Tage nach der Rückkehr
    Ich weiß, ich weiß jetzt ganz sicher, dass ich mit Nick noch sorgfältiger umgehen muss. Er ist nicht mehr so zahm wie früher. Etwas in ihm steht unter Strom, ein Schalter ist umgelegt worden. Mir gefällt das. Aber ich muss Vorkehrungen treffen.
    Ich brauche noch eine spektakuläre Schutzmaßnahme.
    Es wird ein bisschen Zeit in Anspruch nehmen, sie einzurichten. Aber ich habe ja schon früher gern geplant. In der Zwischenzeit können wir an unserem Wiederaufbau arbeiten. Angefangen mit der Fassade. Wir werden eine glückliche Ehe führen, auch wenn Nick daran eingeht.
    »Du wirst versuchen müssen, mich zu lieben«, habe ich ihm gesagt. An dem Morgen, nachdem er mich fast umgebracht hat. Zufälligerweise war es Nicks fünfunddreißigster Geburtstag, aber er hat es nicht erwähnt. Mein Mann hat die Nase voll von meinen Geschenken.
    »Ich verzeihe dir, was letzte Nacht vorgefallen ist«, hab ich ihm gesagt. »Wir stehen beide unter einer Menge Stress. Aber jetzt musst du dir wieder Mühe geben.«
    »Ich weiß.«
    »Es muss anders werden«, sagte ich.
    »Ich weiß«, sagte er.
    Er weiß es nicht wirklich. Aber er wird es bald wissen.
    Meine Eltern haben uns jeden Tag besucht. Rand und Marybeth und Nick überhäufen mich mit Aufmerksamkeit. Kissen. Alle wollen mir Kissen aufdrängen. Wir erliegen alle der Massenpsychose, dass ich mein Leben lang unter den Nachwirkungen der Vergewaltigung und der Fehlgeburt leiden werde. Als hätte ich Spatzenknochen und man müsste mich vorsichtig in der Hand halten, damit ich nicht zerbreche. Also lege ich die Füße auf die berüchtigte Ottomane und gehe mit behutsamen Schritten über den Küchenfußboden, auf den mein Blut geflossen ist. Wir müssen gut für mich sorgen.
    Doch ich finde es seltsam stressig, Nick im Umgang mit anderen Menschen zu beobachten. Es kommt mir vor, als wäre er ständig kurz davor, alles auszuposaunen – als würden seine Lungen fast bersten mit Worten über mich – vernichtenden Worten.
    Mir wird klar, dass ich Nick brauche. Er muss meine Geschichte absichern. Er muss mit seinen Vorwürfen und dem Leugnen aufhören und zugeben, dass er es war: die Kreditkarten, die Sachen im Schuppen, das Hochstufen der Lebensversicherung. Sonst werde ich für immer einen Hauch von Unsicherheit mit mir herumtragen. Ich habe nur ein paar offene Probleme, und alle sind Menschen. Die Polizei, das FBI, sie alle überprüfen meine Geschichte. Ich weiß, dass Boney mich liebend gern verhaften würde. Aber sie haben alles dermaßen vermasselt, dass sie als die totalen Trottel dastehen und mich ohne handfeste Beweise nicht antasten können. Und Beweise haben sie nicht. Sie haben nur Nick, der schwört, dass er die Dinge nicht getan hat, von denen ich schwöre, dass er sie getan hat,
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