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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Hertz
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zusammenpassen. Das tun sie auch, und jeder, der sie miteinander erlebt, merkt auf Anhieb, dass sich hier Topf und Deckel gefunden haben. Wirklich beneidenswert.
    Bei Gunnar und mir war es nicht ganz so, wir waren eher Topf und Bratpfanne. Wobei Gunnar mit seinen gut und gern fünfzehn Kilo zu viel auf den Rippen ganz eindeutig der Topf war. Egal, ich hab ihn trotzdem geliebt. Schnell schiebe ich den Gedanken an meinen Ex zur Seite, ich habe keine Lust, mir jetzt schon wieder selbst die Laune zu vermiesen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du hier übernachtet hast.«
    »Hatte ich eigentlich auch nicht vor«, erklärt Stefan. »Normalerweise hätte ich heute früh um acht einen Klienten gehabt, der kurz vorm Hamburg-Marathon noch ein paar Trainingseinheiten absolvieren wollte. Aber er hat mir gestern spät abgesagt, und als Kiki anrief und mich bat, vorbeizukommen, bin ich natürlich sofort zu meiner Liebsten geeilt.« Sein Gesichtsausdruck verändert sich, zwar fast unmerklich, aber es entgeht mir trotzdem nicht. Ich runzele die Stirn.
    »Sie hat dir erzählt, dass wir Zoff hatten.« Mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Stefan nickt zögerlich. »Ja, hat sie«, gibt er dann zu. »Sie macht sich halt«, spricht er schnell weiter, »Sorgen um dich.«
    »Da ist sie ebenfalls nicht die Einzige«, stelle ich in sarkastischem Tonfall fest.
    Stefan guckt mich überrascht an. »Wieso? Hat etwa Gunnar …«
    »Träum weiter«, ich mache eine wegwerfende Handbewegung, »von dem brauche ich wohl nichts mehr zu erwarten.«
    »Hast du mittlerweile mit deinen Eltern gesprochen?«, fragt er als Nächstes.
    Mein Magen zieht sich zusammen. Meine Eltern. Ja, mit denen muss ich wohl auch noch reden und ihnen gestehen, dass ich das Studium versiebt habe und sie sich leider mit der Tatsache anfreunden müssen, keine Akademikerin zur Tochter zu haben. Was dann aus ihrer monatlichen Unterstützung von vierhundert Euro wird, die sie mir bisher zukommen lassen, darüber will ich lieber gar nicht nachdenken!
    »Nein«, erwidere ich und lächele dann schief, »das spare ich mir für einen ganz besonderen Moment auf.«
    »Dann rück schon mit der Sprache raus!«, fordert Stefan mich auf. »Wer macht sich sonst noch Sorgen um dich?«
    »Das liegt doch wohl auf der Hand«, erkläre ich. »Ich! Ich
    mache mir Sorgen um mich und darum, wie mein verkorkstes Leben nun weitergehen soll.«
    »Ach, Maike«, Stefan macht ein paar Schritte auf mich zu und legt brüderlich einen Arm um meine Schulter.
    Normalerweise würde es mich vielleicht nervös machen, wenn so ein gutaussehender und noch dazu halbnackter Mann mir so nahe käme – vor allem, da mein letzter Körperkontakt schon … na ja, eine ganz Weile her ist, denn schon in unseren Endzügen sind Gunnar und ich nicht gerade täglich durch die Laken geturnt –, doch bei Stefan genieße ich einfach die freundschaftliche Geste. Das hier ist eben »nur« Stefan, der knackige Freund meiner Cousine, der zwar sehr sexy, aber auch sehr Tabuzone ist.
    »Das wird sich schon alles finden, glaub mir.« Er wirft mir ein aufmunterndes Lächeln zu und entblößt dabei eine Reihe strahlend weißer Zähne.
    »Ja«, seufze ich, »sicher wird das irgendwie.«
    »Ich sag ja immer: Et häät no ever jootjejange.«
    »Wie bitte? Ich verstehe kein Wort!«
    Als gebürtiger Rheinländer bringt Stefan immer mal wieder gern Sprichwörter an, die für norddeutsche Ohren nur schwer zu entschlüsseln sind.
    »Das heißt: Es ist noch immer gutgegangen.«
    Ich lache. »Dann hoffen wir mal, dass du und Kiki am Ende recht behaltet.«
    Stefan zuckt mit den Schultern. »Et kütt, wie et kütt«, pariert er lächelnd, was ich mit »Es kommt, wie es kommt« sogar selbst übersetzen kann.
    »Ja, sicher. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.« Mein Blick fällt auf die große Wanduhr über der Badezimmertür. »Scheiße!«, entfährt es mir. »Schon Viertel vor zwölf? Jetzt muss ich mich aber echt beeilen, sonst geht hier am Ende gar nichts gut!«
    »Na«, Stefan schnappt sich seine restlichen Sachen und macht sich auf den Weg aus dem Bad, »dann hau mal rein.«
    »Ach, Stefan?«, rufe ich ihm nach, als er schon fast aus der Tür ist.
    »Ja?« Er dreht sich zu mir um und sieht mich fragend an.
    »Du solltest«, setze ich an und spreche dabei betont langsam, um ihn ein bisschen auf die Folter zu spannen.
    »Ich sollte was?«
    »Also, wenn du dich unter den Asi-Toaster legst, dann dreh dich am besten die
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